Wachstum im Online-Kunstmarkt gebremst

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2018 flachte das Wachstum des Online-Kunstmarkts weiter ab, so lautet das zentrale Ergebnis des neuen Hiscox Online Art Trade Reports: Im vergangenen Jahr legte der Online-Kunstmarkt um 9,8 Prozent (2017: 12 Prozent; 2016: 15 Prozent) zu und erreichte damit ein Marktvolumen von 4,64 Mrd. US-Dollar.

Die prognostizierte Zuwachsrate von 15 Prozent wurde nicht erreicht und das Wachstum des Online-Kunstmarkts ging im dritten Jahr in Folge leicht zurück. Die Euphorie unter den Online-Kunstplattformen ist rückläufig: Während 2017 noch 96 Prozent positiv auf das kommende Geschäftsjahr blickten, waren es 2018 nur noch 77 Prozent. 71 Prozent rechnen zudem mit einer Konsolidierung innerhalb der nächsten 12 Monate.

Robert Read, Head of Fine Art, Hiscox

Im Rahmen des Online Art Trade Reports werden jährlich internationale Galerien, Kunsthändler sowie Kunstkäufer befragt. Nach dem Boomjahr 2015 hat sich der Online-Kunstmarkt deutlich beruhigt.

Die Gründe dafür liegen zum einen in der aktuell schlechteren konjunkturellen Lage, die Käufer mit begrenztem Budget zögern lässt. Zum anderen verlangsamt sich die Digitalisierung des Marktes. Nach dem Online-Markteintritt der großen Player haben kleinere Galerien und Händler Schwierigkeiten, einen eigenen Zugang zum digitalen Geschäft zu finden und in den vergangenen Jahren nur wenige Digitalinitiativen in die Tat umgesetzt. Robert Read, Head of Fine Art bei Hiscox, kommentiert den aktuellen Status:

„Der Online-Kunstmarkt wächst zwar konstant, aber 2018 war kein einschneidendes Jahr in der Entwicklung. Es bleibt abzuwarten, wo die Konsolidierungsbewegungen hinführen und wer diesen unbestreitbar überlaufenen Marktplatz als Verlierer verlassen wird. Vielleicht erkennen die Online-Plattformen jetzt, dass Handlungsbedarf besteht, nachdem ihr Optimismus für das laufende Geschäftsjahr gesunken ist. Viele sind wohl davon ausgegangen, dass der Online-Kunstmarkt schneller an Zugkraft gewinnt und seinen Marktanteil ausbaut, als das nun der Fall ist.“

Vertrauensbildung ist schwierig

Die befragten Kunstplattformen sehen insbesondere in der schwierigen Vertrauensbildung und der mangelnden Markenbekanntheit (64 Prozent) sowie in logistischen Problemen beim Kunstversand (50 Prozent) die größten Wachstumshemmnisse. Auch aus Kundensicht blieb das Vertrauen ein zentrales Kaufhindernis. Die Sorge, online Fälschungen zu kaufen, stieg 2018 sogar auf 62 Prozent an (2017: 52 Prozent).

Trotz des geringeren Wachstums ist der Online-Kunstmarkt als digitaler Marktplatz nicht mehr wegzudenken. Das bestätigen auch die Aussagen der Kunstliebhaber: 44 Prozent der im Rahmen des Online Art Trade Reports befragten Kunstkäufer gaben an, in den vergangenen 12 Monaten Kunstwerke online erworben zu haben (2017: 43 Prozent). Von den Online-Kunstkäufern planten 55 Prozent, in den kommenden 12 Monaten mehr Kunst im Netz zu kaufen als im Jahr zuvor (2017: 52 Prozent). Für die nahe Zukunft gehen Experten daher weiterhin von einem durchschnittlichen Wachstum des Online-Kunstmarkts um 15 Prozent pro Jahr aus.

Robert Read dazu:

„Die Anbieter sind stärker denn je gefragt, eine Vertrauensbasis zu den potentiellen Kunden aufzubauen, denn das Interesse am Online-Kunstmarkt besteht nach wie vor. Daneben müssen insbesondere kleinere Kunsthändler durchdachte Online-Angebote entwickeln, um die neuen Bedürfnisse jüngerer, digitaler Zielgruppen zu erfüllen. Neben dem reinen E-Shop sollten hier auch gänzlich neue Verkaufskonzepte angedacht werden. Insbesondere in der Rolle als Plattformen für die Werke von Nachwuchskünstlern stehen auch Kleinstanbietern Online-Potentiale offen.“

Die Zielgruppe der Millenials zeigte sich besonders digitalaffin. Bereits 29 Prozent der jungen Käufer bevorzugten es, Kunst online zu erwerben (2017: 14 Prozent) und 23 Prozent haben noch nie offline Kunst gekauft. 51 Prozent der Käufer unter 30 Jahren äußerten Interesse daran, über Blockchain-basierte Asset Tokenization nur einen Teil eines Kunstwerks als Investment zu erwerben. Bislang planen 85 Prozent der befragten Kunsthändler keine entsprechenden Angebote.

 

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