Umschuldung statt Überschuldung: Ab wann lohnt sich das Zusammenlegen mehrerer Kredite?
Die alte Waschmaschine muss dringend ersetzt werden, das Auto steht mal wieder in der Werkstatt und auch der Fernseher hat seine besten Jahre bereits schon lange hinter sich – es kann bekanntlich recht schnell passieren, dass binnen kürzester Zeit enorme Kosten gestemmt und dazu verschiedene Kredite aufgenommen werden müssen. Und da das Geld in den meisten Fällen möglichst sofort zur Verfügung stehen muss, verlangen die Banken in der Regel sehr hohe Zins- und Tilgungskosten, die dem Kreditnehmer schnell über den Kopf wachsen und im schlimmsten Fall sogar zu einer Überschuldung führen können.
Es gibt jedoch eine Möglichkeit, mehrere (alte) Kredite zu einem neuen und zumeist deutlich günstigerem Darlehen zusammenzufassen. Aber wie funktioniert das Ganze denn eigentlich genau? Für wen lohnt sich eine solche Umschuldung? Und worauf sollte man unbedingt achten, wenn man verschiedene Bankverbindlichkeiten auf diesem Wege zusammenlegen möchte?
Bei der Vergabe eines Darlehens entscheiden bekanntlich die Bonität des Kreditnehmers, die gewünschte Laufzeit und nicht zuletzt auch der Zeitrahmen, in dem das Geld zur Verfügung stehen soll, über die Konditionen des Ratenkredites. So kann es vorkommen, dass sich binnen kürzester Zeit mehrere überteuerte Kredite mit besonders hohen Tilgungs- und Zinskosten ansammeln – was nicht selten in der sogenannten Überschuldung des Kreditnehmers endet.
Gut zu wissen: Eine Überschuldung kommt in der Regel dann zustande, wenn weder die zu erwartenden Einnahmen noch das aktuelle Vermögen die bestehenden Verbindlichkeiten des Kreditnehmers abdecken können. Übrigens: Laut einer aktuellen Erhebung gelten im Jahre 2022 sage und schreibe knapp sechs Millionen Privatpersonen in Deutschland als überschuldet.
Darüber hinaus kann man bei mehreren aktiven Darlehen schnell den Überblick verlieren, was unter Umständen zu weiteren Komplikationen führen kann. Eine Umschuldung dieser Kredite stellt jedoch häufig eine gute Möglichkeit dar, um die alten und überteuerten Darlehen durch einen neuen Kredit zu deutlich günstigeren Konditionen zu ersetzen.
Welche Vorteile bietet das Umschulden eines Kredites?
Das Umschulden von einem oder mehrerer alter Kredite stellt gerade für Privatpersonen ein probates Mittel dar, um sowohl die Zins- als auch die Tilgungslast zu verringern, während die Kredithöhe an sich gleichbleibt. Darüber hinaus kann sich eine Kreditumschuldung im wahrsten Sinne des Wortes auszahlen, sofern man einen teuren Dispokredit abbezahlen muss. Dieser kann durch die Umschuldung nämlich in der Regel ohne große Umstände in einen deutlich günstigeren Ratenkredit umgewandelt werden.
Ab wann lohnt sich eine Kreditumschuldung?
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass sich das Umschulden von einem oder von mehreren Krediten in der Regel nur dann wirklich lohnt, falls das Darlehen zu einem Zeitpunkt aufgenommen wurde, als die Zinsen noch deutlich höher waren und sofern die Kreditlaufzeit noch mehrere Jahre beträgt.
Wichtig zudem: Bevor man sich für ein neues Darlehen entscheidet, sollte man die verschiedenen Anbieter ausführlich miteinander vergleichen, um sich auf diesem Wege das beste Angebot sichern zu können. Darüber hinaus ist eine Kreditumschuldung nur selten sinnvoll, falls die Schulden bei unter 1.000 Euro liegen. Und auch im Falle einer (drohenden) Überschuldung stellt die Umschuldung nicht automatisch die beste Möglichkeit dar, um die Schuldlast zu senken.
Hier empfiehlt sich stattdessen zuerst ein ausführliches Gespräch mit einem unabhängigen Schuldnerberater, um das weitere Vorgehen in Ruhe abzusprechen. Ein weiterer Faktor, der bei einer Umschuldung auf jeden Fall bedacht werden sollte, ist die sogenannte Vorfälligkeitsentschädigung.
Was bedeutet Vorfälligkeitsentschädigung?
Bei einer Vorfälligkeitsentschädigung handelt es sich einfach gesagt um eine Art Schadensersatzzahlung, die von der Bank erhoben werden kann, sofern ein Darlehen schon vor dem Ablauf der zuvor vereinbarten Sollzinsbindung gekündigt werden soll. Auf diesem Wege will die Bank den Verlust kompensieren, der durch die ausbleibenden Zins- und Tilgungszahlungen entsteht.
Hier gilt der Grundsatz: Je höher die verbleibenden Schulden bei der Kündigung sind, desto höher ist die Vorfälligkeitsentschädigung. Dementsprechend kann es also sein, dass sich die Umschuldung eines laufenden Darlehens zwar aufgrund der deutlich niedrigeren Tilgungs- und Zinskosten des neuen Kredites lohnt, die Vorfälligkeitsentschädigung für die Kündigung des alten Darlehens jedoch so hoch ist, dass der Kreditnehmer am Ende draufzahlen würde.
Wichtig: Bevor man eine Umschuldung in Betracht zieht, sollte man sich bei der Hausbank über eventuell anfallende Strafzahlungen informieren.
Das Fazit
Eine Umschuldung teurer Darlehen kann für viele Kreditnehmer sinnvoll sein – allerdings sollte man sich unter allen Umständen ausreichend Zeit nehmen, um den konkreten Bedarf ermitteln und die verschiedenen Anbieter in Ruhe miteinander vergleichen zu können. Hierzu empfehlen sich übrigens vor allem die zahlreichen Vergleichsportale im Internet, da dort in der Regel nahezu alle Banken und sämtliche Kosten übersichtlich aufgeführt werden.
Und abschließend noch ein Tipp: Wer bei der Rückzahlung des Umschuldungsdarlehens möglichst flexibel bleiben möchte, sollte zudem darauf achten, dass kostenlose Sondertilgungen möglich sind. Denn wer neben den regulären monatlichen Raten weitere Zahlungen außer der Reihe leistet, ist am Ende nicht nur schneller schuldenfrei, sondern spart darüber hinaus noch bares Geld.
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