Protektionismus, Handelskonflikte, geopolitische Risiken – die Unsicherheit an den Märkten bleibt hoch. Passive Kreditstrategien stoßen in diesem Umfeld schnell an ihre Grenzen. Warum gerade aktives Management und ein gezielter Umgang mit Kreditaufschlägen den Unterschied machen können, erklärt Jörg Held, Head of Portfolio Management bei Ethenea.
Kreditspreads können den Unterschied machen: „Passive Ansätze nehmen Kreditspreads zwangsläufig als gegeben hin – wir nicht: Für uns sind sie eine aktiv steuerbare Größe – und oft der entscheidende Faktor zwischen Durchschnitt und Outperformance“, sagt Held.
Einfaches Diversifizieren reicht in Stressphasen nicht aus
In einem Umfeld systemischer Risiken und stark steigender Korrelationen – die in Stresszeiten oft gegen 1 tendieren – würden klassische Modelle zu kurz greifen. Besonders deutlich zeige sich das im Segment der High-Yield-Anleihen. Ihr hoher Gleichlauf mit den Aktienmärkten führe in Krisenzeiten regelmäßig zu hohen Verlusten. Während der Finanzkrise 2008 und der Corona-Pandemie 2020 etwa stieg der Korrelationskoeffizient zwischen dem S&P 500 und dem ICE BofA US High Yield Index auf über 0,8. In ruhigeren Marktphasen liegt dieser Wert meist nur zwischen 0,3 und 0,5.
Held nennt drei Hebel, die sich für eine kontrollierte Outperformance nutzen lassen:
- Fundamentalanalysen nutzen: „Statt sich auf Ratings zu verlassen, zählen Analysen: Geschäftsmodelle, Bilanzen, strategische Ausrichtungen. Laut Studien sind rund 60 Prozent aller Downgrades durch fundamentale Veränderungen frühzeitig erkennbar.“
- Bewertungsdisziplin wahren: „Nicht blind kaufen, sondern nur dann, wenn Spreads das Risiko angemessen vergüten. Wir suchen nach asymmetrischen Risikoprämien.”
- Liquide bleiben: „In turbulenten Märkten zählt Handlungsspielraum. Wenn ein Teil des Portfolios stets liquide ist, können Chancen genutzt und Verpflichtungen bedient werden, ohne dass Notverkäufe nötig wären. Illiquide Anleihen verlieren in Stressphasen oft massiv an Handelbarkeit, die Bid-Ask-Spreads können um bis zu 200 Prozent steigen.“
Qualität schlägt Renditejagd
„Während viele Investoren für marginale Mehrerträge ins Risiko gehen, liegt unser Fokus auf Qualität als Schutzschild: Durch A-Ratings ist das Portfolio weniger sensitiv für Schocks, liefert eine stabilere Performance und bietet höhere Handlungsfähigkeit“, erläutert Held. Gerade in Zeiten geopolitischer Unsicherheiten und restriktiver Geldpolitik sei das ein zentraler Vorteil.
Passives Kreditrisikomanagement reiche heutzutage nicht mehr: „Wer Risiken versteht, analysiert und diszipliniert steuert, kann sie in eine nachhaltige Renditequelle verwandeln“, erklärt Held den Ansatz.
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