Im vergangenen Jahr wurden den Versicherern weniger Hackerangriffe gemeldet. Das macht sich auch im Spartenergebnis bemerkbar.
Nach einem verlustreichen Jahr 2021 haben die Cyberversicherer 2022 wieder schwarze Zahlen geschrieben. „Die Schaden-Kostenquote ist von fast 124 Prozent auf rund 78 Prozent gesunken“, sagte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Auf jeden Euro Beitragseinnahmen kommen somit 78 Cent an Kosten für Schäden und Verwaltung.
Im vergangenen Jahr wurden den Versicherern weniger Hackerangriffe gemeldet. „Die Anzahl der Schäden ging um rund fünf Prozent auf knapp 2.900 zurück”, sagt Asmussen. Weil aber der Schadendurchschnitt von 37.000 Euro auf 42.000 Euro anstieg, kletterten die Gesamtleistungen um acht Prozent auf 121 Millionen Euro. Das Prämienvolumen legte jedoch deutlicher zu: Die Versicherer nahmen mit 249 Millionen Euro etwa 56 Prozent mehr ein als 2021.
Der Markt wächst, die Schäden steigen
Wachstum und Schadenentwicklung setzen sich auch im Jahr 2023 fort. „Wir beobachten im ersten Halbjahr steigende Beitragseinnahmen, aber gleichzeitig auch einen deutlich wachsenden Schadenaufwand“, sagt Asmussen.
Versicherer fordern mehr Prävention
Angesichts steigender Schäden fordern die Versicherer, dass sich vor allem mittelständische Unternehmen stärker gegen Cyberattacken wappnen. „Wir sehen bei den meisten Unternehmen noch große Sicherheitslücken“, betonte Asmussen. Bei der IT-Sicherheit muss noch mehr getan werden, denn die Angriffe werden immer professioneller und häufiger.
„Der Mittelstand hat noch nicht alle Präventionsmöglichkeiten ausgeschöpft“, so Asmussen. Die Versicherungswirtschaft könne mit Cyberversicherungen das Restrisiko eines erfolgreichen Angriffs absichern – ein solcher Schutz setze aber ein gewisses Maß an IT-Sicherheit voraus.
Anmerkungen:
1 Gebuchte Bruttobeiträge; ohne Versicherungssteuer.
2 Bruttoaufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres.
3 Combined Ratio: Schaden-Kosten-Quote nach Abwicklung; in Relation zu den gebuchten Bruttobeiträgen.
4 Die absoluten Kennzahlen zeigen den Stand zum jeweiligen Geschäftsjahr. Sinnvolle Aussagen über die Entwicklung der Cyberrisikoversicherung geben die prozentualen Veränderungsraten. Der Grund: Die Cyberrisikoversicherung ist eine junge, dynamisch wachsende Sparte. Beteiligen sich Mitglieder erstmals an der Statistik oder ziehen sich zurück, würden Absolutzahlen unzutreffend als Wachstum oder Rückgang des Marktes verstanden. Marktentwicklungen sind daher an den ausgewiesenen Veränderungsraten ablesbar, die um diese Effekte bereinigt sind. Den Veränderungsraten für 2022 liegen als Basis ein Beitragsvolumen 2021 von 159 Mio. Euro und Leistungen 2021 von 112 Mio. Euro zugrunde.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Mittelstand vernachlässigt fahrlässig den Cyberschutz
Viele mittelständische Handels- und Logistikunternehmen vernachlässigen ihre IT-Sicherheit und werden zum leichten Ziel von Hackern. Fast jede vierte Firma wurde bereits Opfer von Cyberattacken. Jeder zweite angegriffene Betrieb stand daraufhin zeitweise still.
Daten von jedem zweiten KMU im Darknet
Vorstände benötigen mehr Cybersecurity-Expertise
Es bedarf der nötigen Sicherheitsexpertise in Vorständen, um die richtigen Fragen zu stellen und die Antworten in eine wirksame Cybersecurity-Strategie einzubinden. Denn je technologieabhängiger Unternehmen werden, desto mehr und unternehmensgefährdende Cyberattacken drohen.
Cyber-Versicherungen: Keine Frage des "ob"
Die Frage, für wen eine Cyberversicherung sinnvoll ist, stellt sich nicht mehr. Sie wird Teil eines jeden ganzheitlichen IT-Sicherheitskonzept und bis 2025 in Deutschland ein Milliardenmarkt sein. Die Herausforderung für Makler: in dieser dynamischen Entwicklung den Überblick behalten.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Recyclingbranche unter Feuer: Warum Entsorger kaum noch Versicherungsschutz finden
Brände in Recyclinganlagen nehmen wieder zu – und mit ihnen die Prämien. Für Vermittler stellt sich die Frage: Wer bietet überhaupt noch tragfähigen Versicherungsschutz für diese Hochrisiko-Branche? Die Hübener Versicherung bleibt eine der letzten Adressen mit Branchenspezialisierung.
Insolvenzverfahren bei ELEMENT Insurance AG: Wie über 300.000 Verträgen abgewickelt werden sollen
Die ELEMENT Insurance AG muss nach Überschuldung und Rückversicherer-Aus abgewickelt werden. Über 300.000 Verträge wurden bereits beendet, die Schadenbearbeitung läuft weiter. Insolvenzverwalter Friedemann Schade setzt auf digitale Tools und konstruktive Lösungen – auch im Streit mit einem ehemaligen Dienstleister.
PKV bleibt 2025 stabil – doch Prävention bleibt politische Baustelle
Die private Krankenversicherung (PKV) zeigt sich zum Wahljahr 2025 widerstandsfähig und finanziell solide. Das geht aus der aktuellen SFCR-Studie von Zielke Research hervor: Die durchschnittliche Solvency-II-Quote liegt bei beachtlichen 515,55 Prozent. Kein einziges der untersuchten Unternehmen unterschreitet die gesetzlichen Kapitalanforderungen – ein Signal für Stabilität und Verlässlichkeit in unsicheren Zeiten.
Wüstenrot & Württembergische trotzt Krisenjahr – starker Auftakt 2025 nährt Gewinnhoffnungen
Trotz massiver Unwetterschäden und steigender Kfz-Kosten hat die W&W-Gruppe 2024 mit einem Gewinn abgeschlossen – und startet 2025 mit starkem Neugeschäft optimistisch ins neue Jahr. Vorstandschef Junker sieht die Gruppe auf stabilem Kurs.