Pkw-Außenhandel 2024: Exporte legen zu, doch E-Mobilität verliert im Inland an Boden
Deutschlands Autoexporte boomen, insbesondere bei E-Fahrzeugen – doch im Inland bricht die Nachfrage nach Stromern ein. Der neue Bericht des Statistischen Bundesamtes zeigt eine wachsende Kluft zwischen internationalem Erfolg und heimischer Zurückhaltung. Was läuft schief bei der Mobilitätswende?
Exportmotor läuft stabil – E-Autos gewinnen international an Bedeutung
Im Jahr 2024 wurden laut Statistischem Bundesamt rund 3,4 Millionen neue Pkw im Gesamtwert von 135,0 Milliarden Euro aus Deutschland exportiert – ein mengenmäßiger Anstieg von 2,5 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Exportwert sank hingegen leicht um 1,3 %. Besonders auffällig: Die Zahl der exportierten reinen Elektroautos stieg um 11,9 % auf 881.000 Fahrzeuge. Damit erreichten E-Pkw einen neuen Höchstwert von 25,9 % am gesamten Exportvolumen.
Dennoch bleibt der Benzinmotor mit einem Anteil von 42,0 % (1,4 Millionen Fahrzeuge) führend, gefolgt von Hybridfahrzeugen (17,2 %) und Dieselantrieben (15,0 %). Wichtigster Abnehmer deutscher Pkw waren die Vereinigten Staaten mit einem Anteil von 13,1 %, gefolgt vom Vereinigten Königreich (11,3 %) und Frankreich (7,4 %).
Deutschland importiert weniger – E-Autos verlieren deutlich an Marktanteil
Im scharfen Kontrast zum soliden Export steht die Importentwicklung: 2024 wurden lediglich 1,8 Millionen neue Pkw nach Deutschland eingeführt – ein Rückgang um 11,5 % gegenüber 2023. Auch wertmäßig sanken die Importe um 12,8 %. Besonders gravierend ist der Einbruch bei reinen Elektroautos: Mit nur noch 244.000 importierten E-Pkw verzeichnete diese Antriebsform ein Minus von 46,0 %. Ihr Anteil an allen importierten Fahrzeugen lag nur noch bei 13,3 %.
Der Benzinmotor blieb auch bei den Importen mit 40,3 % führend, gefolgt vom Diesel (24,4 %) und Hybridantrieben (22,0 %). Die Zahlen verdeutlichen eine zunehmende Zurückhaltung deutscher Verbraucher gegenüber der Elektromobilität – eine Entwicklung, die nicht allein mit Technikverfügbarkeit erklärt werden kann.
Was ist los mit den technikgläubigen Deutschen?
Deutschland exportiert E-Autos in wachsendem Umfang – aber im Inland bleibt die Nachfrage schwach. Die vielzitierte Technikaffinität der Deutschen scheint angesichts wirtschaftlicher Unsicherheit und politischer Unklarheiten an Grenzen zu stoßen. Der abrupte Förderstopp für Elektroautos Ende 2023 hat viele potenzielle Käufer verunsichert. Gleichzeitig bleibt die Ladeinfrastruktur vielerorts unzureichend ausgebaut – insbesondere im ländlichen Raum.
Auch die Preisdiskussion trägt zur Kaufzurückhaltung bei: E-Fahrzeuge sind teurer als vergleichbare Verbrennermodelle, und ohne Subventionen erscheint vielen der Umstieg nicht mehr wirtschaftlich sinnvoll. Die Folge: Rückzug statt Aufbruch – trotz technischer Reife und internationaler Wettbewerbsfähigkeit der Produkte.
Zwischen Exporterfolg und mentaler Mobilitätsblockade
Die Daten des Statistischen Bundesamtes offenbaren eine wachsende Diskrepanz: Während deutsche Hersteller im Ausland mit Elektromobilität punkten, scheint der heimische Markt die Richtung zu verlieren. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache – und sollten als Weckruf verstanden werden. Wenn die Mobilitätswende gelingen soll, braucht es mehr als Technologie: Es braucht stabile Rahmenbedingungen, politische Verlässlichkeit und das Vertrauen der Verbraucher.
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