Stiftung Warentest prüft PKV-Tarife – PKV-Verband kritisiert Bewertungskriterien

Viele Tarife der privaten Krankenversicherung (PKV) weisen Leistungslücken auf und bieten keinen umfassenden Schutz, so ein zentrales Ergebnis eines aktuellen Tests der Stiftung Warentest. Der PKV-Verband kritisiert jedoch die Bewertungsmethodik.

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Florian Reuther, dem Direktor des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV).PKV-Verband

Die Stiftung Warentest hat 1.245 PKV-Tarifkombinationen von 35 Versicherern untersucht. Das Fazit: Nur 384 Tarife erfüllen die Anforderungen der Tester an einen "Rundum-Schutz" und erreichen gute oder sehr gute Bewertungen. Die meisten Tarife bieten nach Ansicht der Stiftung Warentest zu geringe Leistungen oder haben zu hohe Selbstbehalte.

„Sehr viele PKV-Tarife haben Lücken. Viele leisten sogar weniger als gesetzliche Krankenkassen“, erklärt Julia Bönisch, Vorständin der Stiftung Warentest. Kritisiert werden insbesondere Lücken bei ambulanter Psychotherapie, Palliativpflege und digitalen Gesundheitsanwendungen. Zudem rät Stiftung Warentest Interessierten, die langfristige Beitragsentwicklung im Blick zu behalten: „Die private Krankenversicherung kann zur existenzbedrohenden Kostenfalle werden.“

Laut Testleiter Julian Chudoba ist es ein Missverständnis, dass teurere Tarife automatisch besseren Schutz bieten: „Mehr Beitrag bedeutet nicht, dass immer auch mehr Risiken abgedeckt sind.“

PKV-Verband: Kritik an der Bewertungsmethodik

Der PKV-Verband widerspricht den Ergebnissen der Stiftung Warentest. Florian Reuther, PKV-Verbandsdirektor, betont: „Ausgerechnet bei der Bewertung der Beitragsstabilität unterschlägt die Stiftung Warentest den langfristigen Vergleich mit der gesetzlichen Krankenversicherung.“ Laut PKV-Verband hat die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in den vergangenen 20 Jahren im Schnitt höhere Beitragssteigerungen als die PKV verzeichnet.

Ein zentraler Kritikpunkt des Verbands: Stiftung Warentest bewerte die Tarife fast ausschließlich nach dem Leistungsumfang der GKV. Dadurch würden PKV-typische Vorteile nicht ausreichend berücksichtigt, etwa Chefarztbehandlungen, höhere Honorarsätze für Ärzte oder bessere Kostenerstattung für Medikamente.

Außerdem weist der PKV-Verband darauf hin, dass viele Versicherte bewusst Tarife mit höheren Selbstbehalten wählen, um die monatlichen Kosten zu senken. „Die Möglichkeit, sich den Gesundheitsschutz individuell zusammenzustellen, ist eine große Stärke der PKV“, so der Verband.

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