Wie wirken sich moderne Arbeitsmodelle – insbesondere Homeoffice – auf das Einsamkeitsempfinden von Mitarbeitern aus? Das untersuchte der Einsamkeitsreport 2024 der Techniker Krankenkasse (TK). Ein Ergebnis: Soziale Isolation betrifft auch Beschäftigte vor Ort.
Einsamkeit ist ein subjektives Gefühl, das auftritt, wenn soziale Kontakte nicht den eigenen Bedürfnissen entsprechen – sei es in Qualität oder Quantität. Während manche Menschen mit wenigen Beziehungen zufrieden sind, fühlen sich andere trotz vieler sozialer Kontakte isoliert. Psychische Erkrankungen sind seit Jahren auf dem Vormarsch, insbesondere nach den Corona-Maßnahmen, die viele soziale Strukturen verändert haben. Der neue Einsamkeitsreport 2024 (PDF) der Techniker Krankenkasse (TK) untersucht nun, welchen Einfluss moderne Arbeitsmodelle – insbesondere Homeoffice – auf das Einsamkeitsempfinden haben.
Kein deutlicher Unterschied zwischen Homeoffice und Büroarbeit
Laut der repräsentativen Umfrage von Forsa für die TK fühlen sich 16 Prozent der Beschäftigten, die zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten, häufig oder manchmal einsam. Bei denjenigen, die ausschließlich vor Ort tätig sind, sind es mit 14 Prozent kaum weniger. Damit widerlegt die Studie die Annahme, dass das Homeoffice zwangsläufig zu sozialer Isolation führt.
Soziale Kontakte als Schutzfaktor
Arbeit kann eine wichtige soziale Stütze sein. „Grundsätzlich kann Arbeit sehr zum Wohlbefinden beitragen. Der soziale Austausch mit Kolleginnen und Kollegen und das Eingebundensein in ein Team decken ein Grundbedürfnis nach Kontakt und Zugehörigkeit“, erklärt TK-Vorstandsvorsitzender Dr. Jens Baas.
Im Vergleich zum Privatleben ist Einsamkeit im Beruf tatsächlich seltener ein Problem: 38 Prozent der Befragten geben an, sich bei ihrer Arbeit zumindest selten einsam zu fühlen. Im privaten Bereich liegt dieser Wert jedoch bei 58 Prozent. Das zeigt, dass berufliche Strukturen ein gewisses Maß an sozialem Halt bieten können.
Fehlender persönlicher Austausch im Homeoffice
Trotz dieser positiven Effekte empfinden viele Menschen das Homeoffice als nachteilig für den persönlichen Austausch. 42 Prozent der Beschäftigten, die von zuhause aus arbeiten, vermissen häufig oder manchmal die direkte Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen. In klassischen Büros sind es nur 12 Prozent.
Unternehmen können gegensteuern
Laut Dr. Baas können Arbeitgeber einiges tun, um Einsamkeit am Arbeitsplatz zu vermeiden: „Egal ob Homeoffice oder nicht: Entscheidend für das Wohlbefinden der Mitarbeitenden und damit auch die Vorbeugung von Einsamkeit ist eine von Wertschätzung und Vertrauen geprägte Unternehmenskultur.“
Feste Team-Tage, regelmäßige Veranstaltungen und Mentoring-Programme sind laut TK sinnvolle Maßnahmen, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Zudem können Unternehmen mit Betrieblicher Gesundheitsförderung (BGF) und Betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM) gezielt gegen Einsamkeit und psychische Belastungen vorgehen.
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