Sollten Bonitätsprüfungen von Spielern in Onlinecasinos eingeführt werden?

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Alle Personen, die die Volljährigkeit erreicht haben, dürfen ungehindert ein Konto in einem Onlinecasinos erstellen. Ausnahmen gibt es nur nach einem Beschluss eines Amts- oder Landesgerichts, welches individuell auf einen Tatbestand abzielt.

Immer wieder kommt die Frage auf, ob Onlinecasinos im Rahmen der Registrierung eines neuen Spielers dessen Bonität prüfen soll. Nehmen wir die Gründe, die dafür und dagegen sprechen, einmal genauer unter die Lupe.

Kommerzieller Geschäftsvertrag

Wer online ein Produkt bestellt und sofort mit der Bankkarte oder einer gleichwertigen Zahlungsmethode den geforderten Betrag ausgleicht, wird keiner Bonitätsprüfung unterzogen. Die Prüfung der Bonität wäre in dem Fall übertrieben, da der Kunde die fällige Zahlung sofort ausgleicht. Anders sieht das aus, wenn ein Kunde einen Ratenkauf anstrebt. In dem Fall wird die Ware zeitnah geliefert und der Kunde schuldet dem Händler für den vereinbarten Zeitraum den Ausgleich des Warenwertes in der vereinbarten Ratenhöhe.

Der Händler kann sich nicht sicher sein, die Ware unbeschadet zurückzuerhalten, wenn der Käufer mit einer Rate im Rückstand steht oder gar vollständig die Zahlung verweigert. Damit geht der Händler ein hohes Verlustrisiko ein. Verständlich, dass der Händler zu seinem eigenen Schutz die Bonität des Kunden vor Abschluss der Ratenzahlungsvereinbarung prüft. Es handelt sich um einen kommerziellen Geschäftsvertrag bei dem gewisse Rechte und Pflichten beider Seiten zwingend einzuhalten sind.

Verbraucher, die eine Ratenzahlung beantragen, müssen schriftlich der Bonitätsprüfung zustimmen. Wird die verweigert, darf der Händler den Vorgang unverzüglich abbrechen, weil die Bonitätsprüfung zu den Geschäftsbedingungen gehört und in dem Fall auch das Hausrecht greift, in dem der Händler den Verkauf an bestimmte Verbraucher verweigern darf. Stimmt der Verbraucher zu, entscheidet der Bonitäts-Score darüber, ob der Händler der Ratenzahlung zustimmt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Auskunfteien für Kreditsicherungen nie darüber entscheiden, ob ein Ratenvertrag zustande kommt, sondern dem Händler nur den Score mitteilen, der daraufhin selbstständig über den Ratenantrag entscheidet.

Die Auskunfteien speichern aber nicht nur von Verbrauchern, sondern auch von Unternehmen Bonitätsdaten. Weshalb auch Verbraucher bei einer Auskunftei für Kreditsicherung eine Bonitätsabfrage einreichen können und nachweisen, dass zwischen ihnen und dem Händler ein Vertrag zustande kommen soll. So lässt sich unter anderem feststellen, wie seriös das Unternehmen tatsächlich ist. Beispielsweise, ob es seiner Steuerpflicht nachkommt. Wenngleich das nicht im Detail zu erkennen ist für den Verbraucher in der Auskunft, ist das ein relevantes Thema.

Steuerlast der Onlinecasinos

Mit dem gültigen deutschen Glücksspielvertrag sind die Online Casinos, die die deutsche Lizenz erhalten, verpflichtet, eine Steuer in Höhe von 5,3 Prozent abzuführen. Hier darf sich jeder ruhig die Frage stellen, ob die Online Casinos ihrer Pflicht nachkommen und somit seriös arbeiten, sodass für die Verbraucher kein Risiko besteht, wenn sie Geld investieren und Gewinne nicht sofort auszahlen lassen. Denn kommt es aufgrund einer bestehenden Steuerschuld zu Zwangsmaßnahmen, um die überfälligen Steuern einzuziehen, hat das unter Umständen Folgen für die Kunden des Online Casinos.

Einige Casino-Fans raten deshalb dazu, die Registrierung in einem Online Casino ohne Steuer vorzunehmen, weil Verbraucher damit weniger Risiken eingehen. Das ist auch für Online Casinos interessant, die die Steuer in Deutschland umgehen möchten. Das Konzept ist denkbar einfach. Die Online Casinos, die eine europäische Lizenz besitzen und nicht die deutsche, müssen keine Steuern in Deutschland abführen und unterliegen nicht dem aktuellen Glücksspielvertrag. Die Bonität des Kunden ist dafür irrelevant, wie der folgende Abschnitt zeigt.

Bonitätsprüfung in Onlinecasinos überflüssig

Online Casinos schalten ihre Dienstleistungen erst frei, wenn der Kunde über ein Guthaben auf seinem virtuellen Online Casino Konto verfügt. Da der Kunde die Zahlung im Voraus leistet, um an den Spielen im Online Casino teilnehmen zu dürfen, besteht für die Betreiber der Online Casinos kein Risiko für einen Zahlungsausfall. Entsprechend gibt es keinen Grund, warum der Kunde seine Bonität nachweisen sollte, wenn er die Leistung noch vor der Nutzung bezahlt.

Das ist mit einer Sofortzahlung nach Bestellungen im Warenhaus vergleichbar. Der Händler erhält umgehend das Geld, der Kunde erfüllt umgehend seine Verpflichtungen gegenüber seinem Vertragspartner, womit der Händler, in dem Fall Dienstleister, in der Schuld des Kunden steht. Erst wenn der Dienstleister dem Kunden den Zugang zu den bezahlten Leistungen gewährt, wird auch dieser seiner Pflicht gerecht. Warum aber gibt es immer wieder Diskussionen darüber, dass Kunden von Online Casinos ihre Bonität nachweisen sollen?

Bonität beinhaltet keine Gesundheitsauskunft

Viele verwechseln die Bonitätsprüfung mit der Gesundheitsauskunft. Denn in erster Linie geht es nicht um den Zahlungsausgleich, sondern um den Schuldenstand und einem möglichen Suchtproblem des Kunden. Die Spielsucht treibt viele Verbraucher in die Schuldenfalle. Obwohl sie tagesaktuell zahlungsfähig sind, besteht die Gefahr der Überschuldung und soziale Konsequenzen wie die Obdachlosigkeit oder eine zusätzliche Alkohol- und Drogensucht, manche treibt die Spielsucht in schwere Depressionen.

Befürworter einer Bonitätsprüfung begründen ihre Entscheidung damit, dass dadurch verhindert werde, dass sich ein Spieler überschuldet und damit seiner Zahlungspflicht mehr nachkommt. Das ist ein tiefer Eingriff in das Persönlichkeitsrecht der Verbraucher, denn jeder mündige Bürger muss selbst darüber entscheiden, in was er sein Geld investiert und muss auch mit den Konsequenzen leben. Sofern ein Verbraucher nicht entmündigt wird, steht es ihm rechtlich zu, selbstständig darüber zu entscheiden, ob ein Vertrag mit einem Händler oder Dienstleister abgeschlossen wird, der sich diesem gegenüber aufgrund der Vorauszahlung nicht verschuldet.