Inflation und Aktienkurse im Sinkflug: Die Folgen für die Gesellschaft

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Seit 2021 steigt die Inflationsrate stetig an, ein Ende ist bisher nicht in Sicht. Der Angriff Russlands auf die Ukraine ließ die Hoffnungen auf ein Ende nach Corona zerplatzen. Zahlreiche Unternehmen sowie Privathaushalte haben jetzt mit den Folgen zu kämpfen. Die steigende Inflation hat Auswirkungen auf die Aktienkurse, die neuerdings sinken.

Ein Beitrag von Asim Qajani, Verwaltungsrat und CEO von Green Capital und Beteiligungen AG. Die Firma investiert in kleine, mittelständische und große Unternehmen und hilft die Hürden der Nachfolge zu meistern.

Asim Qajani, Verwaltungsrat und CEO, Green Capital und Beteiligungen AG

Das aktuelle Weltgeschehen hat zu große negative Einflüsse auf die Wirtschaft und dadurch auch auf die Gesellschaft. Was sind die Folgen für die Gesellschaft? Und was kann der Staat gegen die Inflation tun?

Wie konnte es so weit kommen?

Im Juli lag die Inflationsrate in Deutschland bei 7,6 Prozent, in der EU sogar bei 8,9 Prozent. Die aktuelle Situation ist vergleichbar mit der Ölpreiskrise in den 70er Jahren. Eine große Rolle für die Negativentwicklungen der Wirtschaft spielt mit Sicherheit die Corona-Pandemie. Im Laufe der Pandemie kam es zu Lieferengpässen, die eine Kettenreaktion ausgelöst haben. Ziemlich sicher ist auch, dass der Russland-Ukraine-Krieg ein ausschlaggebender Faktor ist und die Situation verschärft hat. Dadurch resultierten nämlich Produkteinbuße in der Ukraine und anderen Ländern. Grund dafür: die Sanktionen gegen Russland. Aufgrund dessen konnten die Energiekosten explodieren.

Höhere Produktkosten & weniger Verfügbarkeiten

Für die Gesellschaft haben die verschiedenen Veränderungen auf dem Markt verheerende Folgen. Aufgrund der steigenden Inflationsrate rasen die Preise in allen Sektoren in die Höhe. Besonders davon betroffen ist der Energiesektor, dessen Preis im Juli über ein Drittel anstieg. Zwar erhöht sich der Mindestlohn in Deutschland regelmäßig, jedoch können diese Geldeinbuße dadurch kaum wieder ausgeglichen werden. Aufgrund der steigenden Kosten erhalten Menschen weniger für ihr Geld. Besonders tragisch ist das für diejenigen, die ohnehin nicht viel Kapital zur Verfügung haben. Bei höheren Preisen investieren Unternehmen außerdem weniger. Das bedeutet für die Menschen, dass sich die Verfügbarkeit von Produkten und Dienstleistungen drastisch verringert. Und natürlich werden sie dadurch auch teurer. Produkte können nicht mehr in dem Umfang und für den Preis erhalten werden, wie man es gewohnt ist. Dazu kommen die Lieferengpässe, die die Produktverfügbarkeiten weiter erheblich einschränken. Die Folge davon ist, dass bei den verschiedenen Einzelhändlern nicht mehr alles in gewohnter Menge vorhanden ist, manche Produkte sogar vollends aus dem Regal verschwinden und die Preise zum Teil ins Unermessliche steigen.

Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt

Auf dem Arbeitsmarkt kommt es während der wirtschaftlichen Negativentwicklungen zu erhöhten Personalkosten. Aufgrund von Arbeitskräftemangel und den steigenden Mindestlöhnen müssen die Kosten für das Personal angepasst werden. Das hat zur Folge, dass viele Unternehmen gezwungen sind, Mitarbeiter zu entlassen und ihr Geschäft einzuschränken. Arbeitnehmer, die sowieso schon mit Geldproblemen zu kämpfen haben, droht durch eine Entlassung der finanzielle Absturz. Eine steigende Arbeitslosenrate ist demnach eine weitere Auswirkung der wirtschaftlichen Veränderungen.

Was kann der Staat tun?

Die Politik hat tatsächlich ein paar Möglichkeiten, die Inflation zu steuern. Dazu zählen Anpassungen von Steuern und Löhnen sowie die Unterstützung von Unternehmen. Daneben kann den Institutionen geholfen werden, die Nahrung oder Kleidung für obdachlose Menschen anbieten. Bei Menschen mit niedrigen Einkommen können Sonderleistungen gestattet werden. Zudem können Sozialgelder für die ohnehin schon benachteiligten Menschen erhöht werden. Weitere Möglichkeiten sind die Bezuschussung von Krankenkassenbeiträgen und die Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel und weiteren lebensnotwendigen Dingen.

Entschädigungen für die Gesellschaft

Bereits jetzt hat der Staat die ein oder andere Sonderzahlung gestattet. Zum Beispiel erhalten im September alle einkommensteuerpflichtigen Menschen eine Energiepauschale im Wert von 300 Euro brutto. Ein kleiner Trost für die explodierenden Energiepreise. Auch das in Deutschland eingeführte 9-Euro-Ticket soll eine Entlastung für die Gesellschaft sein. Ob überfüllte Züge bei dieser heißen Jahreszeit jedoch sinnvoll sind, darüber lässt es sich streiten. Fakt ist, dass die Menschen die ihnen gegebene Möglichkeit offensichtlich gerne annehmen. Denn genau das zeigen die vollen Regionalzüge.

Die Zentralbank hat den Leitzins vor wenigen Wochen um 0,5 Prozent erhöht. Folglich kann der Wert des Geldes wieder steigen und die Wirtschaft zukünftig positiv beeinflusst werden. Diese Veränderung hat jedoch auch negative Begleiterscheinungen. Mit der Anhebung des Leitzinses können Zentralbanken die Inflation beeinflussen. Die Folge davon ist aber, dass die Kreditvergaben zunehmend teurer und somit unattraktiv werden und das Geld gleichzeitig knapper wird. Jedoch führt die Geldverknappung wiederum dazu, dass der Wert des Geldes steigt und die Inflationsrate wieder sinkt.

Fazit

Ob all die Entschädigungen die hohen Kosten, unter denen die Gesellschaft aktuell leidet, wiedergutmachen können, ist zweifelhaft. Vollkommen abdecken können sie diese bis jetzt definitiv nicht. Selbst Unternehmen haben aus eigener Kraft Unterstützung für ihre Mitarbeiter angeboten, zum Beispiel durch die Nutzung von Homeoffice oder dem Schenken von Tankgutscheine. Nun ist der Staat gefragt.

Er sollte sich um weitere Maßnahmen bemühen, um zum einen Privatpersonen und zum anderen Unternehmen zu entlasten. Ansonsten ist eine gesellschaftliche Verarmung vorprogrammiert. Mit großem Glück können wir im nächsten Jahr wieder eine niedrigere Inflationsrate erwarten. Jedoch kann man auch nicht wissen, was bis dahin noch alles auf uns zukommen wird. Denn auch mit Corona und dem Russland-Ukraine-Krieg hat kaum jemand gerechnet.

Bild (2): © Green Capital und Beteiligungen AG