Ausblick 2024: „Anleger sollten auf unruhige Zeiten vorbereitet sein“

Negative Börsenkurs vor Laptop
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Anleger sind aktuell mit einer Vielzahl an Unsicherheiten und Herausforderungen konfrontiert. „Wenn man die Kunden fragt, sind die Themen Inflation, Erhöhung der Steuern und Abgaben, Kriege und Abschottung der Märkte sowie die zu hohe Staatsverschuldung besonders bedeutend. Bei diesen Punkten machen sich die Menschen die größten Sorgen“, berichtet Maximilian Kleyboldt, CFP®-Professional und Vorstandsmitglied des Financial Planning Standard Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland).

Maximilian Kleyboldt
Maximilian Kleyboldt, CFP®-Professional und Vorstandsmitglied des FPSB Deutschland © FPSB Deutschland

Für 2024 könnte aus Sicht des FPSB außerdem fiskalischer Gegenwind hinzukommen. „Hier ist nichts ausgeschlossen, alles wird in Frage gestellt, etwa bei der Ertrags- und Erbschaftssteuer, da der Staat steuerliche Mehreinnahmen benötigt. Denkbar ist beispielsweise der Wegfall der steuerfreien privaten Immobilienveräußerung nach zehn Jahren. Aber auch über eine Einführung der Vermögenssteuer zur Finanzierung der Staatsausgaben könnte seitens der Politik erneut konkret nachgedacht werden. Solche Änderungen hätten enorme Implikationen für private Kunden“, sagt Kleyboldt.

Getreu dem Spruch des griechischen Feldherrn Perikles „Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorherzusagen, sondern darauf, auf die Zukunft vorbereitet zu sein“ empfiehlt der erfahrene Direktor Wealth Planning bei der Bethmann Bank den Anlegern, sich angesichts der enormen Herausforderungen professionelle Unterstützung zu suchen, um in allen finanziellen Fragen optimal aufgestellt zu sein.

Ziel des Vermögenserhalts ist nicht ausreichend

Und tatsächlich stellt der FPSB Deutschland fest, dass die Nachfrage nach qualifizierter Finanzberatung gestiegen ist. „Bemerkenswert ist außerdem, dass viele Kunden den Vermögenserhalt als übergeordnetes Ziel ansehen“, berichtet Kleyboldt aus der Beratungspraxis. Für ihn ist dieses Ziel jedoch nicht ausreichend, denn es sollte vielmehr eine ganzheitliche, alle Anlageklassen umfassende Beratung Ausgangspunkt einer Finanzplanung sein.

Das bedeutet: Anleger sollten vorbereitet sein auf die kurzfristigen, aber auch auf die langfristigen Herausforderungen. Sie sollten zusammen mit einem Finanzplaner einen Vermögensstatus aufstellen und Ziele und Wünsche konkretisieren und niederschreiben. Das Ziel ist eine persönliche Liquiditäts- und Vermögensplanung – sprich Finanzplanung.

„Der genaue Blick auf die Gesamtsituation des Kunden ist durch nichts zu ersetzen. Dieser umfassende Blick, der die gesamten Vermögensverhältnisse in die Beratung einbezieht, ist ein entscheidendes Qualitätsmerkmal in der Finanzplanung und -beratung“, erläutert Kleyboldt. Es geht um die Entwicklung von Lösungen für einen langen Zeitraum – um einen Beratungsprozess also und nicht nur um eine Zeitpunktbetrachtung des Vermögens.

„Mit Blick auf die Unwägbarkeiten, die uns 2024 und vermutlich darüber hinaus weiter begleiten werden, kann gerade die Finanzplanung, die Anlegern durch eine vorausschauende und ganzheitliche Sichtweise finanzielle Sicherheit geben soll, eine wertvolle Hilfestellung bieten“, bekräftigt auch Marcel Reyers, ebenfalls FPSB-Vorstand, CFP®-Professional und geschäftsführender Gesellschafter der FINAKONS – Finanz Konsilium GmbH.

Wie Anleger von Open Finance profitieren

Er sieht für die kommenden Jahre einige Trends und Entwicklungen, die der Branche der Finanzplaner zugutekommen können. Dazu zählt beispielsweise die zunehmende Tendenz Richtung Open Finance oder Open Banking. Die bislang eher geschlossene Finanzwelt werde sich immer mehr zu einem offenen Ökosystem entwickeln, bei dem der Kunde im Mittelpunkt steht. „Dadurch wird der Austausch von Finanzdaten einfacher und kundengerechter, womit der Wettbewerbsvorteil von Anbietern entfällt, die Kundendaten horten“, erläutert Reyers. Davon könnte gerade eine qualitativ hochwertige und ganzheitliche Beratung profitieren, da diese sich die notwendigen Daten einfacher beschaffen und Mandaten vollumfänglich beraten kann.

Gleichzeitig würden Digitalisierung und die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz bei der Implementierung im eigenen Unternehmen Finanzplanern die Chance bieten, ihre Effizienz zu steigern, wovon letztendlich der Kunde profitiere. „Denn das lässt dem Berater und Finanzplaner mehr Zeit für seine Kunden, die seine Unterstützung gerade in unsicheren Zeiten brauchen“, so Reyers. Sein Fazit: Zwar dürfte das Umfeld herausfordernd bleiben, für die Finanzplanung aber bieten sich mit Blick auf 2024 Wachstumschancen.

Bild (2): © FPSB Deutschland