Reform der Altersvorsorge wackelt: Doch Bürger wünschen sich mehr Flexibilität

Die geplante Reform zur staatlich geförderten Altersvorsorge, die Wahlfreiheit und Kapitalmarktorientierung fördern soll, steht aufgrund der aktuellen politischen Lage auf der Kippe. Dennoch zeigt eine Umfrage von DIVA und DUV, dass Bürger diese Reform ausdrücklich begrüßen würden.

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Dr. Helge Lach, Vorsitzender des DUVDVAG

Anfang Oktober stellte das Bundesfinanzministerium (BMF) einen Gesetzesentwurf zur Reform der privaten Altersvorsorge vor. Ziel war es, mehr Flexibilität zu schaffen und Sparern eine breitere Auswahl zwischen risikoarmen und chancenorientierten Anlageformen zu geben. Die Umfrage des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) und des Deutschen Unternehmensverbands Vermögensberatung (DUV) zeigt, dass diese Öffnung den Vorstellungen vieler Bürger entspricht. Doch das Scheitern der Ampel-Koalition stellt die Umsetzung dieses Vorhabens in Frage, und die Reform könnte im politischen Stillstand verharren.

In der Ansparphase sollten Sparer künftig zwischen verschiedenen Garantieoptionen wählen können – von der bisherigen 100-Prozent-Garantie bis hin zu reinen Aktienfonds ohne Garantien. Die Umfrage ergab, dass 42,6 Prozent der Befragten die traditionelle 100-Prozent-Garantie bevorzugen, während 36,3 Prozent eine 80-Prozent-Garantie und 21,1 Prozent eine renditestärkere Option ohne Garantie wählen würden. „Es ist rundum zu begrüßen, dass die Politik mit der Aufweichung der Bruttobeitragsgarantie endlich die staatlich geförderte private Altersvorsorge aus dem viel zu engen Korsett der Zinsabhängigkeit in die Kapitalmärkte entlassen will“, betont Prof. Dr. Michael Heuser, wissenschaftlicher Direktor des DIVA.

Auch in der Rentenphase zeigt sich ein klarer Wunsch der Bürger: 84,6 Prozent sprechen sich für eine lebenslange Rente aus, wobei 60,1 Prozent die 100-Prozent-Garantie bevorzugen. Prof. Dr. Heuser sieht hier eine sachkundige Risikoeinschätzung: „In jüngeren Jahren kann mehr ins Risiko gegangen werden. Im Rentenalter hingegen sollte Kapital, das für den Lebensunterhalt benötigt wird, nicht mehr allzu riskant angelegt sein.“

Besonders kontrovers bewertet wird die geplante Abschaffung der Absicherung gegen Erwerbsunfähigkeit in der Ansparphase sowie die Beschränkung der Rentengarantiezeit auf zehn Jahre. Laut Umfrage wünscht sich die Mehrheit (58,7 Prozent) eine Option zur Erwerbsunfähigkeitsabsicherung, und fast 44 Prozent würden zugunsten einer höheren monatlichen Rente ganz auf eine garantierte Hinterbliebenenabsicherung verzichten.

„Der Entwurf des BMF ist gut und absolut zeitgemäß, denn mit ihm wird die staatlich geförderte private Altersvorsorge endlich kapitalmarktfähig“, kommentiert Dr. Helge Lach, Vorsitzender des DUV. „Doch es ist ein Fehler, die Absicherung der Erwerbsunfähigkeit nicht mehr zuzulassen.“ Auch kritisiert er die geplante 10-jährige Rentengarantiezeit, die den Wünschen der Bürger nicht gerecht werde.

Ob und wie die Riester-Reform jetzt weiterverfolgt wird, bleibt ungewiss.

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