Der Koalitionsvertrag zur Rente bringt Licht und Schatten: Während Frühstart- und Aktivrente positiv bewertet werden, kritisiert Plansecur das Ausbleiben eines echten Kurswechsels. Eine stärkere kapitalgedeckte Vorsorge sei weiter nicht in Sicht – und damit die langfristige Stabilität des Rentensystems gefährdet.
Die geplanten rentenpolitischen Maßnahmen im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD stoßen bei der Finanzberatungsgruppe Plansecur auf gemischte Reaktionen. Während Konzepte wie Frühstartrente und Aktivrente als Fortschritte begrüßt werden, bemängelt das Unternehmen das Ausbleiben einer strukturellen Neuausrichtung der Altersvorsorge.
„Es gibt gute Ansätze, aber auch offene Baustellen – für heutige wie künftige Rentnerinnen und Rentner sendet der Koalitionsvertrag gemischte Signale“, sagt Plansecur-Geschäftsführer Heiko Hauser. Besonders kritisch sieht er, dass die Kombination aus Umlageverfahren und kapitalgedeckter Vorsorge, die als notwendig für die langfristige Stabilisierung gilt, erneut nicht umgesetzt wird. „Der dringend benötigte Kurswechsel hin zu mehr selbstgestalteter eigener Vorsorge ist ausgeblieben“, warnt Hauser. Die Stabilisierung auf Pump gehe zulasten künftiger Generationen.
Positiv hervorgehoben wird die geplante Frühstartrente ab 2026, bei der Kinder zwischen sechs und 18 Jahren 10 Euro monatlich für ein individuelles Vorsorgedepot erhalten sollen. „Das ist ein guter Impuls – auch wenn der Betrag allein nicht reicht, um im Alter abgesichert zu sein. Aber es setzt früh ein Bewusstsein für private Altersvorsorge“, erklärt Hauser. Die steuerfreie Ertragsphase und die Bindung bis zum Rentenalter von derzeit 67 Jahren könnten langfristig wirksam sein – sofern die Einzahlungen ausgebaut werden.
Auch die Aktivrente, die bis zu 2.000 Euro Hinzuverdienst im Ruhestand steuerfrei ermöglicht, wird als positives Signal bewertet. „Das ist ein innovativer Ansatz, um ältere Menschen im Arbeitsleben zu halten und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“, so Hauser. Dennoch sei es gefährlich, auf Altersvorsorge zu verzichten, weil man länger arbeiten wolle. Gesundheitliche Risiken im Alter seien nicht planbar.
Die Abschlagsfreiheit nach 45 Beitragsjahren bewertet Plansecur dagegen eher skeptisch. „Das betrifft in der Realität nur wenige Erwerbsbiografien – vor allem nicht die, bei denen Altersarmut droht“, so Hauser.
Die betriebliche Altersversorgung (bAV) wird in den Koalitionsplänen ausdrücklich gestärkt – eine Entwicklung, die Plansecur begrüßt. Dennoch bleibt für das Unternehmen klar: Ohne eine breitere kapitalgedeckte Vorsorge bleibt die Reform unvollständig. „Private und betriebliche Eigenvorsorge bleiben unerlässlich, um den Lebensstandard im Alter zu sichern“, betont Hauser.
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