Israel/Iran-Konflikt: „Märkte unterschätzen geopolitische Risiken“ - Warnung vor Eskalation und Preisauftrieb
Der Angriff Israels auf den Iran hat die Finanzmärkte in eine Fluchtbewegung versetzt. Doch für Mark Dowding von RBC BlueBay Asset Management ist dies nur ein Vorgeschmack: Steigende Ölpreise, anhaltender Handelskonflikt und eine unterschätzte Inflation könnten bald stärker durchschlagen. Was Anleger jetzt beachten sollten…
Der Angriff Israels auf iranisches Territorium in der Nacht zum 13. Juni hat die Finanzmärkte spürbar verunsichert. Wie Mark Dowding, Chief Investment Officer Fixed Income bei RBC BlueBay Asset Management, in seinem aktuellen Marktkommentar betont, hat das Ereignis eine reflexartige Flucht in als sicher geltende Anlagen ausgelöst – insbesondere in US-Staatsanleihen. Die eigentlichen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft zeigen sich laut Dowding aber vor allem an den steigenden Ölpreisen.
„Die neue Situation hat das Potenzial zu eskalieren. Dennoch halten wir momentan einen größeren Krieg im Nahen Osten für unwahrscheinlich“, so Dowding. Gleichwohl warnt er davor, die geopolitische Lage zu unterschätzen – insbesondere in Verbindung mit Handelskonflikten, der US-Geldpolitik und Inflationsrisiken.
Die zunächst positiven Reaktionen an den Rentenmärkten wurden durch moderate US-Inflationszahlen verstärkt. So stieg die Kerninflation im Mai lediglich um 0,1 Prozent, was einer Jahresrate von 2,8 Prozent entspricht. Doch Dowding warnt: Der Eindruck einer entspannteren Preisentwicklung könne trügen. Er rechnet für die kommenden Monate mit einem deutlichen Anstieg der US-Kerninflation auf bis zu 4 Prozent – auch bedingt durch Importzölle, einen schwächeren Dollar und steigende Energiepreise.
Dowding verweist in diesem Zusammenhang auf die anhaltenden Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China. Die Zölle auf chinesische Waren in Höhe von 30 Prozent dürften seiner Einschätzung nach bestehen bleiben und den Warenverkehr zunehmend in Drittländer verlagern. „Die USA setzen diese Länder nun unter Druck, eine härtere Linie gegenüber China zu fahren“, so der CIO.
Der aktuelle Fokus der Märkte auf Unternehmensgewinne und Wirtschaftswachstum in den USA trage dazu bei, dass zentrale Risikofaktoren derzeit unterschätzt würden. „Wir wären nicht überrascht, wenn der Handelskonflikt vor dem 9. Juli, dem Stichtag für weitere US-Zollmaßnahmen, wieder eskaliert“, so Dowding.
Auch auf geldpolitischer Ebene warnt der Anleihestratege vor einer zu lockeren Linie: Die US-Notenbank müsse genau abwägen, um keine zusätzliche Inflationsdynamik auszulösen. Eine anhaltend restriktive Geldpolitik erscheint aus Sicht von RBC BlueBay deshalb wahrscheinlich.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Weltwirtschaft im Umbruch: Handelskonflikte, Zinsentscheidungen und wirtschaftliche Unsicherheiten
Die globale Wirtschaft steht Anfang 2025 vor großen Herausforderungen. Während die USA und China ihr Wachstum behaupten, stagniert die Wirtschaft im Euroraum.
Bauzinsen im Spannungsfeld von EZB-Politik und US-Handelskonflikten
Die Baufinanzierungszinsen zeigen sich im April stabil – vorerst. Die Märkte spekulieren auf eine Leitzinssenkung der EZB, während Handelskonflikte unter US-Präsident Trump für Unsicherheit sorgen. Qualitypool-Geschäftsführer Antonio Skoro ordnet die aktuelle Entwicklung ein.
EZB senkt Leitzins um 25 Basispunkte – Experten uneins über die Auswirkungen
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins erneut gesenkt und setzt damit ihren Zinssenkungskurs fort. Während einige Experten die Maßnahme als erwarteten Schritt bewerten, warnen andere vor möglichen Risiken für Inflation und Kapitalmärkte.
Trumps Zölle drohen, Deutschlands Konjunktur hält (noch) dagegen
Ein drohender Zollhammer aus den USA könnte das zarte deutsche Wachstum empfindlich treffen – doch wie groß ist der Schaden wirklich? Eine neue IMK-Studie zeigt: Es bleibt bei Dämpfern, keine Rezession. Noch nicht.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Vermittler brauchen weniger Bürokratie, nicht weniger Klarheit
CSRD, ESRS, CSDDD – die geplanten EU-Reformen im Rahmen der Omnibus-Initiative sollen Bürokratie abbauen. Doch aus Sicht vieler Vermittlerverbände droht ein gefährlicher Rückschritt: Weniger Berichtspflichten könnten die Grundlage für ESG-konforme Finanzberatung untergraben. Der AfW hat daher das „Joint Statement on the Omnibus Initiative“ mitunterzeichnet – gemeinsam mit über 275 weiteren Organisationen.
Radar Live als zentrale Pricing-Plattform: ERGO Österreich setzt auf Echtzeit-Tarifierung
Die ERGO Versicherung AG in Österreich hat die Pricing-Plattform Radar Live des Beratungs- und Softwareunternehmens WTW eingeführt. Künftig dient die Lösung als zentrales System für die Prämienkalkulation im Kraftfahrtgeschäft.
Risikomanagement unter Druck: Unternehmen erwarten Engpässe bei Sach- und Cyberdeckungen
Ob Kriege, Handelskonflikte oder Cyberattacken: Die Liste globaler Risiken wird länger – und stellt Unternehmen wie Versicherer vor neue Herausforderungen. Beim diesjährigen Risk Summit von Willis Towers Watson (WTW) diskutierten mehr als 60 Risikoverantwortliche aus mittelständischen und großen Unternehmen über ihre größten Sorgen. Besonders brisant: Die Befragten erwarten 2025 spürbare Kapazitätsengpässe in der Versicherungsbranche.
ERGO fusioniert nordische Gesellschaften zu ERGO Forsikring A/S
Die ERGO Group AG hat ihre Geschäftseinheiten in Dänemark und Norwegen unter dem gemeinsamen Dach der ERGO Forsikring A/S zusammengeführt. Mit dem Zusammenschluss der dänischen Reiseversicherung Europæiske Rejseforsikring A/S und der norwegischen Krankenversicherungsgesellschaft ERGO Forsikring AS verfolgt ERGO das Ziel, die Marktposition in Skandinavien zu stärken.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.