Weniger Übergang, mehr Realität: BaFin korrigiert Solvenzsicht auf Lebensversicherer

Trotz der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit im Jahr 2024 bleiben Deutschlands Lebensversicherer finanziell stabil – allerdings nur auf den zweiten Blick.

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Die Aufsicht ordnete im Sommer 2024 die Neuberechnung der Übergangsmaßnahme zur Zinskurve an – mit spürbaren Folgen.Elchinator / pixabay

Das zeigt der aktuelle Jahresbericht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), der am 7. Mai veröffentlicht wurde. Zwar konnten alle 78 beaufsichtigten Lebensversicherer die gesetzlich geforderten Solvenzkapitalanforderungen (SCR) erfüllen. Doch ein technischer Schritt der BaFin sorgt für Aufmerksamkeit: Die Aufsicht ordnete im Sommer 2024 die Neuberechnung der Übergangsmaßnahme zur Zinskurve an – mit spürbaren Folgen.

Ausgewiesene vs. ökonomische Quote

Die Folge der Neuberechnung: Die ausgewiesene SCR-Bedeckung sank gegenüber dem Vorjahr spürbar. Diese Kennzahl berücksichtigt die Übergangsmaßnahmen, die nach Einführung von Solvency II zur Abfederung eingeführt wurden. Die ökonomische Bedeckung, also ohne Übergangsmaßnahmen, blieb laut BaFin hingegen stabil auf hohem Niveau.

BaFin-Präsident Mark Branson betont den Spagat der Aufsicht: „Wir können in Europa punkten, wenn wir keine Abstriche an der Resilienz des Finanzsystems machen, aber gleichzeitig unnötige Komplexität abbauen.“ Das gelte auch für die Versicherungsaufsicht. Proportionalität, Effizienz und Augenmaß seien die Leitprinzipien, nach denen Regulierung künftig gestaltet werde.

Neue Signale aus der Aufsicht

Die BaFin kündigt an, ihre Verwaltungspraktiken weiter zu vereinfachen, ohne an Sicherheitsniveau zu verlieren. Das betrifft unter anderem die Anwendung europäischer Leitlinien, etwa im ESG-Bereich. Gerade kleineren Instituten soll damit mehr Luft im aufsichtsrechtlichen Alltag verschafft werden. Auch die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) sollen überprüft und, wo möglich, praxisnäher gestaltet werden.

Die Lebensversicherer in Deutschland bleiben kapitalstark – zumindest ökonomisch betrachtet. Die Neuberechnung der Übergangsmaßnahmen zeigt jedoch, dass sich der Spielraum verengt. Die BaFin positioniert sich in diesem Spannungsfeld klar: Sie will Widerstandskraft erhalten, aber unnötige Regelkomplexität abbauen – und so die Resilienz des Marktes stärken, ohne ihn zu überregulieren.

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