Poker-Profi und Sportwetten: Müssen Einnahmen versteuert werden?

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Steuereinnahmen sind für den deutschen Staat von großer Bedeutung. Für den Bürger spielen neben Gewerbe- und Umsatzsteuer vor allem Einkommenssteuern eine wichtige Rolle. Die Höhe richtet sich nach dem Einkommen und der Steuerklasse. Potenzielle Einnahmen lässt sich der Staat durch die Tatsache entgehen, dass Glücksspielgewinne in Deutschland steuerfrei sind. Aber gilt das wirklich immer?

Was ist mit Profis, die mit Sportwetten Geld verdienen und so ihren Lebensunterhalt sichern? Es gibt Ausnahmen, die fast immer als fallbezogene Entscheidung festgelegt werden.

Glücksspiel in Deutschland steuerfrei: für Lottogewinner ein „Zusatzgewinn“

In Deutschland gibt es sieben Einkunftsarten, für die Einkommensteuer entrichtet werden muss. Glücksspielgewinne lassen sich keiner der sieben Gruppen zuordnen, folglich stellen sie kein Einkommen dar. Ob ein Gewinn als solcher definiert wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hauptkriterium ist, dass der Gewinn zufällig erfolgt und nicht von einer erbrachten Leistung abhängig ist. Lotto- oder Glücksspieler geben einen Tipp ab oder spielen am Automaten und verlassen sich rein auf ihr Glück. Sie brauchen weder ein besonderes Talent noch müssen sie für den Gewinn arbeiten.

Das Umsatzsteuergesetz in Deutschland beschreibt, dass sämtliche Gewinne, die unter das Lotterie- und Rennwettgesetz fallen, steuerfrei sind. Voraussetzung ist, dass der Betreiber in einem EU-Land Steuern entrichtet, was bei lizenzierten Anbietern aus Deutschland der Fall ist.

Ausnahme Berufsspieler: wenn Glücksspiel Einkommen generiert

Bei regelmäßigen Gewinnen kann das Finanzamt seine Einstufung ändern und den Spieler zum Berufsspieler erklären. In diesem Fall wird davon ausgegangen, dass ein besonderes Talent vorliegt und zur Erzielung von Einkommen in Form von Gewinnen genutzt wird.

Praktisch passiert das bei Pokerspielern, da es hier nicht nur aufs Glück, sondern auch auf Strategie ankommt. Eher seltener, aber auch denkbar, ist die Einstufung als Berufsspieler im Wettgeschäft. Basieren wiederholte Gewinne nicht ausschließlich auf Glück, sondern auf der Fähigkeit zur Analyse des Marktes, ist eine (nachträgliche) Steuerpflichtigkeit nicht auszuschließen.

Es gab in der Vergangenheit vor allem in der Pokerszene Spieler, die nachwirkend Steuern auf all ihre Gewinne entrichten mussten. Voraussetzung war hierfür, dass ein Gericht die Einstufung zum Profispieler als Beschluss festlegte. Theoretisch ist ein solcher Gerichtsentscheid für jedes Glücksspiel möglich, die Wahrscheinlichkeit ist bei Lotterien oder Automatenspielen aber deutlich geringer. Obwohl es zu einem Teil von der Kulanz des Finanzamts abhängt, welcher Spieler als „Profi“ eingestuft wird, gibt es einige Kriterien, an denen sich auch Steuerberater orientieren können. Die Gefahr der Steuerpflicht besteht regelmäßig unter folgenden Umständen:

  • Es kommt zu mehreren, regelmäßig eingehenden Gewinnen, die zur Deckung des Lebensunterhalts ausreichen.
  • Der Gewinner hat keine weiteren Einkünfte und lebt nur von seinen Glücksspieleinnahmen.
  • Es werden aufs Jahr gerechnet höhere Einnahmen erzielt als mit einem Durchschnittsgehalt.

Hier droht eine rechtliche Grauzone: Gewinne in ausländischen Spielbanken

Die geltenden Gesetze beziehen sich auf Gewinne, die beim angebotenen Glücksspiel eines EU-Betreibers erzielt wurden. Rechtliche Schwierigkeiten treten auf, wenn die Einkünfte bei einem Nicht-EU-Anbieter erzielt wurden, denn hier sind die Steuerregelungen oft anders. Innerhalb der EU müssen Glücksspielanbieter Steuern auf ihre Umsätze entrichten und unterstützen auf diese Weise den Staat. Aus Sicherheitsgründen ist es für Spieler wichtig, die Herkunft und Lizenzierung von Lotterie- und Glücksspielbetreibern zu überprüfen. Kommt es zu Gewinnen im Ausland, ist Rücksprache mit dem Steuerberater wichtig.

Vorsicht Zinsen: erzielte Gewinne aus Glücksspieleinnahmen sind steuerpflichtig

Der reine Gewinn bleibt in den meisten Fällen steuerfrei, anders sieht es mit Zinseinnahmen aus. Je nach Höhe des Betrags und nach Anlagemuster können erhebliche Zinsen generiert werden. Diese müssen mit der Einkommenssteuererklärung an das Finanzamt gemeldet und versteuert werden.

Gültig ist die Regelung ab dem zweiten Jahr nach dem Zufluss. Während des ersten Jahres sind Einkünfte aus Anlagen vollständig steuerfrei, danach wird die Abgeltungssteuer fällig. Sie beträgt in Deutschland aktuell 25 Prozent. Die Art der Kapitalanlage ist irrelevant, die Steuer ist für Sparkonten ebenso zu zahlen wie für Fonds oder Anlagen auf dem Tagesgeldkonto.

Gewinne in Fernsehshows: hier profitiert das Finanzamt

TV-Shows wie „Wer wird Millionär“ sind nicht nur beliebt, sondern bringen regelmäßig satte Einkünfte auf das Konto der Teilnehmer. Bis heute ist es unter Steuerfachleuten strittig, ob Gewinne bei dieser Show versteuert werden müssen. Einerseits hängt der Erfolg von Wissen und Vorbereitung der Kandidaten ab, andererseits aber auch vom Glück der Fragenauswahl.

Bislang scheint in Deutschland kein Fall bekannt, bei dem der Gewinn aus der beliebten TV-Show versteuert werden musste. Es ist aber denkbar, dass sich die Gesetzeslage diesbezüglich ändert oder dass Präzedenzfälle geschaffen werden.

Steuerfreiheit gilt in Deutschland nicht für jedes TV-Format, an dessen Ende ein Gewinn steht. Eines der prominentesten Beispiele war der Big Brother Gewinner Sascha Sirtl. Er lebte rund ein Jahr im TV-Container und gewann ein Preisgeld von einer Million Euro. Das Finanzamt verurteilte Sirtl rückwirkend zur Steuerpflicht, sodass der Gewinner rund 400.000 Euro nachzahlen musste. Als Argument wurde hervorgebracht, dass der Showteilnehmer 24 Stunden täglich vor der Kamera gearbeitet hat.

Wichtig zu wissen: Nicht nur Bargeld unterliegt der Steuerpflicht, auch Sachleistungen werden vom Finanzamt angerechnet. Wer im Fernsehen als Gegenleistung für seine Teilnahme Kleider, Dienstleistungen (z.B. Umbauten durch Architekten), Schmuck und ähnliche Wertgegenstände erhält, unterliegt unter Umständen der Steuerpflicht. Bei sämtlichen Einkünften durch TV-Shows ist es unerlässlich, einen Steuerberater zur Beratung hinzuzuziehen.

Gewinne angeben oder verschweigen? Welche Pflichten gelten

Da ein reiner Gewinn kein Einkommen darstellt, muss er theoretisch bei der Einkommensteuererklärung nicht angegeben werden. Ab dem zweiten Jahr sind jedoch Zinsen zu entrichten und hier könnte es zu Rückfragen kommen. Bekommt das Finanzamt Wind von einer größeren Geldsumme, wird es die Herkunft klären wollen. Spätestens jetzt ist es wichtig, den Gewinn eindeutig nachzuweisen.

Fazit: Glücksspielgewinner dürfen sich in der Regel über Steuerfreiheit freuen

Für den Großteil der Glücksspieler in Deutschland besteht Grund zur Freude, sie müssen ihre Gewinne nicht versteuern. Bei Unklarheiten ist es empfehlenswert, einen Fachmann ins Boot zu holen. Nachversteuerungen sind ärgerlich, insbesondere wenn der Gewinn bereits ausgegeben wurde.

Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten Glücksspiele immer bei offiziell in Europa lizenzierten Betreibern durchgeführt werden, um steuerliche Schwierigkeiten zu vermeiden. Sobald der Gewinn zur Regel wird, ist eine Beratung zum Thema Berufsspieler erforderlich. Nach wie vor gibt es einige rechtliche Unklarheiten und Entscheidungen basieren oft auf der Gunst des Finanzamts.