„Deutschland muss umdenken“: Warum wir einen Versicherungsschutz à la française brauchen

Regen auf Fensterscheibe
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In Deutschland wird seit Jahren über den Versicherungsschutz gegen Elementarschäden verhandelt. Nur etwas mehr als die Hälfte der deutschen Haushalte sind zurzeit versichert. Die Diskussionen kommen nur langsam voran. Denn es braucht ein ganzheitliches System, das sowohl Versicherungsnehmende als auch Versicherungsunternehmen schützt. Das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz e.V. (ZEV) erläutert, warum das französische System in allen Punkten überzeugt.

Prävention muss mitgedacht werden

Ein Neubaugebiet in einem Bereich, der vorhersehbaren Naturgefahren ausgesetzt ist? Das unterbindet Frankreich mit Präventionsplänen. Diese sind fester Bestandteil des französischen Versicherungssystems gegen Elementarschäden.

Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Geschäftsführerin des Gesamtverbands der Versicherer (GDV), forderte in einem Interview auf Focus Online kürzlich, dass man den Klimawandel auch in Deutschland stärker berücksichtigen sollte, anstatt unüberlegt zu bauen oder wiederaufzubauen.

Der Versicherer-Verband verweist auf Best Practices wie die Schweiz, wo eine Versicherungspflicht herrscht, oder das Naturgefahrenportal in Österreich. Diesen Blick des GDV in die europäischen Nachbarländer begrüßt das ZEV. Gleichzeitig ist für Deutschland vor allem der Vergleich mit Frankreich interessant, das eine starke Volkswirtschaft innerhalb der EU darstellt und flächenmäßig groß ist.

„Was in Frankreich seit mehr als 40 Jahren funktioniert, kann man auch in Deutschland umsetzen“, sagt Jakob Thevis, stellvertretender Vorstand des ZEV.

Aus einer Studie des deutsch-französischen Verbraucherschutzvereins geht hervor, dass das französische System noch ein weiteres Ass im Ärmel hat, welches der deutschen Versicherungsbranche gefallen könnte: einen starken Rückversicherer.

Versicherungen werden auch geschützt

Ob in der stürmischen Bretagne oder der dürregeplagten Mittelmeerküste: in Frankreich sind so gut wie alle Haushalte (98%) gegen Elementarschädern versichert. Dank solidarischer Verteilung ist das Ganze mit durchschnittlich 26 Euro im Jahr für Privatpersonen zudem günstig.

Doch auch die Versicherungsunternehmen müssen nicht um ihre Existenz bangen. Gewinne erzielen sie trotz der niedrigen Versicherungsprämien. Und gleichzeitig sind sie selbst gegen zu hohe Verluste abgesichert.

Der Hauptgeschäftsführer des GDV, Jörg Asmussen, erwähnt regelmäßig in Pressemitteilungen, wie viel die deutschen Versicherungen für Starkregen, Überschwemmungen und sonstige Naturereignisse zahlen müssen. Mit einem System wie in Frankreich könnten sich auch Versicherungen über Rückendeckung freuen und trotz Klimawandel optimistischer in die Zukunft blicken.

„Deutschland braucht ein ganzheitliches System zum Schutz gegen Elementarschäden“, betont Jurist Thevis, „Wenn wir nicht bald umdenken, wird es bei uns zu Situationen wie in den USA kommen. Dort gibt es Regionen, in denen man sich entweder keine Versicherung mehr leisten kann, oder wo Versicherer erst gar keinen Vertrag mehr anbieten, egal zu welchem Preis.“