Staat belastet Gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung mit versicherungsfremden Leistungen
Der BKK Landesverband Bayern rechnet für die Jahre 2024 und 2025 mit steigenden Defiziten sowohl in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) als auch in der Sozialen Pflegeversicherung (SPV). Treiber dieser Entwicklung sind ungebremste Ausgabenzuwächse und die zunehmende Belastung der Versicherten durch versicherungsfremde Leistungen.
Dr. Ralf Langejürgen, Vorstand des BKK Landesverbandes Bayern: "Die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung gehört zu den zentralen Säulen unseres solidarischen Sozialversicherungssystems. Wer verhindern will, dass diese Säulen ins Wanken kommen, muss die Versichertengemeinschaft rasch und gezielt von versicherungsfremden Lasten befreien. Herr Lauterbach und Herr Lindner dürfen sich ihrer finanziellen Verantwortung für die Übernahme gesamtgesellschaftlicher Aufgaben nicht länger entziehen!"
Defizit durch versicherungsfremde Leistungen
Ein großer Teil des Defizits in GKV und SPV entfällt auf versicherungsfremde Leistungen. Allein in der Pflegeversicherung belaufen sich diese auf 5,5 Mrd. Euro pro Jahr. Davon entfallen allein 3,5 Mrd. Euro auf Rentenversicherungsbeiträge für pflegende Angehörige, die derzeit aus Beitragsmitteln finanziert werden. Auch in der GKV werden gesamtgesellschaftliche Lasten von mindestens 20 Mrd. Euro jährlich über Versicherungsbeiträge getragen. Besonders einschneidend wirkt seit Jahren die fehlende Kompensation der Zahlungen für Bürgergeldempfänger in Höhe von rund 9 Milliarden Euro. Der aktuelle Bundeszuschuss von 14,5 Mrd. Euro ist bei weitem nicht kostendeckend.
Nach Schätzungen der Betriebskrankenkassen (BKK) wird sich das Defizit in der Pflegeversicherung von 2024 bis 2025 auf 3 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Für die Gesetzliche Krankenversicherung rechnet der GKV-Spitzenverband mit einem Defizit von bis zu 4,5 Mrd. Euro im laufenden Jahr. Weil das Ausgaben-Einnahmendefizit 2025 weiter steigt, wird laut BKK-Experten auch der Zusatzbeitrag GKV-weit auf durchschnittlich 2,5 Prozentpunkte ansteigen.
Dr. Ralf Langejürgen: "Der Bund muss endlich seine Verweigerungshaltung aufgeben und schnellstmöglich die Versichertengemeinschaft von den systemwidrigen Lasten befreien. Angesichts der prekären Finanzlage der Kranken- und Pflegeversicherung verschlimmert jeder weitere Aufschub die Lage erheblich."
Themen:
LESEN SIE AUCH
Bundestag erkennt Solidargemeinschaften im Gesundheitswesen an
Experten warnen vor Bruch des Generationenvertrags
Von der Lokomotive Europas zum Schlusslicht. Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit. Ein Grund sei die zu hohe Abgabenlast, analysiert der Experte für Sozial- und Gesundheitspolitik Frank Rudolph, Geschäftsführer des Bundesverbandes Verrechnungsstellen Gesundheit (BVVG), in seiner Politik-Kolumne.
AOK-Gemeinschaft dreht ins Minus
Die AOK-Gemeinschaft verbucht im ersten Halbjahr ein Defizit von knapp 100 Millionen Euro. Die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes erwartet in 2023 schweres Fahrwasser für die GKV.
Innungskrankenkassen mit Konzept für nachhaltige GKV-Finanzierung
Um eine nachhaltige Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung mit einer fairen Lastenverteilung sicherzustellen und damit eine außerordentliche Belastung der Beitragszahlerinnen und Beitragszahler zu verhindern, sehen die Innungskrankenkassen die Verbreiterung der Einnahmenbasis als entscheidenden Faktor an.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
GKV-Spitzenverband kritisiert Haushaltspläne: Darlehen keine nachhaltige Lösung
Kredite statt Reformen: Der GKV-Spitzenverband kritisiert die Haushaltspläne der Bundesregierung scharf und warnt vor langfristigen Folgen für Beitragszahlende und das Gesundheitssystem.
§ 34k GewO: Neue Regulierung für Ratenkredit-Vermittlung startet 2026
Der neu geschaffene § 34k GewO bringt ab November 2026 weitreichende Pflichten für Vermittler von Ratenkrediten. Der AfW begrüßt das Vorhaben grundsätzlich, warnt jedoch vor unfairen Wettbewerbsbedingungen durch weitgehende Ausnahmen.
„Die Flut an Dokumentationspflichten ist nicht mehr verhältnismäßig“
Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) warnt eindringlich vor den Auswirkungen einer zunehmenden Regulierungsflut in der Versicherungsvermittlung. Im Zentrum der Kritik steht die aus Sicht des Verbands unverhältnismäßige Komplexität gesetzlicher Vorgaben, die nicht nur Vermittler, sondern auch Kunden überfordert – mit negativen Folgen für die Beratungsqualität.
Europas neue Ordnung: Regionalisierung statt Globalismus
In ihrer Kiewer Rede skizziert EZB-Präsidentin Christine Lagarde nicht nur ökonomische Unterstützung für die Ukraine – sie formuliert eine strategische Neuausrichtung Europas: Regionalisierung statt globaler Offenheit. Eine Analyse des leisen, aber folgenreichen Paradigmenwechsels der europäischen Wirtschaftspolitik.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.