„Die Flut an Dokumentationspflichten ist nicht mehr verhältnismäßig“

Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) warnt eindringlich vor den Auswirkungen einer zunehmenden Regulierungsflut in der Versicherungsvermittlung. Im Zentrum der Kritik steht die aus Sicht des Verbands unverhältnismäßige Komplexität gesetzlicher Vorgaben, die nicht nur Vermittler, sondern auch Kunden überfordert – mit negativen Folgen für die Beratungsqualität.

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„Die Flut an Dokumentationspflichten ist längst nicht mehr verhältnismäßig“, erklärt BVK-Präsident Michael H. Heinz (Symbolbild).„Die Flut an Dokumentationspflichten ist längst nicht mehr verhältnismäßig“, erklärt BVK-Präsident Michael H. Heinz (Symbolbild).DALL-E

Anlass der Kritik ist eine aktuelle Mystery-Shopping-Aktion der BaFin, koordiniert durch die europäische Aufsichtsbehörde EIOPA. Die Untersuchung in acht Mitgliedstaaten zeigt: Vermittler geben sich Mühe, den rechtlichen Anforderungen zu genügen – stoßen dabei aber zunehmend an strukturelle Grenzen.

„Die Flut an Dokumentationspflichten ist längst nicht mehr verhältnismäßig“, erklärt BVK-Präsident Michael H. Heinz. „Vermittler müssen sich durch ein Dickicht aus Formularen, rechtlichen Vorgaben und Informationspflichten kämpfen. Dabei müssen sie die Informationen für den Kunden adressatengerecht verdichten, um dessen Aufnahmefähigkeit nicht zu überfordern, ohne dabei relevante Informationen wegzulassen. Dies ist oft ein heikler Balanceakt.“

Bürokratie statt Klarheit

Besonders kritisch sieht der BVK die Auswirkungen auf die Verbraucher: Immer öfter würden Kunden mit seitenlangen, unübersichtlichen Dokumenten konfrontiert, die mehr Verwirrung als Orientierung stiften. „Viele Verbraucher fühlen sich überfordert und abgeschreckt. Statt Klarheit zu schaffen, erzeugt die Regulierung Unsicherheit – das ist das Gegenteil von Verbraucherschutz“, so Heinz weiter.

Die Ursache für die angespannten Verhältnisse sieht der BVK nicht in der mangelnden Qualifikation der Vermittler, sondern in der Überfrachtung der Regularien. Die Regelungen seien häufig praxisfern, widersprüchlich und nicht mit dem Beratungsalltag kompatibel.

Zustimmung aus Brüssel

Der BVK begrüßt deshalb ausdrücklich die jüngsten Aussagen von EIOPA-Präsidentin Petra Hielkema, die selbst eingeräumt hat, dass regulatorische Überkomplexität unbeabsichtigt zu schlechteren Ergebnissen für Verbraucher führen kann. Auch Hielkemas Appell für einen vertriebsorientierten, ergebnisfokussierten Ansatz findet Zustimmung beim BVK. Ein solcher Paradigmenwechsel würde aus Sicht des Verbands den Fokus stärker auf den tatsächlichen Kundennutzen richten, anstatt auf das bloße Abarbeiten von Formularpflichten.

EU-Kommission mit Entbürokratisierungsprogramm

Rückenwind kommt auch von der Europäischen Kommission, die in ihrem Arbeitsprogramm 2025 konkrete Maßnahmen zur Vereinfachung bestehender Vorschriften angekündigt hat. Der BVK fordert in diesem Zusammenhang eine grundlegende Reform des regulatorischen Rahmens für die Versicherungsvermittlung. Ziel müsse eine „praxisnahe, verständliche und kundenorientierte Beratung“ sein, die Vermittlern wieder den nötigen Spielraum lässt, um qualitativ hochwertig beraten zu können – und gleichzeitig die Kunden nicht mit Bürokratie überfordert.
„Wir brauchen nicht mehr Regulierung, sondern bessere Regulierung“, so Heinz. Der Kunde profitiere nicht von Paragrafen, sondern von verständlicher Beratung.

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