Die Alterssicherung steht weltweit vor großen Herausforderungen: steigende Lebenserwartung, niedrige Geburtenraten und wachsende Kosten belasten die Rentensysteme. Deutschland konnte sich im Mercer CFA Institute Global Pension Index 2024 leicht verbessern, rutschte jedoch auf den 20. Platz ab.
Faktoren wie die demografische Entwicklung mit steigender Lebenserwartung und konstant niedrigen Geburtenraten sowie die steigenden Kosten der sozialen Sicherung haben den Druck auf die Staatshaushalte und die gesetzliche Rente erhöht. Auch die betriebliche und private Altersversorgung steht vor Herausforderungen, die gemeistert werden müssen. Das Altersvorsorgesystem der Niederlande schneidet in diesem Umfeld am besten ab. Island und Dänemark belegen die Plätze zwei und drei. Deutschland konnte sich im Mercer CFA Institute Global Pension Index 2024 mit 67.3 von 100 Punkten leicht verbessern, liegt aber mit dem 20. Platz im Mittelfeld. Das geht aus dem 16. jährlichen Mercer CFA Institute Global Pension Index 2024 hervor.
Regierungen und Arbeitgeber bemühen sich, die steigenden Kosten der Altersversorgung zu kontrollieren und das Risiko zu verringern. Deshalb bewegen sich weltweit die Systeme der betrieblichen Altersversorgung von leistungsorientierten hin zu beitragsorientierten Plänen. Der vorliegende Bericht untersucht die Chancen und Herausforderungen, die mit der zunehmenden Bedeutung dieser Systeme verbunden sind.
„Der anhaltende Wechsel zu beitragsorientierten Pensionsplänen bringt viele Herausforderungen für die Finanzplanung mit sich, auf die sich die Rentner von morgen vorbereiten müssen“, sagte Margaret Franklin, CFA, Präsidentin und CEO vom CFA Institute. „Beitragsorientierte Pläne verlangen vom Einzelnen komplexe Finanzplanungsentscheidungen, die sich erheblich auf seine finanzielle Situation auswirken können. Viele Menschen sind jedoch nur unzureichend darauf vorbereitet, diese Entscheidungen zu treffen. Unser Index zeigt auf, welche Lücken bezüglich der langfristigen finanziellen Sicherheit und der Beratung für die zukünftigen Rentenbezieher bestehen. Der Bedarf an qualifizierten und verantwortungsvollen Finanzberatern wird wieder deutlich. Deshalb haben wir neue Initiativen im Bereich der privaten Vermögensverwaltung gestartet, um diese Lücke zu schließen.“
Trotz dieser Herausforderungen bieten beitragsorientierte Programme höhere Flexibilität und Individualisierung. Diese werden angesichts der steigenden Lebenserwartung und veränderter Erwerbsbiografien von entscheidender Bedeutung sein. Die Ruhestandsplanung und Altersabsicherung müssen an die geänderten Rahmenbedingungen angepasst werden. Viele Menschen gehen allmählich in den Ruhestand oder kehren nach einem ersten Ruhestand in einer anderen Funktion ins Berufsleben zurück. Beitragsorientierte Pläne bieten zudem Vorteile für Leiharbeiter, die bei traditionellen leistungsorientierten Systemen nicht berücksichtigt werden.
„Erhebliche Reformen der Rentensysteme sind erforderlich, um die finanziellen Bedürfnisse der zukünftigen Rentner und ihre sich wandelnden Erwartungen an die Arbeit zu erfüllen“, kommentierte Dr. David Knox, Hauptautor des Berichts und Senior Partner bei Mercer. „Es gibt keine Einzellösung, um die Rentensysteme auf eine solidere Grundlage zu stellen. Jetzt ist es an der Zeit, dass Regierungen, politische Entscheidungsträger, die Anbieter für private und betriebliche Altersversorgung (z. B. Pensionskassen und Versicherer) sowie Arbeitgeber zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass ältere Menschen einen ähnlichen Lebensstil beibehalten können, wie sie ihn in ihren Arbeitsjahren geführt haben.“
Im diesjährigen Index erzielte Deutschland mit 67.3 eine leicht höhere Punktzahl als in den vergangenen Jahren, rutschte jedoch im Ländervergleich auf den 20. Platz. Obwohl das deutsche Rentensystem mit Rang 9 in der Sub-Kategorie „Angemessenheit“ gut abschneidet, erreicht es in der Sub-Kategorie „Nachhaltigkeit“ nur den 33. Rang und in der Kategorie „Integrität“ den 27. Platz. Wesentliche Gründe hierfür sind das umlagefinanzierte System der gesetzlichen Rentenversicherung sowie die in Deutschland freiwillige Ausfinanzierung der betrieblichen Altersversorgung.
„Unser umlagefinanziertes Rentensystem gerät durch die Kombination aus niedriger Geburtenrate und steigender Lebenserwartung sowie steigender Kosten des sozialen Sicherungssystems immer mehr unter Druck“, sagt Michael Sauler, Leiter Wealth bei Mercer Deutschland. „Entsprechend steigt die Notwendigkeit von zusätzlichen, beitragsorientierten und nachhaltig finanzierten Pensionsplänen, wie sie die betriebliche Altersversorgung bieten. Die Unternehmen haben diese Herausforderungen zumeist erkannt und bieten ihren Mitarbeitenden interessante Altersversorgungskonzepte, nicht zuletzt, um auf diese Weise Mitarbeiterbindung und die Differenzierung zum Wettbewerb zu verbessern. Zudem erhöhen die Unternehmen freiwillig den Ausfinanzierungsgrad ihrer Pensionen und tragen so dem Aspekt einer nachhaltigen Altersversorgung Rechnung.“
„Deutschland hat weiterhin mit einer schwierigen Altersentwicklung im Umlagesystem zu kämpfen“, sagt Susan Spinner, Geschäftsführender Vorstand bei CFA Society Germany. „Das erschwert die Finanzierung unseres Rentensystems. Eine Möglichkeit, dieser ungünstigen Situation entgegenzuwirken, bleibt der Ausbau und die Leistungssteigerung der nichtstaatlichen betrieblichen und privaten Altersvorsorge. Die Bereitschaft der Bevölkerung, in solchen Einlagen zu investieren, nimmt zu. Sie sollte jedoch durch intelligentere Anreize noch stärker gefördert werden.“
Die Niederlande erzielten den höchsten Gesamtindexwert (84,8), gefolgt von Island (83,4) und Dänemark (81,6). Das niederländische Rentensystem profitiert von einem Übergang zu einem individuelleren beitragsorientierten Ansatz und strengen Vorschriften sowie Unterstützung für künftige Rentenbezieher. Der Index basiert auf dem gewichteten Durchschnitt der Teilindizes für Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität. Die höchsten Werte für jeden Teilindex erzielten die Niederlande für Angemessenheit (86,3), Island für Nachhaltigkeit (84,3) und Finnland für Integrität (90,8).
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