Der Milliardenmarkt Konsumkredite funktioniert nicht effizient und muss dringend reformiert werden. Das ist das Fazit eines Gutachtens des Instituts für Finanzdienstleistungen (iff) im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv).
Demnach vergeben Banken Verbraucherkredite zu oft am Bedarf der Kunden vorbei. Die Kredite sind teilweise ungeeignet und zu teuer.
Der vzbv fordert Reformen wie eine Absicherung bei persönlichen Krisen wie Arbeitslosigkeit oder Krankheit. Diese sind häufigste Überschuldungsursache. vzbv-Vorstand Klaus Müller zur aktuellen Situation:
„Konsumkredite werden hierzulande meist schnell und unkompliziert vergeben. Doch diese flotten Kredite haben oft einen Pferdefuß und können Verbraucher am Ende teuer zu stehen kommen. Die Politik muss die Geldgeber deshalb dazu verpflichten, mit solchen Krediten verantwortungsvoller umzugehen und zudem eine Krisen-Klausel für Konsumkredite einführen.“
Persönliche Krisen sind häufigste Überschuldungsursache
Der vzbv weist darauf hin, dass fast jeder zweite Fall von Überschuldung in Deutschland im Jahr 2020 auf unvorhergesehene Ereignisse wie Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Trennungen zurückzuführen ist. Eine zeitlich befristete Anpassungsmöglichkeit des Vertrags soll Verbrauchern Zeit verschaffen um die finanzielle Krise zu überwinden und die Kreditbeziehung zu erhalten.
Damit würden Überschuldungen vorgebeugt werden, was den Verbrauchern und der Gesellschaft nützt. Zu Beginn der Corona-Krise gab es solche gesetzlichen Anpassungsmöglichkeiten bei Krediten, die sich aus Sicht des vzbv bewährt haben.
Neben der Krisen-Klausel fordert der vzbv eine verbesserte Kreditwürdigkeitsprüfung sowie eine Geeignetheitsprüfung. Bei fehlender Bonität fordert der vzbv unter bestimmten Bedingungen gleichzeitig Flexibilität der Geldgeber. So sollte berücksichtigt werden, ob sich die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit durch einen Kredit erhöht, etwa bei der Finanzierung eines Umzugs an den Ort einer neuen Arbeitsstelle.
EU plant neue Regeln für Konsumkredite
Die Europäische Kommission will Ende Juni einen Richtlinienentwurf für die neue Verbraucherkreditrichtlinie veröffentlichen. Allein in Deutschland wurden im Jahr 2020 6,7 Millionen neue Ratenkreditverträge abgeschlossen. Die Summe der Konsumentenkredite belief sich auf 235 Milliarden Euro.
Verbraucherkredite ermöglichen wirtschaftliche und soziale Teilhabe. Der Verbraucherschutz und die Verantwortung der Banken dürfe dabei aber nicht aus dem Blick geraten. Die Politik müsse handeln. Ein intakter Verbraucherkreditmarkt würde Vertrauen schaffen und die Wirtschaft stärken, so Müller.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Umschuldung statt Überschuldung: Ab wann lohnt sich das Zusammenlegen mehrerer Kredite?
Das Umschulden von bestehenden Krediten stellt gerade für Privatpersonen ein probates Mittel dar, um sowohl die Zins- als auch die Tilgungslast zu verringern, während die Kredithöhe an sich gleichbleibt. Worauf unbedingt geachtet werden sollte.
Finanzierungslösung für KMU: Mit Finetrading die Liquidität erhöhen
Inflation und kränkelnde Wirtschaft treffen KMU meist am heftigsten. Bleiben Zahlungen aus, können solche Betriebe schnell in Rückstand geraten. Um kurzfristig die Liquidität zu erhöhen und hohe Vorleistungen zu vermeiden, bietet sich die Option der Einkaufsfinanzierung an.
Vor- und Nachteile beim Kontokorrentkredit
Viele Banken räumen ihren Kunden einen Kontokorrentkredit ein. So können sie spontan bis zu einer festgelegten Summe ihr Konto überziehen. Worin die Vor- und Nachteile eines Kontokorrentkredits liegen und worauf bei der Auswahl des passenden Kredits zu achten ist.
Mythen rund um die SCHUFA
Die SCHUFA ist ein Unternehmen, um das sich zahlreiche Mythen ranken. Denn immerhin weiß die Auskunftei alles über die Finanzen von Verbrauchern und ist maßgeblich dafür verantwortlich, ob Kredite erteilt werden, oder? Eine Aufklärung über die größten SCHUFA-Irrtümer.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen warnt: Fahrradversicherung oft unverzichtbar
Fahrräder sind in Deutschland ein beliebtes Fortbewegungsmittel – sowohl im Alltag als auch in der Freizeit. Doch mit der steigenden Zahl an hochwertigen Modellen, insbesondere E-Bikes, wächst auch das Risiko von Diebstählen. Laut der polizeilichen Kriminalstatistik wurden allein 2023 über 260.000 Fahrräder als gestohlen gemeldet, die tatsächliche Zahl dürfte jedoch weit höher liegen.
Insolvenzverfahren über ELEMENT eröffnet: Versicherungsschutz läuft aus
Das Insolvenzverfahren über die ELEMENT Insurance AG ist eröffnet. Die bestehenden Versicherungsverträge enden größtenteils zum 1. April 2025. Versicherten wird dringend geraten, schnell eine neue Absicherung zu suchen.
Aon-Marktprognose 2025: „Bürokratie bremst den Fortschritt aus“
Das Beratungsunternehmen Aon hat seine Marktprognose für den deutschen Versicherungsmarkt 2025 veröffentlicht. Der Bericht zeigt: Unternehmen müssen sich zunehmend mit komplexen und global vernetzten Risiken auseinandersetzen. Politische Unsicherheiten, hohe Kosten und der Klimawandel setzen Unternehmen unter Druck.
Versicherungsbranche erwartet 2025 stabiles Wachstum – GDV fordert Reformen
Die Versicherungswirtschaft prognostiziert für 2025 ein branchenweites Beitragswachstum von fünf Prozent. Besonders die Schaden- und Unfallversicherung sowie die PKV legen zu. Gleichzeitig fordert der GDV Reformen in der Altersvorsorge, Cybersicherheit und dem Steuerrecht.