Beim BiPRO-Tag 2025 diskutierten Branchenteilnehmer über Digitalisierung, Standardisierung und neue Schnittstellen. BVK-Vizepräsident Andreas Vollmer stellte dabei klar: BiPRO müsse praxisnäher werden – und stärker auf den Maklermarkt ausgerichtet sein.
Rund 470 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Versicherungs- und Finanzwirtschaft kamen Anfang Juni 2025 in der Stadthalle Neuss zum BiPRO-Tag zusammen. Unter dem Motto „Gemeinsam. Digital. Zukunftssicher.“ standen Themen wie Prozessautomatisierung, KI-gestützte Anwendungen, regulatorische Anforderungen und die Weiterentwicklung des BiPRO-Hubs auf der Agenda.
Für Andreas Vollmer, Geschäftsführer der Hasenclever + Partner GmbH + Co. KG und Vizepräsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), war der Branchentreff zugleich Anlass zur kritischen Reflexion: „BiPRO ist noch nicht in Verbindung mit dem Maklermarkt“, erklärte er seinem Vortrag. Es fehle bislang bei vielen Vermittlern an einem strategischen Mindset, so Vollmer. Standardisierte Prozesse würden zu selten aktiv in den Fokus genommen oder als Teil der betrieblichen Weiterentwicklung verstanden.
Die Folge: Viele Maklerinnen und Makler hätten nach wie vor keinen echten Zugang zu BiPRO-Normen. Vollmer forderte deshalb ein Umdenken – auch beim Wording: Statt technischer Fachbegriffe müsse stärker über die konkreten Effekte gesprochen werden, die durch Prozessstandardisierung erzielt werden können.
Kritik äußerte Vollmer auch am bisherigen Vorgehen der Branche: Aus seiner Sicht wäre es sinnvoller gewesen, zunächst den Bestand zu normieren und danach TAA-Prozesse (Tarifierung, Angebot, Antrag) anzugehen. Der Maklermarkt sei mit zu viel Technik und zu wenig Nutzenkommunikation konfrontiert worden.
Zugleich appellierte er an Maklerbetriebe, ihre Rolle aktiver zu gestalten: „Makler sind keine Verkaufsstelle.“ Wer als Sachwalter seiner Kunden ernst genommen werden wolle, müsse auch bereit sein, Verantwortung für Digitalisierung und Prozessqualität zu übernehmen. Dazu gehörten auch Investitionen in geeignete Softwarelösungen – statt auf kostenlose Angebote zu setzen.
Im Sinne einer besseren Vernetzung verwies Vollmer auf die LinkedIn-Gruppe „Digitales Maklerbüro“ von Sascha Kalkbrenner, die Vermittlern eine Plattform für den praxisnahen Austausch zu Digitalisierung und Prozessoptimierung bietet.
Ziel müsse es sein, zunächst Prozesse zu analysieren und zu verbessern – und erst dann an Automatisierung zu denken. „Auch Makler müssen Prozesse analysieren und optimieren“, betonte Vollmer. Der BVK selbst arbeitet derzeit an einem eigenen Verhaltenskodex für Künstliche Intelligenz in der Vermittlungspraxis.
Vollmer hielt seinen Vortrag im Rahmen des 'Vermittler-Forums', das so erstmals überhaupt auf dem BiPro-Tag stattfand. Eine Neuerung, die bewusst den Dialog zwischen Maklerschaft und Prozesscommunity fördern sollte – und die von den Teilnehmenden als wertvolle Brücke zwischen Praxisalltag und Digitalisierung wahrgenommen wurde.
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