Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) hat sich zu den Zwischenergebnissen der fachpolitischen Arbeitsgruppen in den laufenden Koalitionsverhandlungen geäußert – mit gemischtem Fazit. Während Reformansätze zur Riester-Rente und die geplante Einführung einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden begrüßt werden, stößt eine mögliche gesetzliche Deckelung der Kosten auf deutliche Kritik.
Riester-Reform: Entbürokratisierung und Beratungspflicht erwünscht
Der BVK lobt die Pläne der Arbeitsgruppe „Haushalt, Steuern, Finanzen“, die bisherige Riester-Rente durch ein neues, bürokratiefreieres Vorsorgeprodukt abzulösen. Auch der Verzicht auf zwingende Garantien wird positiv bewertet – das entspreche langjährigen BVK-Forderungen.
Allerdings kritisiert BVK-Präsident Michael H. Heinz die mögliche gesetzliche Deckelung von Verwaltungs-, Produkt- und insbesondere Abschlusskosten: „Denn qualifizierte Beratung ist wichtig und muss auch angemessen entlohnt werden.“ Daher sollte das neue Vorsorgeprodukt stets mit Beratung verbunden sein – insbesondere, wenn es als Standardprodukt für die Altersvorsorge vorgesehen ist.
Zugleich begrüßt der Verband, dass sowohl provisions- als auch honorarbasierten Beratungsformen weiterhin Bestand haben sollen. Skepsis äußert der BVK hingegen gegenüber Überlegungen, die Instrumente der Missstandsaufsicht durch die BaFin zu verschärfen.
Elementarschadenpflicht: Vermittler sollen entscheidende Rolle spielen
Auch zur geplanten Einführung einer Elementarpflichtversicherung äußert sich der BVK positiv. Der Vorschlag der Arbeitsgruppe „Innen, Recht, Migration und Integration“ sieht vor, dass künftig alle Gebäudeversicherungen im Neugeschäft standardmäßig einen Naturgefahrenschutz beinhalten. Für Bestandsverträge soll zum Stichtag eine Nachversicherungspflicht gelten.
„Vor dem Hintergrund der sich häufenden Hochwasserkatastrophen im Zuge des Klimawandels begrüßen wir diesen Vorschlag ausdrücklich“, so Heinz. Ein aktives Abwählen des Naturgefahrenschutzes durch Kunden solle jedoch nur nach vorheriger Beratung durch Vermittler möglich sein, um das verbleibende Deckungsrisiko transparent zu machen.
Zur langfristigen Absicherung der Rückversicherbarkeit schlägt der BVK außerdem die Einrichtung einer staatlichen Rückversicherung vor – als privatwirtschaftliche Lösung, die schneller und effektiver wirken könne als staatliche Zwangssysteme.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Pflichtversicherung gegen Elementarschäden rückt näher – Union und SPD mit konkreten Plänen
Eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden rückt näher. Was CDU, CSU und SPD jetzt konkret planen – und warum der Staat dabei mit in die Pflicht soll.
„Die Flut an Dokumentationspflichten ist nicht mehr verhältnismäßig“
Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) warnt eindringlich vor den Auswirkungen einer zunehmenden Regulierungsflut in der Versicherungsvermittlung. Im Zentrum der Kritik steht die aus Sicht des Verbands unverhältnismäßige Komplexität gesetzlicher Vorgaben, die nicht nur Vermittler, sondern auch Kunden überfordert – mit negativen Folgen für die Beratungsqualität.
Mehr Regulierung, mehr Aufwand: BVK kritisiert Gesetzentwurf zu § 34k GewO
Der neue § 34k GewO soll die EU-Verbraucherkreditrichtlinie in deutsches Recht überführen – doch laut BVK droht damit ein deutlicher Bürokratieanstieg für Vermittler. Kleine Betriebe könnten besonders betroffen sein.
Naturgefahrenstatistik 2024: GDV meldet verdoppelte Hochwasserschäden
Starkregen, Überschwemmungen, Stürme und Hagel haben im Jahr 2024 in Deutschland versicherte Schäden in Höhe von rund 5,7 Milliarden Euro verursacht. Das geht aus der aktuellen Naturgefahrenstatistik des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Politische Sprengkraft der Rente: Wie Reformverzicht die Gerechtigkeit gefährdet
Die gesetzliche Rentenversicherung steht vor einer Umverteilungswelle – zugunsten der heutigen Rentnergeneration. Eine neue Studie warnt: Ohne Reformen drohen massive Lasten für Jüngere und künftige Beitragszahler.
Aktuarvereinigung fordert Reformkurs in der Alterssicherung
Die Deutsche Aktuarvereinigung e. V. (DAV) begrüßt die geplante Einsetzung einer Rentenkommission durch die neue Bundesregierung – mahnt jedoch eindringlich Tempo und politischen Gestaltungswillen an.
GKV-Spitzenverband kritisiert Haushaltspläne: Darlehen keine nachhaltige Lösung
Kredite statt Reformen: Der GKV-Spitzenverband kritisiert die Haushaltspläne der Bundesregierung scharf und warnt vor langfristigen Folgen für Beitragszahlende und das Gesundheitssystem.
§ 34k GewO: Neue Regulierung für Ratenkredit-Vermittlung startet 2026
Der neu geschaffene § 34k GewO bringt ab November 2026 weitreichende Pflichten für Vermittler von Ratenkrediten. Der AfW begrüßt das Vorhaben grundsätzlich, warnt jedoch vor unfairen Wettbewerbsbedingungen durch weitgehende Ausnahmen.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.