Krankenversicherungen: vom Payer zum Player mit Gesundheitsmanagement

In der öffentlichen Wahrnehmung gelten Versicherungen heute oft noch als passive Organisationen, die weit weg von Kundenzentrierung anfallende Leistungen bedingungskonform auszahlen. Seit geraumer Zeit bereits strafen die Schaden- oder Unfallversicherer dieses Vorurteil Lügen, indem sie ihre Tarife mit zahlreichen Zusatzservices versehen.

(PDF)
Mann-ueberlegt-56843562-AS-ollyMann-ueberlegt-56843562-AS-ollyolly – stock.adobe.com (2-3)

Und auch in der privaten Krankenversicherung (PKV) versuchen viele Unternehmen eine Transformation vom reinen "Kostenerstatter" zum umfassenden Gesundheitsdienstleister – Gesundheitsmanagement heißt hier das Zauberwort.

Über ein Angebot von bedarfsorientierten Services positionieren sich die Unternehmen als aktive Kümmerer für den Kunden. Damit aber nicht genug – das Gesundheitsmanagement verfügt darüber hinaus über Potenzial wettbewerbsdifferenzierend im Markt zu wirken, positive Effekte auf der Leistungsseite zu generieren und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen.

Es überrascht also nicht, dass Gesundheitsmanagement in zahlreichen privaten Krankenversicherungen seit vielen Jahren ein integraler Bestandteil im Leistungsrepertoire geworden ist, dem ein hoher Stellenwert zukommt.

Krankenversicherte stehen Gesundheitsservices offen gegenüber

Soweit aus der Perspektive der Versicherungen – trifft dies aber auch den Nerv der Krankenversicherungskunden? Wir haben 516 privat Krankheitskostenvollversicherte befragt, inwieweit sie mit den Gesundheitsservices ihres Versicherers vertraut sind, und welche Erwartungen sie hieran legen.

Die gute Nachricht der Assekurata-Befragung zuerst: 93 Prozent der Befragten stehen dem Angebot von Gesundheitsservices offen gegenüber. Nur 7 Prozent der Befragten wünschen sich in dieser Hinsicht keine Unterstützung der PKV. Überraschenderweise ist die Ablehnung in der Altersgruppe 30-39 Jahre am geringsten. Frauen lehnen Gesundheitsservices von ihrer Krankenversicherung fast doppelt so oft ab wie Männer.

Die Ablehnung resultiert oftmals aus dem Wunsch nach einer hohen Selbstbestimmung oder einer Bedarfslosigkeit aufgrund des guten Gesundheitszustands. Für die Krankenversicherungen bleibt es also weiterhin von hoher Bedeutung, die Wahlfreiheit der Kunden auch bei Gesundheitsservices in der Kommunikation entsprechend zu betonen.

Betrachtet man nur die chronisch Kranken, die 42 Prozent der Befragten ausmachen, steigt die Offenheit gegenüber dem Angebot von Gesundheitsservices leicht auf 95 Prozent Personen, die nicht an einer chronischen Erkrankung leiden, befürworten Services zu 91 Prozent. Im Ergebnis liegen überraschenderweise keine relevanten Unterschiede zwischen diesen Gruppen vor.

Wege des Informationsflusses zu Gesundheitsservices verbessern

Ein Wermutstropfen ist allerdings, dass nur 50 % der Befragten überhaupt von den Gesundheitsservices ihrer Gesellschaft wussten. Auf dem Weg vom Payer zum Player bleibt hier definitiv noch viel zu tun für die Unternehmen. In diesem Zusammenhang ist auch interessant, über welche Kanäle die Kunden von den Services in Kenntnis gesetzt werden.

Während rund drei Viertel der Befragten angaben, über allgemeine Informations-Schreiben auf die zusätzlichen Leistungen aufmerksam geworden zu sein, wurden lediglich 7 Prozent konkret im Hinblick auf ihre Erkrankung vom Krankenversicherer kontaktiert. Dieser geringe Wert korreliert sicherlich mit zwei Faktoren – zum einen spiegeln sich hier datenschutzrechtliche Grenzen wider, zum anderen dürfte die verfügbare Datenqualität volatil sein.

Sie hängt nämlich von einer Vielzahl an Faktoren ab, wie beispielsweise dem Einreichungsverhalten der Kunden, der Codierung bei den Leistungserbringern und der Erfassung bei den privaten Krankenversicherern.

Während beispielsweise Pharmazentralnummern aufgrund der AMNOG-Gesetzgebung (Zugang zu Herstellerrabatten) in sehr hoher Qualität vorliegen, ist die Erfassung von ambulanten Arztdaten bei den Unternehmen heterogen ausgeprägt (Anzahl der Diagnosen, Zuordnung zu Ärzten etc.).

Wie sehr die Kunden an gezielten Unterstützungsleistungen interessiert sind, zeigt der Umstand, dass ein Drittel der Befragten proaktiv Informationen eingeholt hat. Diese Verteilung in Bezug auf die Informationskanäle findet sich überraschenderweise nahezu identisch in der Gruppe der chronisch Erkrankten wieder.

Bekanntheitsgrad der Services muss gesteigert werden

Die Gesundheitsservices der privaten Krankenversicherer treffen ganz klar den Nerv der Versicherten, bieten die Unterstützungsleistungen doch viel Potenzial sowohl aus Unternehmens- als auch aus Kundensicht. Allerdings besteht noch Luft nach oben gerade im Hinblick auf die Bekanntheit der Services, die letztlich darüber entscheidet, inwiefern die Dienstleistungen in Anspruch genommen werden.

Es bietet sich demnach für Unternehmen an, Kunden möglichst bedarfsorientiert über die Customer Journey zu Gesundheitsservices zu informieren. Insbesondere (chronisch) Erkrankte sind hier eine hoch relevante Zielgruppe für Gesundheitsdienstleistungen.

Denn nur dann werden sich die erhofften Effekte des Gesundheitsmanagements auch tatsächlich einstellen – die Wahrnehmung als aktiver Kümmerer für den Kunden, die letztendlich auch positive Effekte auf der Leistungsseite und eine hohe Kundenzufriedenheit generieren sollte.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Würfel mit Pfielen und einer Gabelung symbolisieren die EntscheWürfel mit Pfielen und einer Gabelung symbolisieren die Entschefotogestoeber – stock.adobe.comWürfel mit Pfielen und einer Gabelung symbolisieren die Entschefotogestoeber – stock.adobe.com
Assekuranz

Wettbewerbsverzerrung in der Krankenversicherung beenden

Angestellte in Deutschland müssen im Jahr 2025 deutlich mehr verdienen, um sich zwischen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der Privaten Krankenversicherung (PKV) entscheiden zu können. Die Versicherungspflichtgrenze soll auf 73.800 Euro steigen. Die massive Erhöhung greift in die Wahlfreiheit von Millionen Angestellten ein und verzerrt den gut funktionierenden Wettbewerb zwischen GKV und PKV stärker als bisher.

Fallschirmspringer-4773224-PB-GuentherDillingenFallschirmspringer-4773224-PB-GuentherDillingenGuentherDillingen – pixabay.comFallschirmspringer-4773224-PB-GuentherDillingenGuentherDillingen – pixabay.com
Presseportal

Krankenversichert als Soldat: warum man sich zusätzlich absichern sollte

Für die Dauer ihres Dienstes bei der Bundeswehr profitieren alle Soldaten von einer kostenfreien, truppenärztlichen Versorgung. Diese bildet aber nur eine solide Basisabsicherung ab und so wird ein kluger Abschluss zusätzlicher Versicherungen unerlässlich.

Ambulance helping injured woman with infusionAmbulance helping injured woman with infusionKzenon – stock.adobe.comAmbulance helping injured woman with infusionKzenon – stock.adobe.com
Finanzen

Absicherung für Retter in der Not: Die wichtigsten Versicherungen für Notfallsanitäter

Notfallsanitäter retten täglich das Leben anderer und sind besonderen Herausforderungen und Risiken ausgesetzt. Einige Versicherungen sind für Angestellte im Rettungsdienst deshalb sehr wichtig.

healfcare/medical and insurance concept of medicine service goalhealfcare/medical and insurance concept of medicine service goaltomertu – stock.adobe.comhealfcare/medical and insurance concept of medicine service goaltomertu – stock.adobe.com
Assekuranz

Innungskrankenkassen mit Konzept für nachhaltige GKV-Finanzierung

Um eine nachhaltige Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung mit einer fairen Lastenverteilung sicherzustellen und damit eine außerordentliche Belastung der Beitragszahlerinnen und Beitragszahler zu verhindern, sehen die Innungskrankenkassen die Verbreiterung der Einnahmenbasis als entscheidenden Faktor an.

GesundheitskarteGesundheitskarteLothar Drechsel – stock.adobe.comGesundheitskarteLothar Drechsel – stock.adobe.com
Assekuranz

19 Krankenkassen erhöhen Beitrag, 11 senken ihn

Nur wer prüft, weiß wo er steht: Der Beitragssatz der Gesetzlichen Krankenkassen bleibt 2022 weiter in Bewegung. Versicherte profitieren – oder zahlen drauf.
Businessman showing paper human heads on wooden desk. Business cBusinessman showing paper human heads on wooden desk. Business candranik123 – fotolia.comBusinessman showing paper human heads on wooden desk. Business candranik123 – fotolia.com
Assekuranz

Duales Gesundheitssystem überzeugt privat und gesetzlich Versicherte

Zufrieden wie nie zeigt sich die Bevölkerung mit dem deutschen Gesundheitssystem. 93 Prozent der privat Versicherten sind mit dessen Leistung zufrieden oder sehr zufrieden. Damit wurde der bisherige Spitzenwert aus dem vergangenen Jahr um 8 Prozentpunkte übertroffen. Mit dem Preis der Gesundheitsversorgung sind 78 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden. Die gesetzlich Versicherten schätzen das duale Gesundheitssystem ebenfalls: 77 Prozent sind mit dessen Leistung zufrieden oder sehr ...

Mehr zum Thema

Das Jahr 2025 könnte nicht nur das Schicksal von Bitcoin, sondern auch das der internationalen Wirtschaft neu definieren.Foto: AdobestockDas Jahr 2025 könnte nicht nur das Schicksal von Bitcoin, sondern auch das der internationalen Wirtschaft neu definieren.Foto: Adobestock
Finanzen

USA plant Bitcoin-Reserven - Beginn einer neuen Ära der globalen Krypto-Politik

Wird Trump eine strategische Bitcoin-Reserve ankündigen? Sollten die USA diesen Schritt wagen, könnte ein globaler Dominoeffekt folgen, der Bitcoin endgültig als Bestandteil nationaler Finanzstrategien etabliert.

Der Wechsel von der GKV in die PKV bleibt eine sehr individuelle Entscheidung, die von vielen Faktoren abhängt.Foto: AdobestockDer Wechsel von der GKV in die PKV bleibt eine sehr individuelle Entscheidung, die von vielen Faktoren abhängt.Foto: Adobestock
Finanzen

Für wen sich ein Wechsel in die Private Krankenversicherung lohnt

Der Wechsel von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in die private Krankenversicherung (PKV) erscheint für viele Versicherte als eine attraktive Möglichkeit, um Kosten zu sparen und von individuell gestaltbaren Leistungen zu profitieren.

DALL-EDALL-E
Finanzen

Schwarzbuch Börse 2024: Missbrauch und Skandale auf dem Kapitalmarkt

Das Schwarzbuch Börse 2024 beleuchtet erneut zahlreiche Missstände im deutschen Kapitalmarkt.

Matt Benkendorf, Chief Investment Officer, Vontobel Quality GrowthVontobelMatt Benkendorf, Chief Investment Officer, Vontobel Quality GrowthVontobel
Finanzen

Vier Schlüsselthemen für die globalen Aktienmärkte im Jahr 2025

Von den Auswirkungen der KI-Welle bis hin zu geopolitischen Verschiebungen: Matt Benkendorf, Chief Investment Officer bei Vontobel Quality Growth, beleuchtet in einem Marktkommentar die vier zentralen Themen, die die globalen Aktienmärkte im Jahr 2025 prägen könnten.

Sind die Deutschen zu 'zinsverliebt'? Man sollte sich nicht allein durch die trügerische Sicherheit der Nominalzinsen leiten lassen, so Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst.DALL-ESind die Deutschen zu 'zinsverliebt'? Man sollte sich nicht allein durch die trügerische Sicherheit der Nominalzinsen leiten lassen, so Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst.DALL-E
Finanzen

Die Nominalzins-Illusion: Warum die Deutschen zu zinsverliebt sind

Trotz der geopolitischen Unsicherheiten gebe es kein Vorbeikommen an den Aktienmärkten, meint Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst.

Rick de los Reyes, Sector Portfolio Manager und Head of Commodities bei T. Rowe PriceT. Rowe PriceRick de los Reyes, Sector Portfolio Manager und Head of Commodities bei T. Rowe PriceT. Rowe Price
Finanzen

„Fast alle Währungen verlieren an Wert – Gold bleibt stabil“

Gold erweist sich als stabiler Wertaufbewahrer, insbesondere in Zeiten von Inflation und Währungsabwertung. Im Interview erläutert Rick de los Reyes, Sector Portfolio Manager und Head of Commodities bei T. Rowe Price, wie Vermittler den langfristigen Wert von Gold erklären können.