Teslas Probleme und warum die Branche gerade links überholt

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Der Absatzmarkt für Elektrofahrzeuge ist umkämpft wie nie – mit drastischen Konsequenzen. Zuletzt mussten einige Hersteller aufgrund des Kostendrucks viele Mitarbeiter entlassen – auch Tesla. Der einstige Börsenliebling muss seine Stellung verteidigen, aber kämpft mit hausgemachten Problemen.

Warum Tesla schon längst nicht mehr als Einhorn der E-Autobranche gilt und warum Anleger besonders auf „Pick-and-Shovel“-Anbieter setzen sollten und wie Anleger vom steigenden Absatz für Elektrofahrzeuge profitieren können, erklärt James T. Tierney, Chief Investment Officer—Concentrated US Growth bei AllianceBernstein, in seinem Branchenkommentar.

Als Tesla am 2. April 2024 enttäuschende Zahlen zu den Fahrzeugauslieferungen bekannt gab, war dies nicht nur ein Zeichen dafür, dass der Status des Unternehmens unter den „Glorreichen Sieben“ – also der größten globalen Tech-Player – gefährdet ist. Gleichzeitig ist die Nachricht geradezu eine Zäsur für Aktienanleger, die auf das bahnbrechende Potenzial von Elektrofahrzeugen setzen. Immerhin steht Tesla seit 15 Jahren an der Spitze der Produktion von Elektrofahrzeugen. Das Unternehmen brachte sein erstes Modell 2008 auf den Markt, und seine Marke wurde weltweit zu einem Synonym für Elektromobilität. Die Konkurrenten reagierten nur langsam, und anfangs konnten nur wenige mit der Qualität oder der Funktionalität von Tesla mithalten.

Doch in den vergangenen Jahren hat sich der Markt verändert. Nach Zählung von S&P werden in den USA heute 48 Elektroauto-Modelle verkauft, während es 2019 gerade einmal sechs waren. Gleichzeitig hat sich die Qualität deutlich verbessert. Aber es gibt auch Gegenwind: So trocknet etwa der Pool der frühen E-Auto-Enthusiasten aus. Diese Dynamik zeigt sich am deutlichsten in den USA, wo sich das Wachstum der verkauften E-Fahrzeuge zuletzt stark verlangsamt hat (siehe Abbildung). Die Branche wächst zwar immer noch, aber langsamer und mit einem viel stärkeren Wettbewerbsdruck. Dennoch lässt sich für die Zukunft der Branche durchaus positiv sehen: Immerhin sind Elektroautos nach wie vor eine der Schlüsseltechnologien, wenn es darum geht, den Übergang hin zur CO2-Neutralität zu schaffen. Für viele potenzielle Käufer sind Elektroautos eine hervorragende Option für den Nahverkehr.

Von steigendem Wettbewerb und sinkender Profitabilität

Ein weiterhin bestehendes Hemmnis bleibt die Angst der Käufer vor der fehlenden Reichweite der Fahrzeuge und der bisher oft unzureichenden Ladeinfrastruktur. Die Technologie wird diese Probleme mit der Zeit lösen. Verbesserungen bei den Batteriematerialien und anderen Komponenten werden letztendlich die Reichweite von Elektroautos erhöhen. Mit mehr Ladeinfrastruktur und kürzeren Ladezyklen wird das Aufladen ähnlich wie das Tanken von Benzin sein. Doch noch sind wir nicht so weit. Was bedeutet das also für die Branche? 

Ein stärkerer Wettbewerb in der Elektroauto-Branche wird für einige Automobilhersteller zu einer geringeren Profitabilität oder in einigen Fällen sogar zu anhaltenden Verlusten führen. Es empfiehlt sich daher bei der Asset Allokation sehr selektiv vorzugehen – insbesondere wenn bei Aktien von Autoherstellern, deren Gewinnwachstum vom Ausbau der Marktanteile bei der Elektromobilität abhängt. Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass die aktuellen Rückschläge das langfristige Potenzial des Elektroauto-Marktes untergraben wird. Für Aktienanleger liegt der Schlüssel zur Nutzung der Chancen für Elektroautos in den technologischen Vorreitern der Branche, den sogenannten „Pick-and-Shovel“-Anbietern. 

Des Pudels Kern: Ladetechnik und Reichweite

Lohnen könnten sich hier etwa Investitionen rund um das Thema Ladeinfrastruktur. Elektroauto-Fahrer brauchen in Zukunft eine erheblich höhere Anzahl an Ladesäulen – und Vertrauen in deren Funktionalität. Eaton ist ein Elektrogerätehersteller, der eine entscheidende Rolle bei der Bereitstellung von Geräten zum Ausbau der US-Ladeinfrastruktur spielen kann. Da die US-Regierung im Rahmen des Inflation Reduction Act beträchtliche Mittel für den Ausbau der Ladeinfrastruktur bereitgestellt hat, dürfte dieses Segment in den kommenden Jahren solide strukturelle Unterstützung genießen. 

Was ist mit der Angst vor fehlender Reichweite? Auch hier lassen sich Investitionsmöglichkeiten finden. Mögliche Lösungen sind Batteriematerialien, Hybride, neue Technologien und Verbesserungen der bestehenden Systeme. Aptiv, ein irisch-amerikanischer Automobiltechnologiekonzern, könnte hier beispielsweise eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung der Batterietechnologie spielen. Gleichzeitig dürfte die zunehmende Intelligenz der Automobilsysteme die Nachfrage nach allen Arten von elektronischer Ausrüstung fördern. Anbieter wie Amphenol, das Sensoren und Steckverbinder für die Automobilindustrie und viele andere Branchen herstellt, werden von einer steigenden Nachfrage nach diesen Komponenten profitieren. 

An Nachfrage mangelt es nicht

Dass die aktuelle Schwäche der Elektromobilität ein Phänomen ist, das insbesondere die USA betrifft, zeigt ein Blick auf andere Volkswirtschaften. Laut BloombergNEF machten Elektroautos im vierten Quartal 2023 8,1 Prozent der US-Fahrzeugverkäufe aus. Im Gegensatz dazu erreichten die Verkäufe von Elektroautos in Norwegen fast 80 Prozent, in den Niederlanden 35 Prozent, in China 24 Prozent, in Deutschland 20 Prozent und in Großbritannien immerhin noch 18 Prozent der Gesamtverkäufe. Diese Zahlen zeigen, dass die Verbraucher Elektroautos durchaus annehmen, auch wenn der Wettbewerb den Markt aktuell umgestaltet. Nach Unternehmensangaben hat BYD aus China Tesla als weltweit größten Hersteller von Elektroautos überholt. Gleichzeitig kämpfen dutzende kleinerer chinesische Elektroauto-Hersteller um Marktanteile. In diesem Stadium ist es schwierig zu beurteilen, welche Hersteller sich langfristig behaupten werden – zumal es schwer vorherzusagen ist, welchen der neuen Marktteilnehmer es gelingt, sich auch in wichtigen Märkten wie Europa, Lateinamerika und Nordamerika zu etablieren.

Obwohl Elektroautos eine große Bandbreite an Preispunkten und Ausstattungsmerkmalen aufweisen, haben sie alle etwas gemeinsam: Viele der benötigten elektrischen Komponenten sind ähnlich. Unter dem Strich lässt sich festhalten, dass die Anbieter von Elektroautos besser positioniert sind, um Gewinnwachstum durch Elektroautos zu erzielen, als die globalen Automobilhersteller selbst. Selbstverständlich ist die Begeisterung für neue Technologien – von der Künstlichen Intelligenz bis zu Elektroautos – für Aktienanleger oft sehr aufregend. Die Nutzung von Chancen bei Aktien in sich entwickelnden Branchen erfordert jedoch einen nüchternen Blick auf die Branchendynamik und die Unternehmensqualität, die die langfristige Gewinnkraft bestimmen werden.

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