EZB senkt Leitzins um 25 Basispunkte – Experten uneins über die Auswirkungen

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins erneut gesenkt und setzt damit ihren Zinssenkungskurs fort. Während einige Experten die Maßnahme als erwarteten Schritt bewerten, warnen andere vor möglichen Risiken für Inflation und Kapitalmärkte.

(PDF)
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins erneut gesenkt und setzt damit ihren Zinssenkungskurs fort.MichaelM / pixabay

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat beschlossen, die Zinsen um 25 Basispunkte zu senken. Damit liegt der Einlagezins nun bei 2,75 %, der Hauptrefinanzierungssatz bei 2,90 % und der Spitzenrefinanzierungssatz bei 3,15 %. Die Änderungen treten am 5. Februar 2025 in Kraft. Diese Entscheidung wurde von den Märkten weitgehend erwartet, doch die Einschätzungen zu den Folgen der Zinssenkung gehen auseinander.

Marktreaktionen und wirtschaftliche Einordnung

Florian Heider, wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE, bewertet den Schritt als strategische Maßnahme in einem unsicheren Umfeld: „Die Märkte hatten diesen Schritt längst eingepreist – ein Zeichen dafür, dass die EZB kaum noch Spielraum hat, die Zinsen konstant zu halten, um beispielsweise die immer noch hohe Inflation zu bekämpfen.“ Er warnt jedoch, dass die Notenbank flexibel bleiben müsse, um kurzfristig auf wirtschaftliche Entwicklungen reagieren zu können.

Auch Peter Axmann, Leiter Immobilienkunden der Hamburg Commercial Bank, sieht die Entscheidung als Schritt hin zu einer stabileren Zinsstruktur: „Dies ist ein weiterer Schritt weg von der momentanen inversen Zinsstruktur und damit in eine normale Welt, in der der Preis des Geldes immer höher wird, je länger es zur Verfügung gestellt wird.“ Axmann rechnet allerdings nicht mit weiteren deutlichen Zinssenkungen, solange Inflation oder wirtschaftliche Unsicherheiten nicht zunehmen.

Mögliche Auswirkungen auf Inflation und Kapitalmärkte

Die Inflationsentwicklung bleibt ein zentraler Unsicherheitsfaktor. Francesco Fedele, CEO der BF.direkt AG, warnt vor möglichen Risiken: „Noch immer ist die Inflation im Euroraum nicht gebannt. Obwohl der Zielwert von zwei Prozent noch immer nicht erreicht ist, senkt die EZB erneut die Leitzinsen. Das könnte sich rächen.“

Eine ähnliche Einschätzung teilt Prof. Dr. Steffen Sebastian vom IREBS Institut für Immobilienwirtschaft. Er verweist darauf, dass Zinssenkungen mit Verzögerung wirken, die Kapitalmärkte aber sofort reagieren. „Sollte der Markt wegen der Zinssenkung der EZB wieder mehr Inflation erwarten, könnte das zu einer Erhöhung der langfristigen Zinsen führen.“

Folgen für Immobilienmärkte und Investoren

Für den Immobiliensektor dürfte die aktuelle Entscheidung jedoch keine großen Veränderungen mit sich bringen. Patrick Brinker, Head of Real Estate Investment Management bei Hauck Aufhäuser Lampe, sieht keine nennenswerten Auswirkungen auf die Branche: „Selbst ein psychologischer Effekt ist nicht zu erwarten, da sich die Zinsen mittlerweile auf einem Niveau befinden, mit dem die Branche wieder gut arbeiten kann.“

Ähnlich äußert sich Dr. Tim Schomberg, CEO von KINGSTONE RE: „Die EZB trägt mit ihrer heutigen Aktion dazu bei, den Korridor für den langfristigen Zinssatz zu stabilisieren. Dies ist eine gute Nachricht für Immobilieninvestoren, da ein normalisierter Zinsmarkt langfristige Investitionen – wie Immobilien – verlässlicher macht.“

Zinsentwicklung bleibt unsicher

Wie sich die Zinsen weiterentwickeln, hängt maßgeblich von der Inflationsrate und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Prof. Dr. Felix Schindler, Head of Research & Strategy bei HIH Invest, prognostiziert eine anhaltende Diskussion über den geldpolitischen Kurs der EZB: „Die Zinsdifferenz zu den USA wird sich weiter ausweiten und den Euro belasten. Die Kerninflation sowie die Preisdynamik im Dienstleistungsbereich werden vermutlich weiterhin über dem EZB-Ziel liegen. In dieser Gemengelage dürften die Diskussionen über den geldpolitischen Kurs der EZB ab Mitte des Jahres kontroverser geführt werden.“

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Zentrale der EZB in Frankfurt am Main.MichaelM / pixabayZentrale der EZB in Frankfurt am Main.MichaelM / pixabay
International

EZB senkt Leitzinsen erneut: Experten uneins über Auswirkungen auf Inflation und Wachstum

Mit ihrer vierten Zinssenkung in 2024 senkt die Europäische Zentralbank die Leitzinsen um weitere 0,25 Prozentpunkte. Während die Maßnahme als Reaktion auf gedämpftes Wachstum und sinkende Inflationsraten weitgehend erwartet wurde, gehen die Meinungen über die Folgen für Wirtschaft und Finanzmärkte auseinander.

Pfeil-Haus-504334308-AS-filinsPfeil-Haus-504334308-AS-filinsfilins – stock.adobe.comPfeil-Haus-504334308-AS-filinsfilins – stock.adobe.com
4 Wände

Immobilienausblick: So entwickeln sich die Preise 2023

2022 war für die Immobilienbranche kein leichtes Jahr: Inflation, höhere Baufinanzierungskosten und Materialmangel verteuerten die Immobilienpreise und werden sich auch in diesem Jahr weiter auf den Markt auswirken. Warum das Preisniveau dennoch sinken könnte.

Festgeld bringt Sparerinnen und Sparern im Durchschnitt nicht mehr genug Rendite, um die Inflation auszugleichen, so eine Verivox-Erhebung.geralt / pixabayFestgeld bringt Sparerinnen und Sparern im Durchschnitt nicht mehr genug Rendite, um die Inflation auszugleichen, so eine Verivox-Erhebung.geralt / pixabay
Finanzen

Inflation frisst Sparzinsen auf – Festgeld-Realzins wieder negativ

Festgeld bringt Sparerinnen und Sparern im Durchschnitt nicht mehr genug Rendite, um die Inflation auszugleichen. Laut einer aktuellen Verivox-Auswertung liegt der Realzins erstmals seit einem Jahr wieder im negativen Bereich. Dennoch gibt es Möglichkeiten, sich gegen den schleichenden Wertverlust zu schützen.

Waehrungen-145967725-AS-William-W-PotterWaehrungen-145967725-AS-William-W-PotterWilliam W. Potter – stock.adobe.comWaehrungen-145967725-AS-William-W-PotterWilliam W. Potter – stock.adobe.com
Finanzen

Wege aus der Vielfachkrise – Ausblick auf 2023

2022 ist gezeichnet von vielzähligen Krisen, die auch die Finanzmärkte beeinflussen. Zudem vollziehen viele Notenbanken einen geldpolitischen Kurswechsel. Mit welchen Trends Investoren in diesem Umfeld anhaltender Volatilität und zunehmend angespannter Liquidität rechnen sollten.

House Model Amidst Coins At TableHouse Model Amidst Coins At TableAndrey Popov – stock.adobe.comHouse Model Amidst Coins At TableAndrey Popov – stock.adobe.com
4 Wände

EZB-Leitzinssenkung: Wann passen sich die Immobilienpreise an?

Eine Analyse von immowelt zeigt, wie lange es dauert, bis sich die Veränderungen bei den Bauzinsen auf die Angebotspreise bei den Immobilien auswirken. In der Spitze dauerte es bis zu einem halben Jahr, bis die Preiskorrektur sichtbar wird.

sale of building plot of land for house construction. cadastralsale of building plot of land for house construction. cadastralronstik – stock.adobe.comsale of building plot of land for house construction. cadastralronstik – stock.adobe.com
4 Wände

Bauzinsen sinken, Angebote an Förderkrediten auch

Nachdem die Bauzinsen sich vor zwei Monaten noch der 4-Prozent-Marke näherten, sanken sie zuletzt auf 3,25 Prozent und erreichten damit ungefähr das Niveau vom Jahresbeginn. Angesichts der Haushaltkrise der Bundesregierung erscheint die Hoffnung auf mehr Förderung als trügerisch.

Mehr zum Thema

Newsletter Soziale Netzwerke Statistik Homepage Homepage Soziale Netzwerke Kunden Kunden Wiki Wiki Verwaltung Verwaltung Eigene Daten Eigene Daten help aktualisiert von Michael Fiedler, heute, 11:43 BVI schlägt EU-Indexfamilie vor: Einheitliche Benchmark für europäische Kapitalmärkte Der Bundesverband Investment (BVI) setzt sich für die Einführung einer European All Shares Index Family (EUASIF) ein – einer EU-weiten Indexfamilie, die sämtliche börsennotierten Unternehmen in der Europäischen Union abbildet.NoName_13 / pixabayNewsletter Soziale Netzwerke Statistik Homepage Homepage Soziale Netzwerke Kunden Kunden Wiki Wiki Verwaltung Verwaltung Eigene Daten Eigene Daten help aktualisiert von Michael Fiedler, heute, 11:43 BVI schlägt EU-Indexfamilie vor: Einheitliche Benchmark für europäische Kapitalmärkte Der Bundesverband Investment (BVI) setzt sich für die Einführung einer European All Shares Index Family (EUASIF) ein – einer EU-weiten Indexfamilie, die sämtliche börsennotierten Unternehmen in der Europäischen Union abbildet.NoName_13 / pixabay
International

BVI schlägt EU-Indexfamilie vor: Einheitliche Benchmark für europäische Kapitalmärkte

Der Bundesverband Investment (BVI) setzt sich für die Einführung einer European All Shares Index Family (EUASIF) ein – einer EU-weiten Indexfamilie, die sämtliche börsennotierten Unternehmen in der Europäischen Union abbildet. Ziel ist es, die Markttransparenz zu erhöhen, Investitionen zu erleichtern und die Vergleichbarkeit europäischer Unternehmen zu verbessern.

Der Allianz Trade Länder-Risikoatlas 2025 zeigt eine weltweite Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen: 48 Volkswirtschaften wurden hochgestuft, nur fünf herabgestuft.JoshuaWoroniecki / pixabayDer Allianz Trade Länder-Risikoatlas 2025 zeigt eine weltweite Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen: 48 Volkswirtschaften wurden hochgestuft, nur fünf herabgestuft.JoshuaWoroniecki / pixabay
International

Weltwirtschaft: Länderrisiken sinken – doch Handelskonflikte und Protektionismus bedrohen Wachstum

Der Allianz Trade Länder-Risikoatlas 2025 zeigt eine weltweite Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen: 48 Volkswirtschaften wurden hochgestuft, nur fünf herabgestuft. Doch geopolitische Spannungen und Protektionismus könnten den positiven Trend schnell umkehren.

Timo Steinbusch, Leiter Portfoliomanagement der apoBankapoBankTimo Steinbusch, Leiter Portfoliomanagement der apoBankapoBank
International

US-Strafzölle: Droht eine neue Belastung für deutsche Exporteure?

Die USA haben Strafzölle gegen Kanada, Mexiko und China verhängt – und weitere könnten folgen. Besonders für deutsche Unternehmen mit starkem Exportfokus wäre eine Ausweitung der Zölle eine erhebliche Belastung. Die Börsen reagierten bereits mit Kursverlusten.

Nvidia steht nun vor der Herausforderung, seine Marktführerschaft in der KI-Branche zu verteidigen.Foto: NvidiaNvidia steht nun vor der Herausforderung, seine Marktführerschaft in der KI-Branche zu verteidigen.Foto: Nvidia
International

Chinas KI-Durchbruch: DeepSeek stellt Nvidias Dominanz infrage

Nvidia verzeichnete am Montag einen historischen Wertverlust von 589 Milliarden Dollar. Ausgelöst wurde diese durch den überraschenden Erfolg der KI-Plattform DeepSeek aus China. Im Gastbeitrag erklärt Dirk Pappelbaum, Geschäftsführer der Inveda.net, warum DeepSeek eine echte Bedrohung für Nvidia ist.

Ein Hurrikan trifft auf Land: Key West, FloridapixabayEin Hurrikan trifft auf Land: Key West, Floridapixabay
International

Naturkatastrophen 2024: Rekordschäden durch Klimawandel und Extremwetter

2024 verzeichnete mit 1,54°C über dem vorindustriellen Durchschnitt das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Naturkatastrophen wie Überschwemmungen in Europa und Hurrikane in den USA führten weltweit zu versicherten Schäden von über 135 Milliarden USD – mit steigender Tendenz.

Dr. Jan Wicke, CFO der Talanx AGTalanx AGDr. Jan Wicke, CFO der Talanx AGTalanx AG
International

Talanx nutzt erstmals Cat-Bond-Markt zur Risikodeckung

Die Talanx Gruppe diversifiziert ihren Rückversicherungsschutz und sichert sich erstmals über eine Katastrophenanleihe Deckung für Erdbebenrisiken in Chile.