Die Fed wird die Zinsen weiter erhöhen

© Sergey Nivens – stock.adobe.com

Die Marktmeinung, dass die Fed am 2. November zum vierten Mal in Folge die Leitzinsen um 75 Basispunkte anheben wird, scheint angesichts der hohen VPI-Inflationsdaten der letzten Zeit gerechtfertigt.

Marktkommentar von David Norris, Head of US Credit, TwentyFour Asset Management

Die Gesamtinflationsrate lag im September im Jahresvergleich bei immer noch hohen 8,2 Prozent. Die eigentliche Enttäuschung war aber die höher als erwartete Monatsrate von 0,4 Prozent. Seit der Veröffentlichung dieser Zahlen Mitte Oktober wurde eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte fest eingepreist. Seither schwankten die Fed-Funds-Futures in ihrer Vorhersage für den Fed-Leitzins zwischen 4,75 Prozent und 5,25 Prozent.

Restriktivere Politik der Fed scheint Wirkung zu zeigen

Die jüngsten schwachen Wirtschaftsdaten für den Wohnungsbau und die Vorausschätzungen für die Einkaufsmanagerindizes („Flash-PMIs“) für Oktober zeigen einen deutlichen Rückgang. Erwähnenswert sind die vorläufigen BIP-Zahlen für das dritte Quartal, die mit 2,6 Prozent leicht über den Erwartungen lagen und den jüngsten Trend eines negativen BIP-Quartalswachstums umkehrten.

Unabhängig von den Wirtschaftsdaten konzentriert sich die Fed vorerst ganz auf die Bekämpfung der Inflation, weshalb sie für die Novembersitzung eine Leitzinserhöhung um 75 Basispunkte anstrebt. In Zukunft wird sich aber immer mehr die Frage stellen, ob und wann die Fed eher den Fuß vom Gas nehmen wird, statt potenzielle „Brüche“ im Markt zu riskieren, wenn sie das aggressive Tempo der Straffung beibehält.

Es scheint, dass wir uns dem Höhepunkt der Inflation nähern. Das könnte die Märkte stabilisieren und der Fed die Möglichkeit geben, eine Pause einzulegen, um die Auswirkungen ihrer schnellen Zinserhöhungen auf die Inflation und die Wirtschaft zu bewerten. Sollte sich die Inflation umkehren und die Wirtschaft abschwächen, dürfte der Druck auf die Fed nachlassen.

Der Markt rechnet allerdings immer noch mit einer weiteren Zinserhöhung um 50 Basispunkte im Dezember. Weitere Inflationsdaten in Form des von der Fed favorisierten Beschäftigungskostenindex und der Kernrate der privaten Konsumausgaben (Core PCE) entsprachen den Erwartungen, was die Forderung nach einer Zinserhöhung im Dezember weiterhin unterstützen würde.

Letztendlich wird die Fed wahrscheinlich damit beginnen, den Umfang der Zinserhöhungen zu reduzieren und dann eine Pause einlegen, um ihre kumulative Wirkung zu bewerten. Wir gehen jedoch davon aus, dass die offizielle Sprachregelung vorerst weiter „höher für länger“ („higher for longer“) lauten wird, anstatt zu einer modifizierten Formulierung überzugehen.

Festverzinsliche Wertpapiere sind attraktiv

Historisch betrachtet erreichen die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen kurz vor der letzten Zinserhöhung der Fed in jedem Zyklus ihren Höhepunkt. Ein Höchststand bei den Renditen wäre eine positive Entwicklung und würde für sich genommen stabilisierend auf den Markt wirken. Wir glauben, dass die Fed die Zinsen tatsächlich länger hochhalten wird.

Angesichts dieses Szenarios sehen wir bei festverzinslichen Wertpapieren einige sehr attraktive Werte. Bei Unternehmensanleihen bevorzugen wir weiterhin eine höhere Qualität und eine geringere Duration, um von der Roll-Down- und Pull-to-Par-Dynamik zu profitieren, die bei derart hohen Renditen sehr attraktiv sein kann.