Cyberkriminelle können für Angriffe auf Unternehmen oft auf Informationen aus dem Darknet zurückgreifen. Denn von mehr als die Hälfte der mittelständischen Unternehmen in Deutschland finden sich dienstliche E-Mail-Adressen und Passwörter im Darknet.
Dies geht aus einer vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) beauftragten Untersuchung von kleinen und mittleren Unternehmen mit dem Analyse-Tool Cysmo hervor.
Dabei wurden rund 6.500 E-Mail-Adressen von Mitarbeitern mit den dazugehörigen Passwörtern im Darknet gefunden.
Daten von gehackten Seiten
Diese Daten stammen teilweise von gehackten Seiten, auf denen sich die Mitarbeiter zu privaten Zwecken angemeldet hatten: unter anderem zum Einkaufen in Online-Shops, für den Zugang zu sozialen Medien oder für die Anmeldung auf Gaming-Webseiten. Werden die entsprechenden Seiten gehackt, landen die Mail-Adressen und Passwörter der Nutzer schnell im Darknet.
Peter Graß, GDV-Cyberexperte, dazu:
„Dann können sich Cyberkriminelle leicht Zugang zum beruflichen E-Mail-Postfach oder zu anderen Diensten verschaffen. Die privaten und dienstlichen E-Mail-Adressen sollten deshalb immer strikt voneinander getrennt werden und auch nicht dasselbe Passwort haben.“
Besonders heikel ist, dass manche Mitarbeiter sich mit ihrer beruflichen E-Mail-Adresse auch für Dating-Portale oder Pornoseiten anmeldeten. Laut Peter Graß könnten Kriminelle sogar versuchen, den Mitarbeiter mit solchen Informationen zu erpressen.
Kaum Verbote der Nutzung der beruflichen Mail-Adresse
Trotz der Risiken ist die private Nutzung der beruflichen Mail-Adresse nur in wenigen Unternehmen verboten.
Nach einer repräsentativen Forsa-Umfrage unter 300 Entscheidern kleiner und mittlerer Unternehmen im Auftrag des GDV haben weniger als ein Drittel (29 Prozent) der Firmen die private Nutzung verboten, die meisten verzichten auf eine explizite Regelung.
Dabei zeigt die Forsa-Umfrage auch, dass gerade das E-Mail-Postfach das größte Einfallstor für Kriminelle ist: Die Mehrheit der erfolgreichen Cyberangriffe (58 Prozent) kommt per Mail ans Ziel, weil Mitarbeiter verseuchte Anhänge öffnen oder schädliche Links anklicken.
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