Privatrenten im Härtetest: „Wer Altersvorsorge mit starren Hochrechnungen plant, ignoriert die Realität“
Welche privaten Rententarife halten, was sie versprechen – und welche nur durchschnittlich abschneiden? MORGEN & MORGEN hat über 300 Produkte durchleuchtet und liefert erstmals auch Renditeprognosen für klassische Tarife.
Die Vermittlung von privaten Rentenversicherungen steht aktuell vor großen Herausforderungen. Steigende regulatorische Anforderungen, wie etwa die verschärften Produktvorgaben der BaFin, treffen auf ein zunehmend differenziertes Produktangebot und ein verändertes Kundenverhalten. Vermittler müssen nicht nur die Qualität der Vertragsbedingungen im Blick behalten, sondern verstärkt auch die langfristige Eignung und Rentabilität der Produkte belegen können – insbesondere in einem Markt, der durch die Zinswende und gestiegene Erwartungen an Transparenz und Nachvollziehbarkeit geprägt ist.
Vor diesem Hintergrund setzt MORGEN & MORGEN mit der Kombination aus Bedingungsanalyse und Renditesimulation neue Standards. Neben der Bewertung der Bedingungsqualität im M&M Rating Privatrente ergänzt die Top-Renditeprognose die Bewertung um die Renditeerwartung. Damit werden auch die für Kunden entscheidenden Renditeerwartungen systematisch und nachvollziehbar anhand des Simulationsmodells „Volatium“ bewertet – differenziert nach den Anlagetypen sicherheitsorientiert, ausgewogen und chancenorientiert.
„In der modernen Altersvorsorgeberatung gehören hochwertige Vertragsbedingungen und realistische, belegbare Renditeprognosen untrennbar zusammen“, erklärt Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & Rating. Die verknüpfte Bewertung bietet Vermittlern wie Kunden eine verlässliche und praxisnahe Orientierung – in einem Markt, der mehr denn je auf Qualität, Eignung und Transparenz setzt.
Marktentwicklung und Produktauswahl
MORGEN & MORGEN hat erneut über 300 Rententarife auf Herz und Nieren untersucht. Seit dem ersten Ratingjahrgang 2023 ist die Anzahl der Tarife von 303 auf 310 gestiegen: 11 Fondspolicen mehr, fünf Indexpolicen weniger und eine klassische Rente mehr. Der Anteil an Fondspolicen ist damit um knapp zwei Prozentpunkte auf rund 75 Prozent gewachsen. Die Indexpolicen machen noch knapp neun Prozent aus, während klassische Tarife weiterhin bei etwas über 16 Prozent liegen.
„Das stärkste Wachstum ist innerhalb der Fondspolicen zu verzeichnen. Unsere Analysen haben gezeigt, dass die Tarife sich auf einem sehr hohen Bedingungsniveau befinden und für jeden Anlegertyp top Renditeprognosen bieten“, beschreibt Saal die Entwicklung.
Ein Blick auf die Renditeerwartungen der bestbewerteten Tarife zeigt eine breite Auswahl: 63 Tarife für sicherheitsorientierte Anleger, 46 Tarife für ausgewogene Strategien und 72 Tarife für chancenorientierte Anleger – sowohl bei fondsgebundenen als auch klassischen Produkten.
Fondsgebundene Privatrenten
Die fondsgebundenen Privatrenten werden anhand von 31 Ratingfragen bewertet, darunter sieben Mindestkriterien. Beispiele sind garantierte Rentenfaktoren, eine Günstigerprüfung zum Renteneintritt, flexible Leistungsoptionen und gebührenfreie Umschichtungen.
Für 2025 erhielten 185 fondsgebundene Tarife die Höchstwertung von fünf Sternen – ein deutlicher Anstieg gegenüber 112 Tarifen im Jahr 2023. Auch die Anzahl der mit vier Sternen bewerteten Tarife sank von 94 auf 35. Tarife mit drei Sternen gingen leicht von 13 auf 11 zurück. Schwache Bewertungen wurden nicht vergeben.
Die Top-Renditeprognose zeigt folgende Verteilung: 42 Tarife für sicherheitsorientierte, 46 für ausgewogene und 72 für chancenorientierte Anleger. Saal erklärt: „Auch wenn die fondsgebundenen Policen gerade für chancenorientierte Anleger starke Renditen ermöglichen, so entfällt nur knapp die Hälfte der renditestärksten Tarife auf diesen Anlegertyp. Mehr als die Hälfte der Tarife mit Top-Renditeprognose entfällt auf die Anlegertypen sicherheitsorientiert und ausgewogen.“
Index- und Klassiktarife
Die Bewertung der Index- und klassischen Tarife erfolgt anhand von 20 Fragen, sechs davon sind Mindestkriterien. Top-Tarife bieten unter anderem kostenfreie Überbrückungsmöglichkeiten, Umschichtungen und ein Einstiegsmanagement.
Für 2025 erhalten 16 Indextarife fünf Sterne – ein minimaler Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Die vier Sterne-Kategorie sinkt ebenfalls leicht von 12 auf 10 Tarife. Ein Tarif mit drei Sternen verbleibt, schwächere Bewertungen gab es nicht. Eine Top-Renditeprognose liegt für Indextarife derzeit noch nicht vor.
Bei den klassischen Rententarifen wurden 21 Tarife mit fünf Sternen ausgezeichnet – vier mehr als im Vorjahr. Mit vier Sternen werden 14 Tarife bewertet, 16 erhalten drei Sterne und einer zwei Sterne. Alle 21 Fünf-Sterne-Tarife weisen eine Top-Renditeprognose für sicherheitsorientierte Anleger auf. „Für klassische Rententarife sehen wir anhand der Renditeprognose sehr deutlich, dass sie auf die sicherheitsorientierte Zielgruppe zugeschnitten sind und daher für andere Anlegertypen nicht geeignet sind“, erklärt Saal.
Methodik der Bewertung
Das M&M Rating Privatrente bewertet ausschließlich die Bedingungsstärke eines Tarifs in den Kategorien fondsgebunden, Index und Klassik. Bewertet werden justiziable Bedingungen und tarifliche Gestaltungsspielräume.
Die Top-Renditeprognose basiert auf dem Simulationsmodell „Volatium“, das seit über 15 Jahren die stochastische Bewertung von Altersvorsorgeprodukten ermöglicht. Für jede Tarifvariante werden Rendite- und Risikokennzahlen für 20, 30 und 40 Jahre Laufzeit berechnet. Nur wenn die Benchmarks über alle Laufzeiten erfüllt sind, wird der Tarif mit der Top-Renditeprognose ausgezeichnet – vorausgesetzt, er hat im Bedingungsrating bereits fünf Sterne erreicht.
„Das ist die gleiche Stoßrichtung, die aktuell die BaFin im Rahmen des Produktgenehmigungsverfahrens vorgibt: Es dürfen nur noch für den Kunden geeignete Produkte mit einer angemessenen und belegbaren Rendite angeboten werden“, betont Saal. „Hierbei ist die Deterministik das größte Problem der Privatrente, denn wer Altersvorsorge mit starren Hochrechnungen plant, ignoriert die Realität – Volatilität, Unsicherheit und echte Märkte. Da ist die Stochastik wesentlich aussagekräftiger und belastbarer.“
„In M&M Office können für nahezu alle Rententarife übergeordnete Ratingbewertungen, individuelle Ablaufleistungen sowie Beiträge und sämtliche Leistungskriterien miteinander verglichen werden und mit Hilfe des Rendite-Index die erwartbare Rendite“, fasst Saal abschließend zusammen.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Privatrenten mit sehr gut entwickeltem Bedingungsniveau
Insgesamt wurden für das Rating 303 Privatrententarife auf Herz und Nieren geprüft. Dabei erhielten 112 Tarife der Kategorie „Fondsgebunden“ mit fünf Sternen die Bestbewertung. Ebenfalls sehr gut schneiden jeweils 17 Tarife der Kategorien Index sowie Klassik ab.
VOTUM fordert: Ermöglichen statt verhindern!
LV-Geschäft: Überleben in der Altersvorsorge
Renten unter Druck: Ärzteversorgung Hessen – Millionen im Risiko
Krise eines Versorgungswerks – von riskanten Immobilienfinanzierungen über steigende Sozialabgaben bis zur strukturellen Reformbedürftigkeit berufsständischer Altersvorsorge.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Frühstartrente: „Zehn Euro sind ein gutes Signal – mehr aber auch nicht“
Die Frühstart- und Aktivrente der neuen Bundesregierung wird von Plansecur grundsätzlich begrüßt – doch Geschäftsführer Heiko Hauser warnt: Für eine auskömmliche Altersvorsorge reicht das Modell keinesfalls. Finanzbildung müsse daher früh in der Schule ansetzen.
Altersvorsorge: Angst, Überforderung – und der Ruf nach Unterstützung
61 Prozent der 18- bis 60-Jährigen in Deutschland fürchten, im Ruhestand finanziell nicht über die Runden zu kommen. Frauen (67 Prozent) und unter 40-Jährige (65 Prozent) sind besonders betroffen. Das sind zentrale Ergebnisse des aktuellen „Altersvorsorge Monitors 2025“, einer kombinierten Tiefeninterview- und Online-Befragung von Nordlight Research und dem Institut Wirtschaft & Gesellschaft (IWG).
Lebenslange Renten statt Vererbungslotterie - Aktuare fordern Reformen
Die Deutsche Aktuarvereinigung e.V. (DAV) hat bei ihrem heutigen digitalen Jahrespressegespräch umfassende Reformen der sozialen Sicherungssysteme angemahnt. Im Fokus stehen die wachsenden demografischen, finanziellen und strukturellen Herausforderungen für die gesetzliche Rente, Pflege- und Krankenversicherung
Sorgen vor dem Ruhestand: Jeder Dritte gibt sich die Note fünf oder sechs
Viele über 50-Jährige sehen ihre finanzielle Absicherung im Alter kritisch – und handeln dennoch nicht, zeigt eine aktuelle YouGov-Umfrage im Auftrag von Standard Life. Warum das Thema Ruhestandsplanung mehr Aufmerksamkeit braucht.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.