Rückkehr in die GKV als letzter Ausweg: Warum das oft ein Trugschluss ist

Frau ist geschockt von Brief
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Viele Privatversicherte haben kürzlich eine Hiobsbotschaft erhalten: Die Krankenkassenbeiträge werden 2024 steigen. Rund sieben Prozent beträgt die Erhöhung laut dem Verband der privaten Krankenversicherung durchschnittlich und ungefähr die Hälfte aller Privatversicherten wird betroffen sein.

Einige wissen nicht, wie sie diese finanzielle Mehrbelastung stemmen sollen, und erwägen deshalb eine Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung. Das ist bis 55 auch problemlos möglich und selbst danach gibt es Wege – doch häufig stellt sich bei näherer Betrachtung heraus, dass es sich dabei nicht um die beste Lösung handelt. Im nachfolgenden Artikel wird erläutert, welche Fragen geklärt werden sollten, bevor man sich für die Rückkehr in die GKV entscheidet.

Kann der Beitrag der privaten Krankenversicherung reduziert werden?

Eine Alternative, die immer zuerst geprüft werden sollte, bevor ein Versicherungsnehmer in die gesetzliche Krankenversicherung zurückwechselt, ist die Reduzierung der Kosten für die PKV. Dafür gibt es mehrere Optionen, auch wenn die Versicherer sie in der Regel nicht von sich aus anbieten, sondern die Kunden aktiv danach fragen müssen.

Die „einfachste“ Lösung ist ein Tarifwechsel, da dieser oft auf gleichem Leistungsniveau bei erheblich reduzierten Beiträgen möglich ist. Meist ist der Versicherungsschutz dann immer noch besser als in der GKV. Außerdem muss jede private Krankenversicherung einen Standard- und einen Basistarif anbieten. Diese decken die Grundleistungen ab und sind höchstens so teuer wie der Höchstbeitrag in der GKV. Eine weitere Möglichkeit ist die Erhöhung der Selbstbeteiligung. In manchen Konstellationen sparen Versicherte dann umgerechnet monatlich drei Euro für jeden Euro der Selbstbeteiligung, den man zusätzlich zahlt. Bevor diese Optionen überprüft wurden, sollte ein Wechsel nicht in Betracht gezogen werden.

Wie hoch wäre der Beitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung?

Wer sich eingehend mit den möglichen Optimierungen in der PKV beschäftigt hat und zu der Feststellung kommt, dass diese keine finanzielle Entlastung herbeiführen, sollte einen Schritt weitergehen. Wichtig ist nun, die Angebote der GKV genauestens zu prüfen. Zwar hört man immer wieder in den Medien, dass ein Wechsel nur finanzielle Vorteile bietet – wer genauer hinschaut, wird jedoch schnell die Defizite feststellen.

Ralf Willems
Ralf Willems, Vorstand, CORRIGO AG © CORRIGO AG

In der GKV sind die Beiträge grundsätzlich einkommensabhängig und liegen bei etwa 20 Prozent der Einnahmen; dadurch sind die monatlichen Kosten schnell deutlich höher als in der PKV. So würde der Betrag für die Versicherung bei einer Person, die monatlich knapp 3.000 Euro verdient, schon bei 600 Euro liegen. Der Höchstbetrag in der gesetzlichen Krankenversicherung beträgt bei entsprechendem Einkommen 2024 sogar mehr als 1.000 Euro monatlich. Problematisch ist es auch insbesondere dann, wenn es sich um eine späte Rückkehr handelt, denn dann werden sämtliche Einnahmen, auch Mieteinkünfte, Zinserträge oder Unterhaltsleistungen, als Einkommen gewertet. Es gilt also abzuwägen: Die PKV kostet während der Erwerbstätigkeit meist weniger, dafür steigen die Beiträge selbst im Rentenalter noch an. Bei der GKV ist es umgekehrt: Mit einem hohen Einkommen ist auch der Monatsbeitrag hoch, das deutlich niedrigere Ruhegehalt reduziert dafür auch die fälligen Beiträge. Hinzu kommen weitere zu berücksichtigende Aspekte, beispielsweise die Umverteilung von Einnahmen innerhalb der ehelichen Gemeinschaft oder die Art der Versicherung des Ehepartners.

Trotz aller Alternativen bleibt nur ein Wechsel in die GKV: Darauf sollten Interessierte achten

In manchen Fällen wird sich zeigen, dass trotz aller Alternativen finanziell keine Besserung in Sicht ist. Ein Wechsel macht dann definitiv Sinn, wenn Betroffene die folgenden drei Punkte beachten:

  • Es sollten immer die Möglichkeiten der Einkommensgestaltung genutzt werden. In diesem Rahmen ist es wichtig, Einkünfte darauf abzustimmen, dass sie den GKV-Beiträgen vorteilhaft gerecht werden.
  • Sinnvoll ist außerdem, sich über Familienversicherungen zu informieren, da diese ganz offensichtlich die kostengünstigste beziehungsweise kostenfreie Alternative darstellen.
  • Wer endgültig wechseln möchte, sollte die Möglich­keiten des Sozialgesetzbuches ausschöpfen.

Über den Autor

Ralf Willems ist Versicherungsmakler und Gründer sowie Vorstand der CORRIGO AG. Er unterstützt Menschen dabei, innerhalb ihrer bestehenden privaten Krankenversicherung bei gleicher Leistung deutlich geringere Beiträge zu zahlen. Denn zu viele Betroffene nehmen ihren bisherigen Beitrag fast schon als „normal“ hin. Dabei gibt es immer Stellschrauben, an denen gedreht werden kann, um bessere Tarife zu erhalten. Der eingesparte Beitrag kann dann sinnvoll eingesetzt werden, beispielsweise, um die private Krankenversicherung im Rentenalter zu finanzieren. Ralf Willems konnte bereits mehr als 25.000 Menschen beraten und zu einer Beitragseinsparung von insgesamt mehr als 100.000.000 Euro beitragen.

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