Digitalisierung als Schlüssel für KrankenkassenHEUTE UND MORGEN stellt „Techmonitor GKV 2025“ vor

Digitale Services sind ein entscheidender Wettbewerbsfaktor für Krankenkassen - zu diesem Ergebnis kommt der „Techmonitor GKV 2025“ der HEUTE UND MORGEN GmbH. Besondere Schwerpunkte sind in diesem Jahr die Elektronische Patientenakte (ePA) sowie das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG).

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Gesamtstichprobe: 1.571 Personen zwischen 18 und 70 Jahren, GKV-Versicherte in Deutschland mit Internetzugang. Repräsentativ quotiert nach Alter, Geschlecht, Bildung und GKV-Marktanteilen. Angaben in ProzentwertenQuelle: Marktstudie «Techmonitor GKV 2025», HEUTE UND MORGEN GmbH, Februar 2025

Elektronische Patientenakte: Potenziale und Informationslücken

Seit Januar 2025 ist die Elektronische Patientenakte (ePA) für gesetzlich Versicherte verfügbar. Die Studie zeigt, dass 60 Prozent der Befragten der ePA grundsätzlich positiv gegenüberstehen. Weitere 29 Prozent sind noch unentschlossen, während 11 Prozent sie skeptisch oder ablehnend bewerten. Die größten Vorteile sehen die Versicherten in einer besseren ärztlichen Behandlung (44 %) sowie in der Vermeidung von Doppeluntersuchungen (31 %).

Allerdings offenbaren die Zahlen auch deutliche Informationsdefizite. Zwei Drittel der GKV-Mitglieder (67 %) fühlen sich von ihrer Krankenkasse nicht ausreichend über die ePA informiert. Insbesondere bei der Kommunikation und Nutzerführung gibt es Optimierungsbedarf. Am besten informiert fühlen sich die Mitglieder der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), IKK classic und DAK-Gesundheit.

Neben der Informationslücke stellen Datenschutzbedenken eine Hürde dar: 29 Prozent der Befragten befürchten Sicherheitsrisiken, 23 Prozent sorgen sich um eine mögliche Nutzung der Daten durch die Krankenkassen selbst. Trotzdem zeigt sich ein hohes Nutzerpotenzial: 15 Prozent haben die ePA-App bereits installiert, 40 Prozent planen die Nutzung.

Digitale Services: Krankenkassen im direkten Vergleich

Die Studie legt offen, dass digitale Services inzwischen ein entscheidender Wettbewerbsfaktor für Krankenkassen sind. 62 Prozent der Versicherten wünschen sich, ihre Krankenkassenangelegenheiten künftig größtenteils digital abzuwickeln, vorzugsweise über eine zentrale mobile App. Gleichzeitig bleibt der Wunsch nach persönlichem Kontakt hoch: 57 Prozent möchten weiterhin einen Ansprechpartner für ihre Anliegen. Der Anteil sogenannter „hybrider Kunden“, die sowohl digitale als auch persönliche Services nutzen wollen, liegt bei 27 Prozent.

Im direkten Vergleich zeigt sich, dass einige Krankenkassen bereits erfolgreich digitale Strategien umsetzen, während andere noch Nachholbedarf haben. Besonders hohe Anteile an digital affinen Mitgliedern verzeichnen die BKK firmus und hkk Krankenkasse. Hinsichtlich der aktiven Nutzung von Online-Mitgliederbereichen und Service-Apps liegen die BKK firmus, AOK Plus und Techniker Krankenkasse (TK) vorn.

„Digital-only-Strategien greifen für viele Kassen zu kurz“, betont Axel Stempel, Geschäftsführer von HEUTE UND MORGEN. „Erfolgreiche Krankenkassen setzen auf hybride Modelle und passen ihre digitalen Angebote gezielt an die Bedürfnisse ihrer Mitglieder an.“

E-Rezept: Hohe Akzeptanz, aber geringe App-Nutzung

Neben der ePA untersucht der „Techmonitor GKV 2025“ auch die Nutzung des E-Rezepts. Drei Viertel der Versicherten (75 %) haben es bereits genutzt, die meisten davon über die elektronische Gesundheitskarte (68 %). Die Nutzung der offiziellen E-Rezept-App bleibt mit 5 Prozent hingegen marginal. Trotz der geringen App-Verbreitung bewerten 65 Prozent der Nutzer den Ablauf als hervorragend oder sehr gut, während 14 Prozent unzufrieden sind.

Gesundheitsdatennutzungsgesetz: Hoher Erklärungsbedarf

Das im März 2024 in Kraft getretene Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) ist bislang nur 10 Prozent der Versicherten bekannt. Nach entsprechender Aufklärung befürworten 59 Prozent, dass Krankenkassen ihre Mitglieder über mögliche Gesundheitsrisiken informieren. Doch insgesamt stehen nur 44 Prozent der Befragten der Nutzung ihrer Gesundheitsdaten positiv gegenüber, während 39 Prozent unsicher und 18 Prozent ablehnend sind.

Besonders skeptisch sind die Versicherten, wenn es um die Weitergabe ihrer Gesundheitsdaten an Forschungseinrichtungen geht. Nur 36 Prozent sprechen sich spontan dafür aus, während 27 Prozent dies ausdrücklich ablehnen. Die Studie zeigt, dass eine gezielte Aufklärung notwendig ist, um Unsicherheiten abzubauen und Vertrauen in die Datennutzung zu schaffen.

Digitale Transformation als zentrale Herausforderung für Krankenkassen

Der „Techmonitor GKV 2025“ verdeutlicht, dass digitale Services längst kein Zusatzangebot mehr sind, sondern ein zentraler Erfolgsfaktor für Krankenkassen. Die ePA, das E-Rezept und weitere digitale Gesundheitsanwendungen haben das Potenzial, die Versorgung effizienter zu gestalten – ihre Akzeptanz hängt jedoch entscheidend von einer guten Informationspolitik, einer intuitiven Nutzerführung und einer sicheren Datenverwaltung ab.

Krankenkassen, die digitale Affinitäten ihrer Mitglieder gezielt analysieren und hybride Angebote entwickeln, haben die besten Chancen, ihre Versicherten langfristig zu binden. Dabei zeigt sich: Ein reines Digitalangebot wird den Bedürfnissen der Mehrheit nicht gerecht. Erfolgreiche Kassen kombinieren digitale Effizienz mit persönlichem Service.

Über die Studie:

Die vollständige, rund 100-seitige Studie „Techmonitor GKV 2025“ mit detaillierten Analysen, Einzelbetrachtungen für verschiedene Krankenkassen und Handlungsempfehlungen kann kostenpflichtig direkt über HEUTE UND MORGEN bezogen werden. Die repräsentative Befragung von 1.571 GKV-Versicherten zwischen 18 und 70 Jahren liefert aufschlussreiche Einblicke in das digitale Nutzungsverhalten, Akzeptanzhürden und strategische Handlungsfelder für Krankenkassen.


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