Elektronische Patientenakte gestartet: Modellregionen testen neues System

Seit Mitte Januar wird die „ePA für alle“ schrittweise eingeführt – zunächst in ausgewählten Regionen. Der GKV-Spitzenverband betont, dass das System ausreichend getestet werden muss.

(PDF)
Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-SpitzenverbandesGKV-Spitzenverband

Mit der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) für gesetzlich Versicherte hat das Gesundheitswesen einen weiteren Schritt in Richtung Digitalisierung gemacht. Seit Mitte Januar 2025 haben die Krankenkassen für rund 70,5 Millionen Versicherte eine ePA angelegt – es sei denn, diese haben aktiv widersprochen. Zunächst wird die Nutzung in Modellregionen wie Franken, Hamburg und Teilen von Nordrhein-Westfalen erprobt, bevor das System bundesweit ausgerollt wird.

Schrittweise Einführung zur Fehlervermeidung

Die ePA soll langfristig als zentrale Plattform für Gesundheitsdaten dienen. Derzeit können bereits verordnete Medikamente und eingelöste E-Rezepte automatisch gespeichert werden. Künftig sind weitere Funktionen wie ein digital gestützter Medikationsplan geplant, der beispielsweise bei der Prüfung auf Wechselwirkungen unterstützen soll. Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, weist darauf hin, dass das System ausreichend getestet werden muss: „Die ‚ePA für alle‘ ist ein komplexes IT-Projekt, das eine Aufwärmphase und das Training in den Modellregionen braucht, bevor es den bundesweiten Startschuss geben kann. Wie bei allen großen IT-Projekten wird es am Anfang sicher noch ab und zu ruckeln.“

Mehr Transparenz, weniger Doppeluntersuchungen

Die ePA soll Patientinnen und Patienten, aber auch Ärztinnen und Ärzten Vorteile bringen. Doppelte Untersuchungen könnten reduziert und Gesundheitsinformationen schneller verfügbar gemacht werden, wodurch sich Behandlungsprozesse effizienter gestalten lassen. Zudem sollen Versicherte jederzeit selbst über ihre Daten bestimmen können. Über eine App der jeweiligen Krankenkasse können Nutzende Dokumente verwalten, Zugriffsrechte erteilen oder entziehen und eine Vertrauensperson als Vertreter bestimmen. Wer die App nicht nutzen möchte, kann über die Ombudsstelle seiner Krankenkasse entsprechende Änderungen vornehmen lassen.

Datenschutz und Sicherheit als oberste Priorität

Der Datenschutz ist ein zentraler Aspekt der neuen ePA. Alle ePA-Betreiber müssen ein Zulassungsverfahren der gematik durchlaufen, das unter Beteiligung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) entwickelt wurde. Weder Krankenkassen noch Betreiber haben Zugriff auf die gespeicherten Daten. Pfeiffer betont: „Im Sinne aller Beteiligten, vor allem aber unserer 75 Millionen Versicherten, geht hier ganz klar Sicherheit vor Schnelligkeit.“

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Laut aktuellen Berichten haben die Kassen 2024 ein Defizit von über sechs Milliarden Euro verzeichnet – mehr als zuvor prognostiziert.schlappohr / pixabayLaut aktuellen Berichten haben die Kassen 2024 ein Defizit von über sechs Milliarden Euro verzeichnet – mehr als zuvor prognostiziert.schlappohr / pixabay
Gesundheitsvorsorge

Gesetzliche Krankenversicherung: Defizit höher als angenommen

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) steht vor großen Herausforderungen. Laut aktuellen Berichten haben die Kassen 2024 ein Defizit von über sechs Milliarden Euro verzeichnet – mehr als zuvor prognostiziert. Welche Weichenstellungen der GKV-Spitzenverband für die nächste Legislaturperiode fordert.

Die Diskussion um die ePA ist zugleich eine Grundsatzdebatte über die Machbarkeit sicherer, zentralisierter Datensysteme.Foto: AdobestockDie Diskussion um die ePA ist zugleich eine Grundsatzdebatte über die Machbarkeit sicherer, zentralisierter Datensysteme.Foto: Adobestock
Digitalisierung

Elektronische Patientenakte - Schwerwiegende Schwachstellen, Daten nicht sicher

Einen tiefen Einblick in die Problematik liefert der Bericht des Chaos Computer Clubs (CCC), der auf dem 38. Chaos Communication Congress vorgestellt wurde.

Doctor using technology document management on computer system mDoctor using technology document management on computer system mSuriyo – stock.adobe.comDoctor using technology document management on computer system mSuriyo – stock.adobe.com
Assekuranz

Gesundheitsdaten: Vorbehalte müssen endlich überwunden werden!

Die von der Politik angestoßene digitale Aufholjagd ist längst überfällig. Um Gesundheitsdaten adäquat auswerten zu können, muss der Datenschutz deren bestmögliche Nutzung stärker in den Vordergrund stellen und Versicherten eine verantwortungsvolle Nutzung ihrer Daten ermöglichen.

Close Up of a Female Chatting in a Video Call with Her Senior FaClose Up of a Female Chatting in a Video Call with Her Senior FaGorodenkoff – stock.adobe.comClose Up of a Female Chatting in a Video Call with Her Senior FaGorodenkoff – stock.adobe.com
Digitalisierung

Digitale Gesundheitsangebote: Kaum bekannt, wenig akzeptiert

Fast zwei Drittel der Verbraucher kennen die elektronische Patientenakte oder digitale Gesundheitsanwendungen nicht. Auch wenn erhebliche Unsicherheit angesichts der Einführung des „Opt out-Verfahrens“ für die ePA herrscht, genießen Anwendungen von Krankenkassen insgesamt großes Vertrauen.

Unsere Themen im Überblick

Informieren Sie sich über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe aus zentralen Bereichen der Branche.

Themenwelt

Praxisnahe Beiträge zu zentralen Themen rund um Vorsorge, Sicherheit und Alltag.

Wirtschaft

Analysen, Meldungen und Hintergründe zu nationalen und internationalen Wirtschaftsthemen.

Management

Strategien, Tools und Trends für erfolgreiche Unternehmensführung.

Recht

Wichtige Urteile, Gesetzesänderungen und rechtliche Hintergründe im Überblick.

Finanzen

Neuigkeiten zu Märkten, Unternehmen und Produkten aus der Finanzwelt.

Assekuranz

Aktuelle Entwicklungen, Produkte und Unternehmensnews aus der Versicherungsbranche.