Die Super League und der UEFA-Konflikt: vom Urteil der EU-Kommission bis zur Zukunft des europäischen Fußballs

Fußball auf Rasen
© Daniel Norin – unsplash.com

Die Entwicklung einer Super League stieß bei der UEFA auf viel Unmut und hat es bis vor den Europäischen Gerichtshof geschafft. Dieser entschied aber nicht wie gewünscht im Sinne der UEFA, sondern schob den Debatten einen Riegel vor.

Laut EG ist es nicht zulässig, dass ein großer Fußballverband einem anderen Wettbewerber Steine in den Weg legt bzw. die eigene Genehmigung zur Voraussetzung macht. Was genau die Gründe für den Konflikt sind und welche Zukunft den europäischen Fußball erwartet, haben wir nachfolgend genauer erläutert.

Die European Super League als Schreckgespenst für FIFA und UEFA

Mit der Sportrechteagentur A22 haben FIFA und UEFA einen nicht kleinzuredenden Gegenspieler bekommen. Deren Geschäftsführer setzt nämlich auf mehr Wettbewerb und forciert die Gründung einer Super League. Das passt den etablierten Fußballverbänden gar nicht, wie der Rechtsstreit bewies. Besonders pikant: die wichtigsten Unterstützerclubs der Super League gehören auch zu den Favoriten in den wichtigsten UEFA-Pokalen und damit wird die Angst vor einer konkurrierenden Liga noch größer. Und was sagen die Clubs selbst? Zumindest zwei Global Player (FC Barcelona und Real Madrid) haben sich in der Vergangenheit bereits begeistert gezeigt.

Obwohl das Thema Ende 2023 durch das Urteil noch einmal an Fahrt gewann, waren die ersten Pläne bereits 2021 fulminant gescheitert. Angedacht war anfangs ein Konzept ähnlich der Bundesliga, mit insgesamt 20 Teilnehmern. Jetzt setzt man auf ein Konzept aus 64 Clubs, die in drei Klassen eingeteilt werden. Während der Saison treten sie gegeneinander im Auf- und Abstiegssystem gegeneinander an.
Dauerhafte Teilnehmer sind nicht geplant, eine Teilnahme muss nach den Plänen zunächst über die national stattfindenden Ligen geschafft werden. Das macht klar, dass die Vereine nur dann teilnehmen können, wenn sie Mitglied der Nationalligen bleiben. Die Verteilung im Rahmen der Super League soll dann auf drei Ligen (Blue, Gold und Star) verteilt werden. Man möchte die Durchführung der Spiele auf die Wochentage legen, um nicht in einen zeitlichen Konflikt mit den nationalen Ligen zu geraten. Ein durchdachtes Konzept, wie auch die nachfolgend geplanten Szenarien zeigen:

  • Zwischen September und April soll die Gruppenphase stattfinden
  • 2 x 4 (beste) Mannschaften der Gruppen Gold und Star sowie 1 x 2 (beste) Teams der Gruppe Blue gelangen in die K.o.Phase
  • In Viertelfinals wird nach bewährten Konzept weitergespielt, bis drei Champions feststehen
  • Auf- und Abstiegssysteme ermöglichen zwei Teams aus Gold- und Starliga den Klassentausch, die Finalisten der Blue-Liga steigen auf
  • In der Blue-Liga findet ein jährlicher Austausch von 20 Vereinen statt, sodass offene Chancen für national qualifizierte Teams gegeben sind

Spannend zu wissen: Für Fans könnte die Super League ein echtes Schmankerl werden, denn die Übertragung soll kostenlos stattfinden. Anstatt auf bewährte Überträger wie Magenta TV zu setzen, will man eine neue Plattform etablieren, die durch Werbung finanziert wird. Darüber hinaus wird bereits mit einer parallel stattfindenden Frauenliga geplant, die mit 32 Teams gespielt werden soll.

Ist der europäische Fußball in Gefahr? Was sagt die UEFA zum Urteil des EuGH?

Mit dem im Dezember 2023 gesprochenen Urteil machte der Europäische Gerichtshof klar, dass einer Super League nichts im Wege steht. Man warf der UEFA vor, die Vormachtstellung in Europa auszunutzen, zu Ungunsten des geplanten Projekts. Während die Pläne für die Super League nach diesem Urteilsspruch vorangetrieben werden, scheint sich die UEFA wenig dafür zu interessieren. Man bekundete seine Zuversicht, dass es keine Gefahr für den bisherigen Fußball in Europa gäbe.

Ob es überhaupt zur Umsetzung der Super League kommt, ist derzeit unklar. Obwohl die Pläne bereits konkret sind, stellt sich die Frage nach den teilnehmenden Vereinen. Für die Clubs der britischen Premier-League stehen die Chancen schlecht. In Großbritannien plant die Regierung die Vorlage eines Gesetzes, die britische Clubs ohne Absprache am Spiel in der Super League hindern würde. Seitens Manchester United gab es bereits eine Erklärung, dass man sich primär für die Zusammenarbeit mit der UEFA und die Teilnahme an entsprechenden Wettbewerben engagieren würde.

Auch in Deutschland möchte man strikt gegen die Teilnahme der Bundesliga-Clubs vorgehen und droht sogar mit Ausschluss aus der Liga. Das könnte allerdings problematisch werden, da der EuGH hierfür die Rechtsgrundlage nicht sieht. UEFA und FIFA könnten dazu verpflichtet sein, in einem Regelwerk transparente, diskriminierungsfreie und objektive Kriterien aufzulisten, die für die Teilnahme an Konkurrenzwettbewerben zu erfüllen sind.

Ein generelles Verbot ist spätestens seit dem letzten Gerichtsurteil vom Tisch. Der wohl wichtigste deutsche Club FC Bayern hatte zuletzt ausgeschlossen, sich im Rahmen der Super League zu engagieren. Ob dieses Nein auch im Hinblick auf das neue Urteil Bestand hat, ist fraglich. Wird die Super League konkreter, ist es für die Clubs schwierig, sich der Teilnahme zu verweigern und zu entziehen. Ein Verbot seitens der UEFA ist als Grundlage nicht ausreichend.

Freiheit für den Fußball – Europa könnte vor Änderungen stehen

Die Initiatoren der Super League feierten den Erfolg und das Urteil des Europäischen Gerichtshofs frenetisch und sprachen von einer Befreiung des EU-Fußballs. Das „Recht auf Wettbewerb“ steht gleichzeitig für eine Beendigung des UEFA-Monopols. Obwohl sich zahlreiche Top-Clubs 2021 noch gegen die Super League ausgesprochen haben, könnten nun ein Umdenken stattfinden. Die Zukunft ist nicht mehr von Verboten und angedrohten Sanktionen durch die UEFA abhängig.

Einige Clubs begrüßen diesen Weg schon jetzt. So äußerte sich der Präsident von Real Madrid mit einer gewissen Genugtuung und betonte die Wichtigkeit von Freiheiten, Werten und Grundsätzen im Fußball. Anders sieht das die spanische Liga, die prompt in den sozialen Netzwerken ihren Protest kund tat. Dort erinnerte man daran, dass die Super League als elitäres und egoistisches Projekt abgelehnt werde. Fußball ist schon lange Teil der Wirtschaft und stark von finanziellen Möglichkeiten abhängig. Das trifft nicht nur auf die Super League zu, sondern auch auf alle anderen Turniere.

Eine wichtige Rolle könnten die Fans bei möglichen Neuentscheidungen spielen. Das Konzept von 2021 wurde nicht nur durch die UEFA und andere Fußballverbände abgelehnt. Auch die Fußballfans waren keineswegs begeistert, sodass das Projekt scheitern musste. In einem neuen Rahmen und solide geplant könnte das anders aussehen.

Fazit: Der Weg für die Super League ist frei, ob sie kommt ist unsicher

Mit dem EuGH-Urteil wurde der grundsätzliche Weg für die Etablierung einer Super League geebnet. Ob sie tatsächlich kommt und dann auch zum Erfolg führt, ist Stand März 2024 immer noch fraglich. Die Pläne sind zwar konkreter geworden, bis eine endgültige Entscheidung fällt, wird es aber noch einige Zeit dauern. Eines scheint klar: Ohne teilnehmende Clubs kein Spiel und die verschiedenen Ligen setzen alles daran, die Super League als Konkurrenz zu verhindern.