Auf digitaler Spurensuche: 5 Skandale, in denen E-Mails eine Rolle spielten

Hand deutet auf E-Mail

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Anders als in alten Spionage-Filmen oder Polit-Thrillern findet die Übergabe brisanter und vertraulicher Informationen schon lange nicht mehr nur in dunklen Garagen oder Gassen statt. Stattdessen nehmen sie erstaunlich oft den elektronischen Postweg. Denn die E-Mail ist praktisch, schnell und zuverlässig.

Kristina Waldhecker
Kristina Waldhecker, Manager Product Marketing, MailStore Software GmbH © MailStore Software GmbH

Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen alle ein- und ausgehenden E-Mails einschließlich ihrer Anhänge so archivieren, dass niemand über das Geschäftskonto abgewickelte Korrespondenzen manipulieren oder verschwinden lassen kann. Eine professionelle E-Mail-Archivierungslösung sorgt dafür, dass Nachrichten über den gesetzlich vorgeschriebenen Zeitraum hinweg vollständig, dauerhaft zugänglich sowie revisionssicher aufbewahrt werden. Sollte also einmal der Verdacht aufkommen, dass in einem Unternehmen geschäftsschädliche Aktivitäten stattfinden, kann der archivierte E-Mail-Verkehr wertvolle Hinweise zu beteiligten Instanzen liefern.

Kristina Waldhecker, Senior Manager Marketing bei MailStore, stellt einige Fälle vor, in denen E-Mail-Korrespondenzen eine große Rolle spielen oder gespielt haben und zeigt dabei auf, warum E-Mail-Archivierung für jedes Unternehmen Teil der Strategie sein sollte.

1. Enron: Der größte Bilanzbetrug der US-Geschichte

Der Energiekonzern Enron machte Anfang des neuen Jahrtausends groß von sich reden, weil er in seinen Bilanzen manipulierte Gewinnzahlen ausgewiesen hatte, die Schulden jedoch nicht. Stattdessen überschrieb er sie seinen Tochtergesellschaften. Als der Betrug aufflog, meldete Enron Ende 2001 Insolvenz an; der Aktienwert landete mit wenigen Cent im Keller. Nicht nur Aktionäre und Banken wurden um rund 60 Milliarden US-Dollar geprellt. Auch 20.000 Mitarbeitende verloren über Nacht ihre Jobs und gleichzeitig ihre Altersvorsorge.

Im Zuge der Ermittlungen sammelte die zuständige Untersuchungskommission über 600.000 E-Mails von mehr als 150 Ex-Mitarbeitenden und Top-Managern. Den sogenannten Enron Corpus – die elektronische Dokumentation des vierjährigen Untergangs – machten sie 2002 dann der Öffentlichkeit für wissenschaftliche Zwecke zugänglich. Was allerdings sofort auffiel: Anhänge wurden entfernt und einzelne E-Mails gelöscht. Wären diese Inhalte mithilfe einer E-Mail-Archivierungslösung in ein externes Archiv revisionssicher kopiert worden, wären sie nicht unwiederbringlich verloren gegangen. Die damaligen CEOs Kenneth Lay und Jeffrey Skilling wurden 2006 unter anderem wegen Betrugs, Insider-Handels und Verschwörung zu Gefängnisstrafen verurteilt.

2. Cum-Ex: Wer wusste was im Warburg-Steuerdebakel?

Der Ursprung des Skandals liegt in dem Verzicht auf Rückzahlung von 47 Millionen Euro durch die Hamburger Privatbank Warburg. Schnell stellte sich die Frage, wer in diesen Skandal involviert war.
Im September 2021 beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft Köln die E-Mail-Postfächer zahlreicher Beamter, Politiker und weiterer relevanter Personen aus deren Umfeld. 2023 ließ sie dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss Hamburg auf Anfrage der CDU zwei Laptops mit über 700.000 E-Mails zukommen, aus denen die Abgeordneten neue Erkenntnisse zum Cum-Ex-Fall ziehen sollten. Darunter befinden sich etliche Korrespondenzen, unter anderem von dem aktuellen Hamburger Bürgermeister Peter Tchentscher sowie weiteren Beamten und Politikern, die auf eine mögliche Beteiligung überprüft werden. Großes Aufsehen gab es, als diese Laptops inklusive der darauf gespeicherten elektronischen Nachrichten im November 2023 für kurze Zeit abhandenkamen.

3. Climategate: Wenn Wissenschaftler per E-Mail über Klimadatenmanipulation sprechen

Am 19. November 2009 tauchte auf dem Klimawandel-Skeptiker-Blog Air Vent ein ominöser Link zu einem russischen Server auf. Das Ziel: eine .zip-Datei mit unter anderem 3.000 internen E-Mails der Climate Research Unit der University of East Anglia. Die elektronischen Nachrichten offenbarten Konversationen in denen bekannte Klimaforscher, die in der Öffentlichkeit den Klimawandel und steigende Temperaturen verfechten, diskutierten, welche Messdaten man wie anpassen oder verschwinden lassen muss, damit die Forschungsergebnisse ihre Theorien untermauern.

Die Washington Times berichtete über die Affäre und taufte sie Climategate. Das Ende vom Lied: Nach Untersuchung der geleakten Daten wurden die beschuldigten Wissenschaftler von mehreren Prüfungsausschüssen entlastet, da die Nachrichten ihrer Einschätzung nach größtenteils aus dem Zusammenhang gerissen wurden.

4. Abgasskandal: Private Korrespondenzen bringen Licht ins Dunkel

Mehrere Automobilhersteller wurden 2015 bezichtigt, ihre Abgasmesswerte mithilfe einer manipulierten Software zu frisieren, um gesetzlich vorgeschriebene Grenzwerte einhalten zu können. Nicht nur die E-Mail eines Audi-Mitarbeiters deutete an, dass ein Schwindel im Raum stand.

2017 lagen dem stern weitere interne E-Mails vor, die Michael Odenwald, Staatssekretär des damaligen Verkehrsministers Alexander Dobrindt (CSU), auf seinen privaten E-Mail-Account schicken ließ. Die E-Mail-Verläufe enthielten Korrespondenzen zur Sachlage, die Odenwald unter anderem mit Lobbyisten des Verbandes der Automobilindustrie und anderen Autoherstellern führte. Allerdings hätten diese Nachrichten mit offensichtlich dienstlichen Inhalten eigentlich dem Untersuchungsausschuss vorliegen müssen, was sie nicht taten. Journalisten stellen daraufhin die Frage, ob sie aktiv vorenthalten wurden und womöglich wichtige Details zur Beteiligung gewisser Instanzen liefern könnten.

5. US-Präsidentschaftswahl 2016: Pleiten, Pech und private E-Mail-Konten

Bevor sie sich im Wahlkampf gegen ihren Wettstreiter Donald Trump stellte, war Hillary Clinton zwischen 2009 und 2013 als Außenministerin der USA tätig. Während ihrer Amtszeit kam es in Bengasi zu einem Anschlag, bei dem unter anderem ein US-Botschafter ums Leben kam. Die republikanische Partei verlangte zu überprüfen, inwieweit sich Clinton der Verantwortung stellen müsse.

Normalerweise ist der schriftliche und elektronische Briefverkehr von US-amerikanischen Bundesbeamten für gewisse Instanzen wie Journalisten und dem Ministerium zugänglich. In diesem Fall gab es allerdings ein Problem: das E-Mail-Konto. Clinton wickelte den Großteil ihrer dienstlichen Korrespondenzen über ihre private E-Mail-Adresse ab. In diesem Fall konnten ihre Anwälte eine Vorauswahl der zu übersendenden Informationen treffen, im Zuge derer sie etwa 30.000 private E-Mails löschten. Nachdem die New York Times die E-Mail-Affäre aufdeckte, untersuchte das FBI den Fall und sprach Clinton von einem Gesetzesbruch frei. Trotzdem nutzte Trump die Ereignisse für seinen Wahlkampf, um Zweifel der Vertrauenswürdigkeit seiner Wahlkampfgegnerin zu säen.

Unternehmen sollten also aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, und so mithilfe einer soliden E-Mail-Archivierungsstrategie mögliche Datenverluste vermeiden. Zudem ist die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften wie den GoBD (Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff) für deutsche Unternehmen von entscheidender Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf die Archivierung von E-Mails und Dateianhängen. Eine zuverlässige E-Mail-Archivierungsstrategie gewährleistet nicht nur die Einhaltung dieser Vorschriften, sondern hilft auch, potenzielle Datenverluste zu vermeiden und einen effizienten Zugriff auf relevante Informationen zu gewährleisten.

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