Die Versicherungswirtschaft prognostiziert für 2025 ein branchenweites Beitragswachstum von fünf Prozent. Besonders die Schaden- und Unfallversicherung sowie die PKV legen zu. Gleichzeitig fordert der GDV Reformen in der Altersvorsorge, Cybersicherheit und dem Steuerrecht.
Nach drei wirtschaftlich herausfordernden Jahren blickt die deutsche Versicherungswirtschaft optimistisch in die Zukunft. „Die Talsohle scheint nun überwunden. Das ist eine erfreuliche Prognose“, erklärte GDV-Präsident Norbert Rollinger auf der Jahresmedienkonferenz des Verbandes. Laut GDV-Prognose dürften die Beitragseinnahmen der Branche im Jahr 2025 um fünf Prozent auf 250 Milliarden Euro steigen.
Die Schaden- und Unfallversicherung erwartet mit einem Plus von 7,5 Prozent auf 99 Milliarden Euro den größten Zuwachs. Besonders die Kfz-Versicherung trägt dazu bei: „Wir erwarten erneut ein zweistelliges Wachstum der Beitragseinnahmen“, so Rollinger. Auch die Private Krankenversicherung (PKV) setzt ihr Wachstum fort und soll 2025 um 7,5 Prozent auf 56 Milliarden Euro zulegen.
In der Lebensversicherung rechnet der GDV mit einem Anstieg der Beitragseinnahmen um 1,3 Prozent auf knapp 96 Milliarden Euro. Während das Einmalbeitragsgeschäft mit einem Plus von 4,8 Prozent weiter wächst, bleibt das laufende Geschäft eine Herausforderung.
Reformbedarf in Altersvorsorge, Steuerrecht und Cybersicherheit
Neben den Geschäftszahlen betonte der GDV die Notwendigkeit grundlegender Reformen. GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen forderte eine stärkere Verteilung der Rentenlast auf alle drei Säulen der Altersvorsorge: „Wir brauchen Reformen in der gesetzlichen Rentenversicherung sowie in der privaten und in der betrieblichen Altersvorsorge. Das muss für die neue Bundesregierung Priorität haben.“
Auch im Steuerrecht sieht der GDV dringenden Handlungsbedarf. Asmussen plädiert für eine Vereinfachung der Vorschriften: „Neben niedrigeren Unternehmenssteuern müssen viele einzelne Regelungen angepasst werden. Ziel ist ein verständliches, weniger komplexes Steuerrecht.“ Zudem fordert Rollinger klare, digitale Prozesse zur Reduzierung der Bürokratie.
Cybersicherheit als zentrales Thema
Ein weiteres Kernthema ist der Schutz vor Cyberrisiken. „Der ungenügende Schutz gegen Cyberangriffe ist ein Problem, auf das die Wirtschaft schlecht vorbereitet zuläuft“, warnte Rollinger. Während Unternehmen die Gefahr noch immer unterschätzen, sind Versicherer bei der Zeichnung von Cyberpolicen zurückhaltend. Die Wachstumsraten der Sparte haben sich verlangsamt.
Um Unternehmen und Volkswirtschaft besser gegen großflächige Cyberangriffe abzusichern, schlägt der GDV eine Public-Private-Partnership mit dem Staat vor. „Wir wollen eine robuste Struktur schaffen, die den Wirtschaftsstandort Deutschland auf eine mögliche Cyberpandemie vorbereitet“, so Rollinger.
Elementarschäden: GDV gegen Pflichtversicherung
Auch beim Thema Naturgefahren appelliert der GDV an die Politik. Rollinger sprach sich erneut gegen eine Pflichtversicherung für Elementarschäden aus. „Eine Pflichtversicherung ist keine Lösung, da sie weder Schäden verhindert noch Prämien senkt.“ Stattdessen sollten Staat und Versicherer gemeinsam an langfristigen Lösungen arbeiten.
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