Trotz steigender Erwerbsbeteiligung sind immer mehr Frauen im Rentenalter auf Grundsicherung angewiesen. Eine Antwort der Bundesregierung zeigt: Die Zahl der betroffenen Frauen ist in den letzten zehn Jahren um über 100.000 gestiegen. Die Ursachen liegen in niedrigen Renten, Teilzeitbeschäftigung und dem Gender Pension Gap.
Die Altersarmut von Frauen in Deutschland nimmt weiter zu. Wie aus einer Antwort der Bundesregierung (20/14874) auf eine Kleine Anfrage der Gruppe Die Linke hervorgeht, ist die Zahl der Frauen, die Grundsicherung im Alter beziehen, innerhalb von zehn Jahren von 312.388 im Jahr 2014 auf 413.955 im Jahr 2023 gestiegen. Damit sind inzwischen fast 100.000 Frauen mehr auf staatliche Unterstützung angewiesen.
Diese Entwicklung ist kein neues Phänomen: Bereits in Auswertungen des Statistischen Bundesamtes wurde auf die strukturellen Ursachen für das hohe Armutsrisiko von Frauen im Alter hingewiesen. Dass Frauen besonders stark vom Gender Pension Gap betroffen sind, dessen Wirkungen aber unterschätzen, zeigte beispielsweise eine Befragung der Allianz Lebensversicherung. Trotz einer insgesamt gestiegenen Erwerbsbeteiligung von Frauen zeigen die neuen Zahlen, dass viele Renten nicht ausreichen, um den Lebensunterhalt zu sichern.
Gender Pension Gap und hohe Teilzeitquote als Ursachen
Die Bundesregierung nennt in ihrer Antwort mehrere Gründe für die anhaltende finanzielle Unsicherheit vieler Frauen im Alter. Ein zentraler Faktor bleibt die Teilzeitquote: Rund die Hälfte aller Frauen arbeitet in Teilzeit, was sich langfristig negativ auf die Rentenhöhe auswirkt. Zudem sind die durchschnittlichen Wochenarbeitszeiten von Frauen weiterhin vergleichsweise niedrig.
Obwohl die Erwerbsbeteiligung von Frauen in den vergangenen zehn Jahren gestiegen ist – von 73,1 Prozent im Jahr 2014 auf 77,6 Prozent im dritten Quartal 2024 – weist die Regierung darauf hin, dass das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial hoch bleibt. Frauen arbeiten zwar häufiger, aber oft in geringerem Umfang, was ihre Altersvorsorge schwächt.
Kindererziehungszeiten und Rentenansprüche
Auch die Bewertung von Kindererziehungszeiten spielt eine Rolle. Die Bundesregierung verweist auf Reformen wie die Mütterrente, die jedoch nur bedingt zur Schließung der Rentenlücke beigetragen haben. Trotz Verbesserungen in den letzten Jahren reicht dies offenbar nicht aus, um Altersarmut signifikant zu verringern.
Was ist zu tun?
Die Bundesregierung erkennt in ihrer Antwort die Problematik an und betont die Notwendigkeit besserer Rahmenbedingungen für eine substanzielle Erwerbstätigkeit von Frauen. Maßnahmen wie eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, höhere Rentenansprüche für Erziehungszeiten und eine Schließung des Gender Pay Gaps könnten langfristig dazu beitragen, das Armutsrisiko zu senken.
Die steigende Zahl der Frauen in der Grundsicherung zeigt jedoch, dass bisherige Maßnahmen nicht ausreichen. Ohne gezielte Reformen droht sich die Situation weiter zu verschärfen.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Altersarmut: MetallRente Jugendstudie 2022 schlägt Alarm
Junge Menschen im Alter zwischen 17 und 27 Jahren haben Angst davor, dass sie im Alter nur eine geringe Rente erhalten. Statistisch besonders betroffen sind Frauen, Gründe für die große Rentenlücke zwischen Männern und Frauen sind die Gehaltsunterschiede und gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Angst vor Altersarmut: Fast jede zweite Frau fühlt sich finanziell unzureichend abgesichert
Frauen blicken mit deutlich mehr Sorgen auf ihre finanzielle Zukunft als Männer. Fast jede zweite Frau hält ihre Altersvorsorge für unzureichend – während Männer wesentlich optimistischer sind.
Altersarmut bleibt große Sorge: Besonders Frauen betroffen
Fast jeder fünfte Deutsche über 65 Jahre ist armutsgefährdet. Laut der Studie „Die Ängste der Deutschen 2024“ fürchten 40 Prozent der Menschen, ihren Lebensstandard im Alter nicht halten zu können – bei Frauen ist die Sorge besonders ausgeprägt.
Rentenatlas 2024: Wo Männer die höchsten Altersrenten erhalten
Männer in Nordrhein-Westfalen und dem Saarland beziehen die höchsten Altersrenten in Deutschland. Der Rentenatlas 2024 der Deutschen Rentenversicherung liefert Einblicke in regionale Unterschiede und die Entwicklung des Rentensystems.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Rentenerhöhung zum 1. Juli 2025: Rentner profitieren von positiver Entwicklung
Deutschlands Rentnerinnen und Rentner dürfen sich auf eine spürbare Erhöhung ihrer Bezüge freuen. Ab dem 1. Juli 2025 steigen die Renten um 3,74 Prozent. Das hat Bundesarbeitsminister Hubertus Heil nun bestätigt.
Höhere Krankenkassenbeiträge: Senioren zahlen bis zu 1.120 Euro mehr
Ab März müssen viele Rentnerinnen und Rentner tiefer in die Tasche greifen: Die gestiegenen Zusatzbeiträge der gesetzlichen Krankenkassen führen dazu, dass Senioren jährlich bis zu 1.120 Euro mehr zahlen müssen. Dies geht aus einer aktuellen Analyse des Vergleichsportals Verivox hervor.
Stabilisierung des Rentenniveaus: Wer verliert und wer gewinnt wirklich?
Neue Berechnungen zeigen: Eine langfristige Stabilisierung des Rentenniveaus hätte für nahezu alle Geburtsjahrgänge zwischen den 1940ern und 2010 eine höhere Rendite der gesetzlichen Rente bedeutet. Besonders profitieren Versicherte aus den Jahrgängen 1960 bis 1980.
Gender Pay Gap 2024: Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern gesunken
Frauen verdienen in Deutschland weiterhin weniger als Männer – trotz eines deutlichen Rückgangs des Gender Pay Gaps. Besonders im Westen bleibt die Lücke groß.