Die Fed hat ihre Lehren aus dem vergangenen Jahrzehnt gezogen und wird angesichts der unsicheren Wirtschaftslage, die das Geschäft immer noch einschränkt, nicht zu schnell zu viel tun.
Ein Kommentar Jacob Vijverberg, Investment Manager, Multi-Asset Investing bei Aegon Asset Management.
Während die wirtschaftliche Erholung in vollem Gange ist, wird die Debatte über die Inflation und andere Faktoren, die die Entscheidungen der geldpolitischen Entscheidungsträger beeinflussen, weitergeführt.
Die Fed und die Anleger haben wahrscheinlich aus der Erfahrung des Taper Tantrum im Jahr 2013 gelernt, als die Zinsen nach der Ankündigung des Beginns des Tapering stiegen. Derzeit werden Änderungen im Voraus gut kommuniziert. Die Fed wird ihren Leitzins nach der Beendigung von QE ab 2023 anheben. Wir gehen davon aus, dass das Tempo der Zinserhöhungen langsam sein wird und die Zinssätze erst im Jahr 2025 auf etwa 1 Prozent steigen werden.
Aufgrund des starken Aufschwungs nach der Pandemie wird die Wirtschaft ab 2022 mit voller Kapazität arbeiten. Wir gehen daher davon aus, dass dieser Konjunkturzyklus relativ kurz ist, was die Zinsmärkte einpreisen werden. Auch der starke Anstieg der Verschuldung und die niedrigen Zinsen in anderen Teilen der Welt werden Druck auf die US-Renditen ausüben.
Trotz einer starken Erholung von der Pandemie und einer höheren Inflationsrate liegen die meisten Staatsanleihen immer noch unter dem Niveau vor der Pandemie. Dies ist auf die beispiellose geldpolitische Unterstützung im vergangenen Jahr zurückzuführen. Die Zentralbanken haben die Zinssätze gesenkt und sehr umfangreiche Programme zum Ankauf von Vermögenswerten durchgeführt, um die wirtschaftlichen Auswirkungen abzumildern.
Ein Schlüsselelement, das das spätere Tempo der Normalisierung beeinflusst, ist der Abbau der staatlichen Unterstützungsprogramme. Jetzt, da der pandemische Stimulus nachlässt, wird die Stärke (oder das Ausbleiben) der Erholung davon abhängen, wie stark die Privatwirtschaft die Zügel in die Hand nimmt.
Ein weiterer wichtiger Bereich, den man im Hinblick auf eine Normalisierung beobachten sollte, ist der Arbeitsmarkt. Während der Pandemie ging die Erwerbsbeteiligung zurück. In den kommenden Jahren wird das Ausmaß der Normalisierung daran abzulesen sein, inwieweit sie wieder auf das historische Niveau zurückgeht.
Wir stehen auf der Seite der vorübergehenden Inflationsdebatte. Wir glauben nicht, dass die strukturellen Faktoren vorhanden sind, um über mehrere Jahre hinweg einen starken und anhaltenden Preisanstieg zu bewirken. Vielmehr ist der derzeitige Preisdruck zu einem großen Teil auf Produkte zurückzuführen, die direkt mit Engpässen in der Versorgungskette verbunden sind, die durch die massive Wiederbelebung der Wirtschaft verursacht wurden. Darüber hinaus sind wir der Ansicht, dass die langfristigen Inflationserwartungen weiterhin verankert sein werden, was eine wichtige Determinante der Politik der Federal Reserve darstellt.
Es wird erwartet, dass die Zinssätze niedrig bleiben, was zum Teil auf die Politik der Zentralbanken zurückzuführen ist. Inflationsbereinigt sind die Zinssätze in den meisten Regionen sogar negativ. Anlagen, die an das nominale Wachstum gekoppelt sind, wie Aktien und Immobilien, sollten davon profitieren, da negative Realzinsen für Aktienbestände einen positiven Effekt haben. Aktien und Immobilien sind attraktive Anlageklassen, auch aus einer risikobereinigten Perspektive.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Zinserhöhung in Großbritannien erscheint unvermeidlich
EZB senkt Leitzins um 25 Basispunkte – Experten uneins über die Auswirkungen
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins erneut gesenkt und setzt damit ihren Zinssenkungskurs fort. Während einige Experten die Maßnahme als erwarteten Schritt bewerten, warnen andere vor möglichen Risiken für Inflation und Kapitalmärkte.
EZB senkt Leitzinsen erneut: Experten uneins über Auswirkungen auf Inflation und Wachstum
Mit ihrer vierten Zinssenkung in 2024 senkt die Europäische Zentralbank die Leitzinsen um weitere 0,25 Prozentpunkte. Während die Maßnahme als Reaktion auf gedämpftes Wachstum und sinkende Inflationsraten weitgehend erwartet wurde, gehen die Meinungen über die Folgen für Wirtschaft und Finanzmärkte auseinander.
So lässt sich ein gutes Jahr erfolgreich abschließen
Es scheint tatsächlich das Soft-Landing eingetreten zu sein, auf das viele gehofft, aber nur wenige gebaut haben. Mittlerweile haben sich die Märkte auf diese zentrale Prämisse festgelegt und zeigen sich positiv. Um nun das Jahr erfolgreich abzuschließen, bedarf es einer Bestätigung dieser Annahme.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Israel/Iran-Konflikt: „Märkte unterschätzen geopolitische Risiken“ - Warnung vor Eskalation und Preisauftrieb
Der Angriff Israels auf den Iran hat die Finanzmärkte in eine Fluchtbewegung versetzt. Doch für Mark Dowding von RBC BlueBay Asset Management ist dies nur ein Vorgeschmack: Steigende Ölpreise, anhaltender Handelskonflikt und eine unterschätzte Inflation könnten bald stärker durchschlagen. Was Anleger jetzt beachten sollten…
Privates Kapital für Europa: Versicherer unterstützen Pläne für EU-Label
Die EU will privates Kapital mobilisieren – mit einem neuen Label für Finanzprodukte. Doch was genau steckt dahinter, und warum setzen Versicherer dabei auf die Lebensversicherung?
Lithium-Akkus in Flammen: Wenn E-Bikes zur Gefahr werden
Sie sind leise, schnell und praktisch – doch laut aktuellen Daten von QBE steigt mit der Nutzung von E-Bikes auch die Brandgefahr rasant. 27 Prozent aller registrierten Lithium-Ionen-Brände im Vereinigten Königreich im Jahr 2024 gehen auf E-Bikes zurück. Noch beunruhigender: Die Zahl dieser Brände hat sich binnen zwei Jahren verdoppelt.
Schweiz: Felssturz in Blatten mit außergewöhnlicher Dimension
Mit versicherten Schäden in Höhe von rund 300 Millionen Franken war auch das Jahr 2024 ein überdurchschnittliches Schadenjahr für den Schweizer Elementarschadenpool. Wie der Pool mitteilt, sind die Unwetterereignisse im Juni und Juli 2024 in den Kantonen Wallis und Tessin für den Großteil der Schadensumme verantwortlich.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.