„Das, was wir sehen, reicht bei weitem nicht.“ – Rentenreform bleibt Mammutaufgabe

Mit dem heutigen Beginn der Kanzlerschaft von Friedrich Merz rückt auch die Altersvorsorge wieder stärker in den Fokus der politischen Debatte. Bereits Ende April hatte Susanna Adelhardt, frisch gewählte Vorsitzende der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV), klare Worte zur Rentenpolitik der neuen Regierung gefunden: Die im Koalitionsvertrag skizzierten Reformansätze reichten nicht aus, um die Alterssicherung nachhaltig zu stabilisieren.

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Susanna Adelhardt, frisch gewählte Vorsitzende der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV)Susanna Adelhardt, frisch gewählte Vorsitzende der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV)DAV

„Da ist in weiten Teilen noch nicht der große Wurf zu erkennen, den es braucht“, so Adelhardt am Rande der DAV-Jahrestagung. Zwar enthalte der Koalitionsvertrag grundsätzlich positive Signale – etwa das Bekenntnis zu allen drei Säulen der Altersvorsorge (gesetzliche Rente, betriebliche Altersversorgung und private Vorsorge) –, doch blieben viele zentrale Fragen unbeantwortet.

Strukturelle Reformen dringend nötig

Aus Sicht der DAV wird vor allem bei der gesetzlichen Rentenversicherung ein großes Risiko geschaffen: Die Festschreibung des Rentenniveaus bei gleichzeitiger Aufgabe der Beitragshaltelinie könne zu stark steigenden Belastungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber führen. Die Ausweitung der Mütterrente verschärfe diese Entwicklung zusätzlich, so Adelhardt.

Ihr Plädoyer: In allen drei Säulen müsse generationengerecht, nachhaltig und systematisch reformiert werden. Gerade kapitalgedeckte Ansätze sollten stärker gefördert und klar ausgestaltet werden. Doch auch bei der betrieblichen Altersversorgung fehle es an konkreten Impulsen.

„Es braucht den Mut, wirklich alle Stellschrauben zu prüfen“, so Adelhardt weiter. In einem umlagefinanzierten System mit demografischem Druck blieben sonst nur höhere Beiträge oder steigende Steuerzuschüsse – beides treffe vor allem junge Menschen und den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Staatszuschüsse gezielter einsetzen

Wichtig sei laut Adelhardt zudem, staatliche Zuschüsse effektiver zu nutzen: „Wenn der Staat private Vorsorge fördert, muss das Ziel sein, dass er nicht später noch einmal über die Grundsicherung einspringen muss.“ Eine lebenslange Absicherung sei deshalb essenziell – kurzfristige Auszahlungsmodelle und individuelle Auszahlungspläne reichten nicht aus.

Die neue Bundesregierung solle die Schlagworte wie „Generationengerechtigkeit“ und „kapitalgedeckte Ergänzung“ endlich mit konkreten Konzepten füllen. „Es geht nicht nur um Absicherung, sondern um Zukunftsfähigkeit.“

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