Die Deutsche Aktuarvereinigung e.V. (DAV) hat bei ihrem heutigen digitalen Jahrespressegespräch umfassende Reformen der sozialen Sicherungssysteme angemahnt. Im Fokus stehen die wachsenden demografischen, finanziellen und strukturellen Herausforderungen für die gesetzliche Rente, Pflege- und Krankenversicherung. Insbesondere durch die Alterung der Gesellschaft und steigende Pflegekosten gerieten die aktuellen Systeme an ihre Belastungsgrenze – sowohl aus individueller als auch aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive.
„Die heutigen Systeme können auf Dauer weder individuell noch gesamtwirtschaftlich stabile Leistungen sicherstellen“, betonte DAV-Vorstandsvorsitzende Susanna Adelhardt. Es brauche statt isolierter Einzelmaßnahmen eine ganzheitliche Betrachtung der Versorgungssysteme – mit tragfähigen Lösungen, die auf dem Prinzip der Risikogemeinschaft basieren. Ziel sei es, lebenslange Renten sicherzustellen, um das Risiko der Langlebigkeit abzusichern und ein stabiles Einkommen bis zum Lebensende zu gewährleisten.
Ein weiterer Schwerpunkt des Pressegesprächs lag auf der Kritik an individuellen Auszahlplänen, etwa durch Investmentfonds. Diese bergen das Risiko, dass bei einem langen Leben oder ungünstiger Kapitalmarktentwicklung das angesparte Kapital nicht ausreicht. Zugleich können bei frühem Tod größere Vermögen ungenutzt vererbt werden. Diese „Vererbungslotterie“, so der stellvertretende DAV-Vorsitzende Dr. Jürgen Bierbaum, sei nicht nur ungerecht, sondern belaste auch die Angehörigen und die Gesellschaft. Kollektive Lösungen mit solidarischem Risikoausgleich böten hier deutlich mehr Sicherheit – insbesondere bei volatilen Märkten.
Die DAV fordert daher eine stärkere steuerliche Anerkennung von Altersvorsorgeprodukten, die moderate jährliche Schwankungen in der Rentenhöhe zulassen. So könnten kollektive Rentenmodelle attraktiver gestaltet werden, ohne staatliche Zusatzkosten zu verursachen.
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