Rating Risiko-Leben 2024: Kaum Fortschritte – fehlt die Ambition?

Mann sieht durch Vergrößerungsglas
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Das Risikoleben-Neugeschäft schrumpft. Schuld daran ist vor allem der Nachfrageeinbruch bei Wohnimmobilien. Das führt zu weniger neuen Hypothekenfinanzierungen, die mit einer Risikolebensversicherung abgesichert werden. Viele Menschen verzichten zudem aufgrund politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten auf Konsum und neue Kredite. Damit setzt sich der Negativtrend der „Corona-Jahre“ ungebremst fort. Die Bestände sinken kontinuierlich.

„Auf die Rahmenbedingungen hat ein Versicherer keinen Einfluss. Aber er kann seine Absatzchancen mit kundenfreundlichen Tarifen verbessern“, erläutert Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter der Franke und Bornberg GmbH. Die ambitionierten RLV-Ratingkriterien lieferten zahlreiche Ansatzpunkte. Der Preis allein hingegen tauge nicht als Auswahlkriterium. „Was nützt ein billiger Tarif, wenn er wichtige Aspekte nicht erfüllt? Das alte Mantra, dass bei RLV nur der Preis zählt, gilt heute nicht mehr“, konstatiert Franke. Dabei ist der Preisunterschied tatsächlich riesig: In einer Musterberechnung zahlt eine 30-jährige Bankkauffrau als Nichtraucherin für 100.000 Euro Versicherungssumme bis zum Alter 67 monatlich zwischen 8,36 Euro und 41,19 Euro.

Risiko-Lebensversicherungen müssen flexibler werden

Ob Job, Familie oder Wohnort – das Leben ist heute weniger planbar als für vorausgegangene Generationen. Brüche in der Erwerbsbiografie sind nicht länger die Ausnahme, sondern immer häufiger die Regel. Versicherungsschutz muss sich mehr denn je den Menschen und ihrer jeweiligen Lebenssituation anpassen. Deshalb verlangt Franke und Bornberg von Risiko-Lebensversicherungen seit 2023 deutlich mehr Flexibilität. Gefragt sind Features wie Nachversicherungsgarantie, Sofortleistung, Verlängerungsoption, kundenfreundliche Regelungen bei Zahlungsschwierigkeiten und Zusatzleistungen bei Tod durch Unfall oder im Ausland. Ohne flexible Leistungen schafft es kein RLV-Tarif in die höchsten Ratingränge.

Diese Versicherer bieten die besten Risiko-LV-Tarife

Auf der Suche nach den besten Risiko-Lebensversicherungen 2024 hat Franke und Bornberg 112 Tarife von 60 Gesellschaften nach 38 Kriterien analysiert. Viele Versicherer fahren zweigleisig. Sie stellen einem preisaggressiven Basis-Produkt ein höherpreisiges Top-Produkt zur Seite. Einige Anbieter haben noch ein drittes Produkt im Portfolio, das sich zwischen beiden Polen bewegt. Der Preisunterschied zwischen Basis- und Top-Produkt kann gut und gern 100 Prozent betragen. Andere Gesellschaften setzen auf ein einziges Produkt und bieten kostenpflichtige Zusatzleistungen als Bausteine an.

Nur 18 Versicherer haben mindestens ein hervorragendes Produkt im Angebot. Die Bestnote FFF+ erreichen für einen oder mehrere Tarife (alphabetische Reihenfolge):

  • Allianz
  • Baloise
  • Bayern-Versicherung (Versicherungskammer Bayern)
  • Continentale
  • CosmosDirekt
  • Delta Direkt
  • Dialog
  • Dortmunder
  • Europa
  • Ideal
  • Hannoversche
  • HUK 24
  • HUK-COBURG
  • LV 1871
  • Provinzial Rheinland
  • Signal Iduna
  • Versicherer im Raum der Kirchen
  • VPV
  • Zurich

Notenspiegel Risikolebensversicherung 2024

Die Spitzengruppe wächst: 26 Tarife und Tarifvarianten (23,21 Prozent) qualifizieren sich für die Bestnote FFF+ „hervorragend“. Sie erfüllen die Mindeststandards und erreichen mindestens 85 Prozent der maximal möglichen Punktzahl. Die zweithöchste Bewertung FFF „sehr gut“ erreichen nur zehn Tarife (8,93 Prozent). Ungefähr die Hälfte aller Produkte werden mit FF „gut“ bewertet. Die Gruppe der Minderleister (F+, F und F-) ist mit 4,46 Prozent gegenüber dem Erstrating deutlich geschrumpft.

Rating Risikolebensversicherung
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Auf dem Weg nach ganz oben verfehlen einige Tarife die Note FFF+, weil sie nicht flexibel genug sind oder weil sie den Mindeststandard beim Leistungsausschluss Kriegsereignisse nicht erfüllen. Das ist der Fall, wenn für Tod durch kriegerische Ereignisse erst nach einjähriger Dauer Versicherungsschutz besteht.
Manche Produkte verpassen das FFF, weil fehlende oder schwache Nachversicherungsgarantien zu Punktabzug führen. Ungeachtet der erreichten Punktzahl scheitern Tarife ohne Verlängerungsoption am Mindeststandard für die Note FFF.

Fazit und Ausblick
Die meisten Risiko-Lebensversicherungen bleiben hinter den Möglichkeiten zurück. „Gegenüber dem Erstrating 2020 gibt es mehr Toptarife. Hier zeigt unser Rating erste Erfolge. Was jedoch fehlt, ist ein starkes Verfolgerfeld“, resümiert Michael Franke. Zu viele Tarife scheiterten an den Noten FFF+ und FFF, weil es ihnen an Flexibilität mangele. „Aktuell fehlt vielen Versicherern der Ehrgeiz, Top-Tarife auf den Markt zu bringen. Bei manchem Produktentwickler fristet die RLV noch immer ein Schattendasein“, so Franke.

Es gebe aber Anzeichen, dass Gesellschaften die Neugeschäftsflaute nutzten und an neuen, leistungsfähigeren Tarifen arbeiteten. Der Zeitpunkt wäre gut gewählt, wie Philipp Wedekind, Leiter Ratings Vorsorge und Nachhaltigkeit bei Franke und Bornberg, erläutert: „Ein Anstieg des Höchstrechnungszinses auf 1,00 Prozent zeichnet sich ab. Die deutsche Aktuarvereinigung hat sich bereits dafür ausgesprochen. Ich bin optimistisch, dass die Neukalkulation von einem deutlichen Qualitätsschub für Risiko-Lebensversicherungen begleitet wird.“

Rating-Ergebnisse sowie die Bewertungsrichtlinien veröffentlicht Franke und Bornberg unter diesem Link. Die aktuelle Ratingübersicht liefert eine Zeitpunktbetrachtung. Franke und Bornberg hat die Entwicklung auch weiterhin im Blick: Neu hinzukommende Tarife und Änderungen werden laufend aktualisiert.

Bild (2): © Franke und Bornberg GmbH