Christian Lindner: „Alles lässt sich ändern – jetzt erst recht!“

Beim traditionellen Dreikönigstreffen der FDP in Stuttgart hat Parteichef Christian Lindner den Startschuss für den Bundestagswahlkampf 2025 gegeben. In seiner Rede zeichnete er ein klares Bild der Herausforderungen in Deutschland und stellte seine Partei als Garant für einen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Neuanfang dar. Mit einer kämpferischen Botschaft warb er für Zuversicht, Reformen und eine liberale Zukunftsperspektive.

(PDF)
Neben seinen wirtschaftspolitischen Forderungen nutzte Lindner die Bühne, um klare Kritik an den politischen Mitbewerbern zu üben.Neben seinen wirtschaftspolitischen Forderungen nutzte Lindner die Bühne, um klare Kritik an den politischen Mitbewerbern zu üben.saarnews / pixabay

„Defizit an Zuversicht“ in der Gesellschaft

Zu Beginn seiner Rede thematisierte Lindner die aktuelle Stimmungslage in Deutschland. Er sprach von einem „Defizit an Zuversicht und Selbstvertrauen“, das die Gesellschaft zu Beginn des Jahres 2025 prägen würde. Sorgen vor wirtschaftlichem Abstieg, Klimakrisen und gesellschaftlicher Überforderung dominieren laut Lindner das Land. Doch statt auf Krisenrhetorik zu setzen, betonte der FDP-Vorsitzende die Rolle seiner Partei als Wegbereiter für neue Chancen. „Unser Auftrag ist es, jeden Einzelnen so stark zu machen, dass er sich selbst aus diesen Ängsten befreien kann“, erklärte er.

Wirtschaftliche Spitzenleistung als Ziel

Einen besonderen Schwerpunkt legte Lindner auf die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands. Er kritisierte den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und warnte vor einem weiteren Abrutschen in internationalen Rankings. „Deutschland muss sich entscheiden, ob es weiterhin in der Spitzengruppe der Wirtschaftsnationen bleiben will“, so Lindner. Dies sei jedoch nur durch eine „Bereitschaft zur Spitzenleistung“ möglich.

Arbeit und Wohlstand nahm Lindner in den Fokus seiner Argumentation. „Es hat in der Geschichte noch nie eine Gesellschaft davon profitiert, dass sie weniger arbeitet“, stellte er klar und rief zu einer Mentalitätswende auf. Arbeit sei nicht nur ein Mittel zum Zweck, sondern könne auch „Sinn stiften“. Um diese Botschaft zu untermauern, forderte Lindner flexiblere Arbeitszeitregelungen, eine Stärkung der Leistungsgerechtigkeit und eine Absenkung des Bürgergeldes bei gleichzeitiger Entlastung von Arbeitnehmern durch eine Netto-Steigerung.

Scharfe Kritik an politischen Gegnern

Neben seinen wirtschaftspolitischen Forderungen nutzte Lindner die Bühne, um klare Kritik an den politischen Mitbewerbern zu üben. Die Grünen standen dabei besonders im Mittelpunkt. Die Finanzpolitik der Partei bezeichnete Lindner als „Gefahr für Deutschland und Europa“ und attackierte Wirtschaftsminister Robert Habeck direkt: „Robert Habeck und die Grünen dürfen keine Kontrolle über die Finanzen in diesem Staat haben.“

Auch Kanzler Olaf Scholz blieb nicht verschont. Lindner kritisierte dessen Vorschlag einer Mehrwertsteuerreduktion auf Lebensmittel scharf und bezeichnete ihn als „populistisch“. „Mit dem Prinzip Kamelle kann man die Bundesrepublik Deutschland nicht führen“, warnte er.

Spitzen gegen Außenministerin Annalena Baerbock blieben ebenfalls nicht aus. „Wir haben einen Kanzler, der zu wenig kommuniziert, und wir haben eine Außenministerin, die zu viel spricht“, sagte Lindner und erntete dafür zustimmenden Applaus aus den Reihen seiner Partei.

Positionierung gegenüber der AfD und Elon Musk

Auch die zunehmende Präsenz der AfD in politischen Debatten griff Lindner auf. Er äußerte sich zu Wahlaufrufen des US-amerikanischen Unternehmers Elon Musk für die rechtspopulistische Partei und sprach Musk zwar unternehmerisches Talent zu, kritisierte jedoch dessen politisches Urteilsvermögen. „Musk wie auch Putin geht es darum, Deutschland zu schwächen und zu chaotisieren. Kein Patriot darf darauf hereinfallen“, warnte Lindner mit Nachdruck.

FDP als Garant für Freiheit und Fortschritt

Die Freien Demokraten positionierte Lindner als „die einzige Stimme der Freiheit und des Liberalismus in Deutschland“. Seine Partei sei bereit, Verantwortung zu übernehmen, und verstehe sich als treibende Kraft für eine innovationsorientierte und leistungsfähige Zukunft. Eine Regierungsbeteiligung strebe die FDP daher vor allem in einer Koalition mit der Union an. SPD und Grüne hingegen stünden laut Lindner für „Stillstand und wirtschaftspolitischen Irrweg“.

Zum Abschluss seiner Rede betonte Lindner die Bedeutung der kommenden Bundestagswahl. Diese sei „eine Richtungsentscheidung für Deutschland“. Mit dem Slogan „Jetzt erst recht“ zeigte er sich entschlossen, die FDP als unverzichtbaren Partner für einen politischen Kurswechsel zu positionieren.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Franziska Brantner, Co-Vorsitzende der GrünenFranziska Brantner, Co-Vorsitzende der GrünenNils Leon Brauer Pressefotos: Bündnis 90/Die Grünen
Politik

Machtpoker um das Sondervermögen: CDU unter Druck – SPD und Grüne spielen auf Zeit

Der Streit um das milliardenschwere Sondervermögen für Verteidigung entwickelt sich zu einem politischen Machtkampf, in dem CDU-Chef Friedrich Merz zunehmend in die Defensive gerät. Während Grüne und SPD das Paket für eigene Zugeständnisse nutzen, wächst der Druck von rechts und links: Sowohl die AfD als auch die Linkspartei halten die Finanzierung für verfassungswidrig.

In seiner Rede auf dem Parteitag der SPD warnte Scholz vor einer Regierungsübernahme durch CDU und CSU.In seiner Rede auf dem Parteitag der SPD warnte Scholz vor einer Regierungsübernahme durch CDU und CSU.Foto: l. Nadine to Roxel, Chefreporterin Politik RTL-Mediengruppe
Politik

Olaf Scholz offiziell als SPD-Kanzlerkandidat bestätigt – Kampf um die Bundestagswahl beginnt

Auf dem SPD-Parteitag in Berlin wurde Olaf Scholz am Samstag offiziell als Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl am 23. Februar bestätigt. Die Delegierten sprachen sich mit überwältigender Mehrheit für den 66-jährigen Bundeskanzler aus – lediglich fünf der knapp 600 Delegierten stimmten gegen ihn.

Während Parteichef Lars Klingbeil die Rolle des Lautsprechers übernimmt, scheint Kanzler Olaf Scholz als Spitzenkandidat nahezu abgetaucht zu sein.Während Parteichef Lars Klingbeil die Rolle des Lautsprechers übernimmt, scheint Kanzler Olaf Scholz als Spitzenkandidat nahezu abgetaucht zu sein.Pressefoto Lars Klingbeil – Foto: Sandra Krafft
Politik

Hallo, ist da noch jemand außer Klingbeil? Die SPD im Wahlkampf mit viel Programm, wenig Gesichter – und ein unsichtbarer Scholz

Die SPD ist offiziell in den Bundestagswahlkampf 2025 gestartet, doch schon jetzt zeigt sich, wie holprig der Weg bis zum Wahltag am 23. Februar sein könnte. Der Auftakt im Willy-Brandt-Haus offenbarte mehr Schwächen als Stärken, mehr Symbolik als Substanz.

Die Bevölkerung hat wenig Vertrauen in große Schritte in Sachen Rentenreform.Die Bevölkerung hat wenig Vertrauen in große Schritte in Sachen Rentenreform.marconst / pixabay
Politik

Wird die Rentenreform weiter aufgeschoben?

Die Bürger erwarten wenig Bewegung in der Rentenpolitik: Eine aktuelle Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) zeigt, dass nur eine Minderheit mit einer umfassenden Reform rechnet. Stattdessen könnten steigende Rentenausgaben über höhere Beiträge und zusätzliche Bundesmittel finanziert werden.

Unsere Themen im Überblick

Informieren Sie sich über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe aus zentralen Bereichen der Branche.

Themenwelt

Praxisnahe Beiträge zu zentralen Themen rund um Vorsorge, Sicherheit und Alltag.

Wirtschaft

Analysen, Meldungen und Hintergründe zu nationalen und internationalen Wirtschaftsthemen.

Management

Strategien, Tools und Trends für erfolgreiche Unternehmensführung.

Recht

Wichtige Urteile, Gesetzesänderungen und rechtliche Hintergründe im Überblick.

Finanzen

Neuigkeiten zu Märkten, Unternehmen und Produkten aus der Finanzwelt.

Assekuranz

Aktuelle Entwicklungen, Produkte und Unternehmensnews aus der Versicherungsbranche.

Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk

Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.

"Das Gesamtpaket muss stimmen"
Ausgabe 05/25

"Das Gesamtpaket muss stimmen"

Bernd Einmold & Sascha Bassir
„Im Vertrieb werden wir unsere Aktivitäten ausbauen und die Kapazitäten dafür verstärken”
Ausgabe 03/25

„Im Vertrieb werden wir unsere Aktivitäten ausbauen und die Kapazitäten dafür verstärken”

Dr. Florian Sallmann
"Schema F gibt es nicht mehr"
Ausgabe 10/24

"Schema F gibt es nicht mehr"

Michael Schillinger & Andreas Bahr
Kostenlos

Alle Ausgaben entdecken

Blättern Sie durch unser digitales Archiv im Kiosk und lesen Sie alle bisherigen Ausgaben des ExpertenReports. Zur Kiosk-Übersicht