Neues LV-Unternehmensscoring von ASCORE

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ASCORE veröffentlicht den aktuellen Jahrgang des ASCORE LV-Unternehmensscorings. Von insgesamt 59 bewerteten Lebensversicherungsunternehmen erhielten zwölf Versicherer die höchste Bewertung.

Bei der Bewertungssystematik setzt ASCORE auf eine umfassende Betrachtung der Lebensversicherer und analysiert aussagekräftige Daten, die jährlich von den ASCORE-Kennzahlenexperten überprüft und bei Bedarf entsprechend der Branchenentwicklung erweitert und modifiziert werden. In dem Ratingjahrgang 2023 wurde das Ratingverfahren in Bezug auf die bewerteten Kennzahlen im Vergleich zum Vorjahr einigen Anpassungen unterzogen. Bei der Verteilung der Punkte hat sich hingegen nichts geändert.

Die Verteilung der Punkte erfolgt nach wie vor nach dem „relativen Scoring-Verfahren“. Dafür werden die Benchmarks der einzelnen Kennzahlen wie jedes Jahr an die Marktentwicklung angepasst und die einzelnen Kennzahlen in einen Vergleich zum Markt gesetzt und bewertet, wobei eine positive Wertung mit einem halben oder ganzen Punkt erfolgt. Die letztlich erreichte Gesamtpunktzahl wird dann auf sechs Wertungsklassen umgelegt und in ASCORE Kompassen ausgegeben. Auf eine direkte Gewichtung der einzelnen Kriterien wird von den Analysten nach wie vor verzichtet.

Die Bewertung umfasst 16 bewertungsrelevante Kriterien aus den Bereichen „Erfahrung“, „Sicherheit“, „Erfolg“ und „Bestand“. Zusätzlich fließen 24 nicht-bewertungsrelevante Kennzahlen sowie sechs ergänzende Info-Kennzahlen in die Analyse ein. Um Schwankungen auszugleichen werden hierbei die meisten Kennzahlen über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahre gemittelt.

Ende der Niedrigzinsphase

Die Zinswende 2022 spiegelte sich in einigen Kennzahlen der Lebensversicherer wider. Die saldierten Bewertungsreserven der Kapitalanlagen im Verhältnis zum Bestand der Kapitalanlagen sind von 15,3 Prozent im Geschäftsjahr 2021 auf -10,0 Prozent im Jahr 2022 gesunken, während die stillen Lasten von 0,5 Prozent im Vorjahr auf 14,4 Prozent stark angestiegen sind.

Gleichzeitig ist der Referenzzins für die Zinszusatzreserve im Geschäftsjahr 2022 zum ersten Mal seit der Einführung der Zinszusatzreserve im Jahr 2011 im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben und betrug 1,57 Prozent. Von insgesamt 59 bewerteten Unternehmen konnte bei 56 Versicherern eine Auflösung der Zinszusatzreserve verzeichnet werden. Insgesamt lag die Zinszusatzreserve im Jahr 2022 bei 76,8 Mrd. Euro nach 79,9 Mrd. Euro im Vorjahr.

Solvenzquoten

Auch bei den Solvency-Quoten hatte die Zinswende einen positiven Effekt. Während die anrechnungsfähigen Eigenmittel der bewerteten Gesellschaften von insgesamt 131,4 Mrd. Euro im Jahr 2021 auf 118,6 Mrd. Euro im Jahr 2022 gefallen sind, lagen auch die Solvenzkapitalanforderungen mit insgesamt 23,5 Mrd. Euro im Jahr 2022 unter dem Vorjahreswert von 28,9 Mrd. Euro.

Somit ist die aufsichtsrechtliche Solvenzquote um etwa 49-Prozentpunkte auf insgesamt 504,2 Prozent im Jahr 2022 angestiegen. Die Solvenzquote netto (ohne Berücksichtigung der Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassungen) lag mit 248,5 Prozent auch über dem Vorjahreswert von 214,3 Prozent.

Kapitalanlageergebnisse

Die gestiegenen Zinsen waren auch beim Kapitalanlageergebnis der Lebensversicherer bemerkbar.  So ist die Nettoverzinsung, welche das gesamte Kapitalanlageergebnis im Verhältnis zum mittleren Kapitalanlagebestand misst, von 3,5 Prozent im Jahr 2021 auf 2,1 Prozent im Jahr 2022 gesunken.

Einerseits ist der starke Rückgang der Nettoverzinsung auf insgesamt höhere außerordentliche Aufwendungen für die Kapitalanlagen (Abschreibungen und Verluste aus dem Abgang) zurückzuführen. Andererseits lagen die außerordentlichen Erträge unter dem Vorjahreswert, da die Versicherer nicht mehr gezwungen waren, ihre Bewertungsreserven für die Finanzierung der Zinszusatzreserve zu realisieren. Die laufende Durchschnittsverzinsung, welche nur die ordentlichen Nettoerträge der Kapitalanlagen berücksichtigt, lag hingegen mit 2,3 Prozent nah an dem Vorjahreswert von 2,4 Prozent.

Trotz der rückläufigen Nettoerträge aus den Kapitalanlagen ist bei den im Rating berücksichtigten Lebensversicherern im Jahr 2022 eine höhere Ergebnisquote von 11,3 Prozent nach 9,7 Prozent im Vorjahr zu verzeichnen (die Quote misst das Verhältnis vom Gesamtüberschuss einschließlich der Direktgutschrift zu den gebuchten Bruttobeiträgen und den Nettoerträgen aus Kapitalanlagen).

Auch die gebuchten Bruttobeiträge lagen insgesamt um 6,4 Mrd. Euro unter dem Vorjahreswert. Der erzielte Gesamtüberschuss ist hingegen im Vergleich zum Vorjahr nur leicht um 0,1 Mrd. Euro auf 11,6 Mrd. Euro zurückgegangen.

Bestand

Im Bereich „Bestand“ konnten die laufenden Beiträge insgesamt von 55,2 Mrd. Euro auf 56,0 Mrd. Euro gesteigert werden, die Einmalbeiträge waren jedoch im Vergleich zum Vorjahr stark rückläufig und betrugen 27,1 Mrd. Euro im Jahr 2022 nach 34,4 Mrd. Euro im Vorjahr. Beim Neuzugang gemessen an der Beitragssumme des Neugeschäfts ist im Geschäftsjahr 2022 auch ein Rückgang zu verzeichnen: insgesamt ist die Kennzahl von 173,4 Mrd. Euro auf 160,2 Mrd. Euro gefallen.

Neuerungen im Jahrgang 2023

Im Bereich „Erfolg“ ist die Kennzahl „Überschussquote nach MindZV“, welche im Ratingjahrgang 2019 in das Rating aufgenommen wurde, in die Bewertung eingeflossen. Die Überschussquote nach MindZV misst die Differenz zwischen dem Gesamtertrag und dem Aufwand für die rechnungsmäßige Verzinsung gemäß Angaben nach §15 der Mindestzuführungsverordnung (MindZV) im Verhältnis zur Deckungsrückstellung des Geschäftsjahres und drückt somit aus, wie viel von den Erträgen nach §15 MindZV noch für eine Überschussbeteiligung übrig bleibt. Insgesamt ist die Quote leicht von 1,4 Prozent im Jahr 2021 auf 1,3 Prozent im Jahr 2022 gesunken.

Die Kennzahl „Sicherungsbedarfsquote“, welche den Sicherungsbedarf gemäß § 139 (4) VAG im Verhältnis zu der Deckungsrückstellung darstellt, wurde auf Grund gestiegener Zinsen bei der Bewertung im aktuellen Jahrgang nicht mehr berücksichtigt.

Trotz des starken Rückgangs einzelner Kennzahlen wie zum Beispiel der Bewertungsreserve-Quote, der Nettoverzinsung sowie insgesamt eines deutlich niedrigeren Neugeschäfts hat sich die durchschnittliche Bewertung der Lebensversicherer in dem aktuellen Jahrgang im Vergleich zum Vorjahr verbessert.

Die erstmalige Stagnation des Referenzzinses für die Zinszusatzreserve und als Folge die bestandsinduzierte Auflösung der Zinszusatzreserve erhöht kurz- bis langfristig die Überschussbeteiligung der Versicherten.

„Einige Versicherer hatten schon für das Jahr 2023 ihre laufende Überschussbeteiligung erhöht. Nutzen die Gesellschaften das freiwerdende Kapital aus dem Abbau der Zinszusatzreserve, um die Verluste aus Realisierungen der stillen Lasten bilanziell auszugleichen, so erhöht sich künftig durch Neu- und Wiederanlagen die Ertragskraft ihrer Kapitalanlagen, wovon wiederum die Versicherten profitieren werden. Bei den Neugeschäftszahlen erwarten wir im Geschäftsjahr 2023 auf Grund andauernder Inflation jedoch keine Verbesserung.“ erläutert Dr. Maryna Bibik, Teamleiterin Unternehmensanalyse bei ASCORE Analyse.

Die Scoring-Ergebnisse finden hier.

Anwender des ASCORE Navigators können die aktualisierten Einzel- und Detailergebnisse direkt im Programm einsehen. Zudem werden die Unternehmenswertungen zeitnah auch in den LV-Vergleichslösungen von softfair als qualitativer Filter innerhalb der Berechnungsvorgaben nutzbar sein.