Hausbank-Wechsel für mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen vorstellbar

Hausbankwechsel für mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen vorstellbar
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Nur jeder zehnte Mittelständler möchte bei seinem aktuellen Bankpartner bleiben. 56 Prozent hingegen können sich einen Wechsel der Hausbank durchaus vorstellen oder haben diesen sogar schon fest geplant.

Das sind Ergebnisse der Studie „Finanzierungsmonitor 2020“ von creditshelf, die in Zusammenarbeit mit der TU Darmstadt entstanden ist.

Dr. Daniel Bartsch, Vorstand und Gründungspartner von creditshelf, dazu:

„Die früher traditionell enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmensleitung und Firmenkundenberater der Hausbank wird schwächer. Heute stehen dem Mittelstand innovative Alternativen für Finanzierungs- und Payment-Lösungen zur Verfügung. Immer öfter übernehmen deshalb spezialisierte FinTech-Anbieter einen Aufgabenbereich, der früher als Hoheitsgebiet der Bank galt.“

In der Folge werde es für Unternehmen einfacher, sich nach neuen oder ergänzenden Partnern umzusehen, die besser zum jeweiligen Profil und den sich veränderten Anforderungen passen.

Mittelstand profitiert von Neuorientierung

Nach Meinung von Prof. Dr. Dirk Schiereck, Leiter des Fachgebiets Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt, profitiert von dieser Neuorientierung vor allem der Mittelstand. Er hat beobachtet, dass vermehrt passgenaue und maßgeschneiderte Finanzierungslösungen zusammengestellt werden:

„Hausbanken waren und sind in ihren Möglichkeiten meistens eher eingeschränkt. Jetzt stehen den Unternehmen neue Wege offen, um Investitionen zu stemmen oder finanzielle Engpässe zu überbrücken. Durch diese Alternativen verliert die Hausbank nach und nach ihren Status als exklusiver Partner – und wird damit auch austauschbarer.“

Mehr Flexibilität und Unabhängigkeit

Für Dr. Daniel Bartsch sind die Ergebnisse der Studie auch ein Indiz dafür, dass Mittelstand will bei der Finanzierung flexibler agieren möchte und sich mehr Unabhängigkeit wünscht. Die Emanzipation von der Hausbank wirke sich zudem vorteilhaft auf Finanzierungsverhandlungen aus, weil die Unternehmen selbstbewusster und offensiver auftreten könnten.

Dr. Daniel Bartsch erklärt:

„Alternative Finanzierungsmöglichkeiten sind stark nachgefragt. Mehr als die Hälfte der Unternehmen nutzt zum Beispiel Leasing. Aber auch die Lagerfinanzierung ist mit 36 Prozent sehr beliebt. 70 Prozent tun dies nach eigener Aussage deshalb, um die Unabhängigkeit von der Hausbank zu erhöhen.

Früher war das Unternehmen oft in der Rolle des Bittstellers. Heute können sie sich häufig das beste Angebot aussuchen.“