Insolvenz von Benkos Signa Holding – was das für die RAG-Stiftung bedeutet

Zwei-Euro-Münze versinkt
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Die Signa Holding, ein österreichisches Immobilien- und Handelsunternehmen des Investors René Benko, ist zahlungsunfähig. Gläubiger haben deshalb Forderungen in Höhe von über 8 Milliarden Euro angemeldet. Unter ihnen befindet sich auch die RAG-Stiftung, die ebenfalls in Signa-Immobilien investiert hat. Das wertberichtigende Abschreiben dieser Anlage führte zu einem Verlust von hunderten Millionen Euro.

Sascha Drache
Sascha Drache, Geschäftsführer, RS Ratgeber Stiftung Beratung e.K. © RS Ratgeber Stiftung Beratung e.K.

Ein Fall, der Fragen aufwirft: Darf eine Stiftung überhaupt solche Investitionen tätigen? Wie konnte es zu einem so hohen Verlust kommen? Und welche Konsequenzen resultieren daraus für die RAG-Stiftung? Der nachfolgende Beitrag gibt die Antworten.

Vergangenheit: So kam es zur Investition durch die RAG-Stiftung

Die RAG-Stiftung wurde im Jahr 2007 gegründet und geht aus dem Ruhrgebiet hervor, einem Gebiet, das lange Zeit das industrielle Herz Deutschlands darstellte. Ihre Aufgabe ist es, die Folgekosten des Bergbaus zu tragen. Dazu gehören Grubenwasserhaltung, Poldermaßnahmen und Grundwasserreinigung, aber auch die Förderung von Bildung, Wissenschaft und Kultur im Zusammenhang mit dem Steinkohlenbergbau. Hinzu kommen Zahlungen für die Pensionen der früheren Bergleute und die Begleichung von Schäden, die durch den Bergbau entstanden sind.

Damit diese Zwecke langfristig verfolgt werden können, muss die Stiftung für Einkünfte sorgen. Anders ausgedrückt muss das Stiftungsvermögen investiert werden, um Rendite zu erzielen. Im Jahr 2017 entschied sich der damalige Stiftungsvorstand, unter anderem in Immobilien der Signa Prime anzulegen. Dabei handelte es sich um besonders hochwertige Immobilien eines milliardenschweren Konzerns – dass dieser zahlungsunfähig werden könnte, schien zum damaligen Zeitpunkt völlig absurd.

Gegenwart: So ist es um die RAG-Stiftung aktuell bestellt

Einige Jahre später trat jedoch das Unvorstellbare ein: Die Signa-Holding des Österreichers René Benko musste sich den gestiegenen Zinsraten, hohen Energiepreisen und Baukosten geschlagen geben und Insolvenz anmelden. Zurück bleiben Forderungen in Milliardenhöhe. Auch der RAG-Stiftung gingen dadurch 180 bis 350 Millionen Euro verloren, was zu einem medialen Aufschrei führte. Eine Stiftung sollte nicht in riskante Anlageformen investieren, hieß es dort. Tatsächlich verlangt auch das Gesetz, dass Stiftungsvermögen bedächtig angelegt werden muss.

Bei genauerem Blick hat die RAG-Stiftung jedoch mitnichten gegen diese Vorgabe verstoßen. Die Bilanz für das Jahr 2023 fällt mit etwa 17,6 Milliarden Euro positiv aus. Weitere Investitionen erzielten Dividenden von rund 60 Millionen Euro, ein Teilverkauf brachte 20 Millionen Euro ein. Selbst die Summe, die in Signa-Immobilien investiert wurde, ist noch nicht ganz verloren, weil die RAG-Stiftung als Gläubiger Forderungen im Insolvenzprozess stellen kann. Bei diesem Status quo von einer übermäßig riskanten Anlagestrategie zu sprechen, ist deshalb nicht angemessen.

Zukunft: So können andere Stifter von den Erfahrungen der RAG-Stiftung profitieren

Auch wenn die mediale Darstellung übertrieben ist, können Stifter dennoch von den Erfahrungen, die die RAG-Stiftung gemacht hat, profitieren. Zunächst wird deutlich, dass das oberste Ziel bei einer Investition von Stiftungsvermögen immer der Vermögenserhalt sein muss, egal, ob die Stiftung privat oder gemeinnützig ist. Das fordert nicht nur die Umsicht, sondern auch das Gesetz. Auf der anderen Seite ist es unmöglich, mit sicheren Wertanlagen allein genug Einkünfte zu erzielen, um die Stiftungszwecke finanzieren zu können.

Es gilt demnach, zwischen Risiko und Rendite abzuwägen. Um die Gefahr von Verlusten zu reduzieren, sollte das Vermögen unbedingt diversifiziert, also in verschiedene Anlagen aufgeteilt werden. Dabei kann es zu Rückschlägen kommen – doch statt sich von diesen entmutigen zu lassen, sollten Stifter sie eher als Chance sehen, die bisherige Investmentstrategie zu überdenken und immer wieder neu auszurichten.

Über Sascha Drache:
Sascha Drache ist Experte für das Stiftungswesen. Er ist seit vielen Jahren in der deutschen Stiftungswelt unterwegs und gilt gemeinhin als der deutsche Stiftungspapst. Mit seiner Beratung in Sachen Stiftungsgründung unterstützt er den deutschen Mittelstand. Dabei begleitet der Experte seine Klienten über die gesamte Phase der Gründung und unterstützt sie dabei, die Stiftung auf einem festen Fundament zu errichten, um den Aufbau und Schutz des Vermögens langfristig sicherzustellen. Mehr Informationen dazu unter: https://www.stiftung.de/

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