OECD-Studie: Deutschland ist für Singles und Doppelverdiener Hochsteuerland

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Innerhalb der OECD gehört Deutschland zu den Hochsteuerländern. Bei Alleinstehenden hat die Bundesrepublik die höchsten Steuer- und Abgabenlast, bei Familien mit Doppelverdienern liegt Deutschland auf dem zweiten Platz.

Die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) untersucht jährlich die Steuer- und Abgabenlast in ihren Mitgliedsstaaten. Laut den Daten OECD-Bericht aus dem Jahr 2020 war Deutschland im Jahr 2019 Land mit der zweithöchsten Steuer- und Abgabenlast. Noch höher war die Belastung nur in Belgien. Nun wurde der OECD-Bericht für das Jahr 2021 veröffentlicht.

Laut den Daten der OECD gehörte Deutschland auch während der Covid-19-Pandemie zur Spitzengruppe innerhalb der Hochsteuerländer. Steuererleichterungen für Alleinerziehende und der Kinderbonus von 300 Euro konnten die Steuerlast leicht reduzieren. Weil auch andere OECD-Staaten ähnliche Maßnahmen durchführten, konnte die Bundesrepublik ihre Position im internationalen Vergleich aber nicht verbessern.

Deutschland mit höchsten Steuern für Alleinstehende

Auch im Jahr 2020 wurden Alleinstehende in Deutschland bei der Höhe der Einkommensteuer und der Sozialabgaben gemessen am Bruttoeinkommen innerhalb der 37 OECD-Mitgliedsländern am stärksten belastet. Bei einem Jahresbruttoeinkommen von 61.200 Euro mussten Singles in Deutschland 38,9 Prozent abführen. Davon entfielen 18,8 Prozent auf die Einkommenssteuer und 20,1 Prozent auf die Sozialabgaben. In Ländern mit ähnlichen ökonomischen Verhältnissen wie Österreich und Frankreich war die Belastung der Alleinstehenden signifikant geringer.

Hohe Steuern auch für Familien mit Doppelverdienern

Bei der Berechnung der Steuer- und Abgabenlast für Familien mit Doppelverdienern hat die OECD Zuschüsse wie Kindergeld abgezogen. In Deutschland wird ein Doppelverdiener-Ehepaar mit zwei Kindern demnach am zweithöchsten belastet. Noch höhere Abgaben fallen bei dieser Konstellation lediglich in Dänemark an. Insgesamt lagen die Einkommenssteuer und Sozialabgaben der Doppelverdiener in Deutschland bei einem Bruttoeinkommen von rund 103.500 Euro bei fast 30 Prozent. Davon entfallen etwa zwei Drittel auf die Sozialabgaben und etwa ein Drittel auf die Einkommenssteuer.

Steuer- und Sozialabgaben in Deutschland kaum gesunken

Im Jahr 2020 sank die Belastungsquote in Deutschland über alle Gruppen gemittelt um 1,1 Prozent. Es handelt sich dabei um den stärksten Rückgang, seitdem die OECD vor zwei Jahrzehnten die Messungen begann. Die Belastungssenkung übertraf damit den OECD-Durchschnitt stark.

Niedrigere Abgaben durch gesunkene Einkommen

Die Covid-19-Pandemie hat im OECD-Schnitt den größten Rückgang der Steuer- und Abgabenlast auf Arbeitseinkommen seit der Finanzkrise in den Jahren 2008/2009 ausgelöst. Besonders stark ist die Abgabenlast für Familien gesunken. Verantwortlich dafür sind unterschiedliche Maßnahmen der Regierungen, die die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Krise abmildern sollten. Zudem haben aber auch gesunkene Haushaltseinkommen dafür gesorgt, dass in vielen Fällen weniger Lohnsteuer und weniger Sozialabgaben an den Fiskus abgeführt werden mussten.

Berechnung auf Basis des Steuerkeils

Die Berechnungen der OECD basieren auf dem sogenannten Steuerkeil, der die Kosten eines Unternehmens für einen Arbeitsplatz (Bruttogehalt und Arbeitgeber-Sozialabgaben) mit der Belastung der Arbeitnehmer ins Verhältnis setzt. Bei einem alleinstehenden Arbeitnehmer mit Durchschnittslohn zeigt der Steuerkeil somit, wie hoch die Einnahmen des Staats und der Sozialkassen sind. Damit zeigt der Steuerkeil die monetären Hürden für den Erhalt von Arbeitsplätzen und die Schaffung neuer Stellen.

Im Jahr 2020 sank der Steuerkeil in Deutschland leicht (0,28 Prozent). Innerhalb der OECD lag es mit knapp der Hälfte (49 Prozent) jedoch nicht immer auf dem zweiten Platz. In den letzten Jahren ist die Belastung in Deutschland damit leicht gesunken. Vor zwei Jahrzehnten lag der Steuerkeil noch bei 52,9 Prozent. Noch höher war die Belastung im Jahr 2020 lediglich in Belgien. Im OECD-Durchschnitt lag der Steuerkeil bei 34,6 Prozent.

Dänemark laut alternativer Berechnung mit der höchsten Belastung

Im aktuelle OECD-Bericht hängt die Belastung primär von der Höhe der Einkommenssteuer und die Sozialabgaben ab. Betrachtet man hingegen alle Steuern und Sozialabgaben und zieht diese vom Bruttoinlandsproduktes (BIP) eines Landes ab, haben Dänemark (46,3 Prozent) und Frankreich (45,4 Prozent) die höchste Belastung. Deutschland liegt bei dieser Berechnungsmethode mit einer Belastungsquote von 38,8 Prozent auf dem elften Platz.