Bundestag beschließt Schuldenpaket – Entscheidung im Bundesrat steht aus

Der Bundestag hat das umstrittene Schuldenpaket mit einer deutlichen Zweidrittelmehrheit verabschiedet. 513 Abgeordnete stimmten dafür, 207 dagegen – Enthaltungen gab es keine. Das Paket sieht unter anderem ein 500 Milliarden Euro schweres schuldenfinanziertes Sondervermögen für Infrastruktur und Verteidigung vor. Doch noch ist die Reform nicht in trockenen Tüchern: Der Bundesrat muss am Freitag ebenfalls mit einer Zweidrittelmehrheit zustimmen.

(PDF)
Klare Mehrheit für milliardenschwere InvestitionenFotograf: Thomas Köhler / photothek Deutscher Bundestag

FDP kündigt Klagen gegen das Paket an

Der Widerstand gegen die Schuldenpläne verlagert sich nun auf die Länderebene. FDP-Landtagsfraktionen in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg und Bremen kündigten an, vor den jeweiligen Landesverfassungsgerichten gegen das Paket zu klagen. Ihr Vorwurf: Die Reform greife in die Verfassungsautonomie der Länder ein und schaffe finanzielle Verpflichtungen ohne die Mitbestimmung der Landtage.

Auch im Bundestag ließ die FDP kein gutes Haar an der Entscheidung. Fraktionschef Christian Dürr sprach von „hemmungsloser Schuldenmacherei“ und warf Friedrich Merz vor, die „höchste Staatsquote in der Geschichte der Bundesrepublik“ zu verantworten. Ein Änderungsantrag sowie ein eigener Gesetzentwurf der FDP für ein 200-Milliarden-Euro-Sondervermögen zur Stärkung der Bundeswehr scheiterten jeweils deutlich.

Erste Folge: Mehr Geld für die Ukrainehilfe

Eine der ersten konkreten Auswirkungen des Schuldenpakets wird die Freigabe von drei Milliarden Euro an zusätzlichen Ukrainehilfen sein. Darauf hatten sich Union, SPD und Grüne verständigt – eine Einigung, die im Wahlkampf noch für heftige Debatten gesorgt hatte. CDU-Chef Friedrich Merz verteidigte die Pläne mit Blick auf die veränderte Sicherheitslage: „Die Umstände werden vor allem von Putins Angriffskrieg gegen Europa bestimmt.“

Scharfe Kritik von Links und Rechts

Nicht nur die FDP, sondern auch AfD, Linke und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) lehnten das Schuldenpaket ab – aus teils gegensätzlichen Gründen. Während die Linke von einem „Blankoscheck für die Aufrüstung“ sprach, kritisierte die AfD die Abstimmung als „Wahlbetrug“. Sahra Wagenknecht sprach von „Kriegskrediten mit Klimasiegel“ und stellte die Legitimität der neuen Regierung infrage. Ihre Fraktion sorgte mit einer Protestaktion für eine kurze Unterbrechung der Sitzung.

Union und SPD verteidigen die Entscheidung

Trotz der Kritik verteidigten die Regierungsfraktionen das Paket als notwendige Zukunftsinvestition. CDU-Politiker Thorsten Frei sprach von einer „klugen Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit“, betonte jedoch die Notwendigkeit von Strukturreformen. SPD-Abgeordnete Jessica Rosenthal hob die Bedeutung der Investitionen für Infrastruktur und Klimaschutz hervor und wies den Vorwurf eines „Blankoschecks“ zurück.

Bundesrat als letzte Hürde – Verzögerungen möglich

Ob das Schuldenpaket tatsächlich in Kraft tritt, entscheidet sich am Freitag im Bundesrat. Sollte die Länderkammer zustimmen, könnten die Milliarden-Investitionen bald fließen. Doch mit den angekündigten Klagen der FDP-Landtagsfraktionen drohen Verzögerungen – und die Debatte um die finanzpolitische Zukunft Deutschlands dürfte damit noch lange nicht beendet sein.


(PDF)

LESEN SIE AUCH

Franziska Brantner, Co-Vorsitzende der GrünenNils Leon Brauer Pressefotos: Bündnis 90/Die GrünenFranziska Brantner, Co-Vorsitzende der GrünenNils Leon Brauer Pressefotos: Bündnis 90/Die Grünen
Politik

Machtpoker um das Sondervermögen: CDU unter Druck – SPD und Grüne spielen auf Zeit

Der Streit um das milliardenschwere Sondervermögen für Verteidigung entwickelt sich zu einem politischen Machtkampf, in dem CDU-Chef Friedrich Merz zunehmend in die Defensive gerät. Während Grüne und SPD das Paket für eigene Zugeständnisse nutzen, wächst der Druck von rechts und links: Sowohl die AfD als auch die Linkspartei halten die Finanzierung für verfassungswidrig.

Die Einigung zwischen Union und SPD zum Sondervermögen stellt eine bedeutende Neuausrichtung der deutschen Finanzpolitik dar.Foto: GrokDie Einigung zwischen Union und SPD zum Sondervermögen stellt eine bedeutende Neuausrichtung der deutschen Finanzpolitik dar.Foto: Grok
Politik

Sondervermögen: Neue Finanzstrategie für Verteidigung und Infrastruktur

Union und SPD haben sich in den Sondierungsgesprächen auf eine umfassende finanzpolitische Neuausrichtung verständigt, die eine Lockerung der Schuldenbremse sowie ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen vorsieht.

Deutscher Bundestag Bildnummer: 5009338Thomas Trutschel / photothekDeutscher Bundestag Bildnummer: 5009338Thomas Trutschel / photothek
Politik

Koalition steht: Ein neuer Vertrag, vertraute Linien

Rente, Migration, Investitionen – Union und SPD haben sich auf einen Koalitionsvertrag geeinigt, der Stabilität verspricht und Strukturwandel andeutet. Was drinsteht, wer was bekommt und worauf es jetzt ankommt.

Mike O'Sullivan, Chefökonom von MoonfareMoonfareMike O'Sullivan, Chefökonom von MoonfareMoonfare
Politik

„Mehr Abhängigkeit von privatem Kapital“ – Bundestagswahl stärkt Private-Equity-Markt

Die Bundestagswahl 2025 könnte positive Impulse für den Private-Equity-Sektor setzen. Insbesondere eine mögliche deutsch-französische Zusammenarbeit und die begrenzte Handlungsfähigkeit der neuen Regierung in Bezug auf die Schuldenbremse spielen dabei eine Rolle.

Unsere Themen im Überblick

Informieren Sie sich über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe aus zentralen Bereichen der Branche.

Themenwelt

Praxisnahe Beiträge zu zentralen Themen rund um Vorsorge, Sicherheit und Alltag.

Wirtschaft

Analysen, Meldungen und Hintergründe zu nationalen und internationalen Wirtschaftsthemen.

Management

Strategien, Tools und Trends für erfolgreiche Unternehmensführung.

Recht

Wichtige Urteile, Gesetzesänderungen und rechtliche Hintergründe im Überblick.

Finanzen

Neuigkeiten zu Märkten, Unternehmen und Produkten aus der Finanzwelt.

Assekuranz

Aktuelle Entwicklungen, Produkte und Unternehmensnews aus der Versicherungsbranche.