Die mittelständische Wirtschaft schützt sich weiterhin nur unzureichend gegen Hackerangriffe – hält die eigenen IT-Systeme aber für sicher.
Kleine und mittlere Unternehmen überschätzen die Qualität ihrer IT-Sicherheit und unterschätzen die Risiken eines Cyberangriffs. Das zeigt eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „80 Prozent der befragten Entscheider halten ihr Unternehmen für ausreichend geschützt“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.
Dieselbe Befragung zeige allerdings deutliche Lücken in der IT-Sicherheit auf: „Manche Unternehmen lassen auch einfachste Passwörter wie ‚1234‘ zu, andere kümmern sich nicht um Updates für ihre Software, wieder andere sichern ihre Daten nur selten oder nicht richtig“, kritisiert Asmussen. „Unter dem Strich erfüllen gerade einmal 22 Prozent der Unternehmen grundlegende technische Sicherheitsmaßnahmen komplett“, so Asmussen.
Nicht viel besser ist laut Umfrage die organisatorische IT-Sicherheit der Unternehmen: Die Hälfte der Mittelständler ist auf die Folgen eines Hackerangriffs nicht vorbereitet. Nur ein Drittel sensibilisiert und schult die Belegschaft für den Umgang mit IT-Risiken.
Fragwürdige Risikowahrnehmung
„Die meisten Unternehmen halten sich für deutlich besser gegen Cyberattacken geschützt, als sie tatsächlich sind“, so Asmussen. Diese hohe Selbstzufriedenheit führe auch dazu, das Risiko eines erfolgreichen Angriffs zu unterschätzen: „Nur noch 29 Prozent der befragten Entscheider halten das Risiko eines erfolgreichen Hackerangriffs auf ihr Unternehmen für hoch. Das sind fünf Prozentpunkte weniger als im Vorjahr“, sagt Asmussen.
"Die Gefahr aus dem Netz wird weiterhin zu oft kleingeredet oder bewusst ignoriert, obwohl fast jedes fünfte befragte Unternehmen schon Opfer eines erfolgreichen Cyberangriffs war“, so Asmussen. „Angesichts der Gefahren müsste IT-Sicherheit aber in jedem Unternehmen Chefsache sein, denn eine Cyberattacke kann die wirtschaftliche Existenz eines Unternehmens in kürzester Zeit vernichten.“ Die Versicherungswirtschaft könne mit Cyberversicherungen das Restrisiko eines erfolgreichen Angriffs absichern. Ein solcher Schutz setze aber in aller Regel ein gewisses Maß an IT-Sicherheit voraus.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Mittelstand vernachlässigt fahrlässig den Cyberschutz
Viele mittelständische Handels- und Logistikunternehmen vernachlässigen ihre IT-Sicherheit und werden zum leichten Ziel von Hackern. Fast jede vierte Firma wurde bereits Opfer von Cyberattacken. Jeder zweite angegriffene Betrieb stand daraufhin zeitweise still.
Kosten für IT-Sicherheit: Budgets richtig kalkulieren
In einer Zeit, in der IT-Sicherheit jedes Unternehmen gleichermaßen betrifft, ist es völlig falsch, diesem Thema mit klassischer Kosten-Nutzen-Rechnung zu begegnen. Gerade hierbei sollten Entscheider präzise, aber nicht zu scharfkantig kalkulieren, denn falsche Sparsamkeit kann fatal sein.
Vorstände benötigen mehr Cybersecurity-Expertise
Es bedarf der nötigen Sicherheitsexpertise in Vorständen, um die richtigen Fragen zu stellen und die Antworten in eine wirksame Cybersecurity-Strategie einzubinden. Denn je technologieabhängiger Unternehmen werden, desto mehr und unternehmensgefährdende Cyberattacken drohen.
Neu im Markt - der SI Cyberschutz
Der SI Cyberschutz ist für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus Handwerk und Handel gedacht. Das Konzept deckt Cyberrisiken bis zu einer Versicherungssumme von drei Mio. Euro ab. Inklusive sind auch Dienstleistungs- und Schulungsangebote zur Prävention.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Lebensversicherung: ZZR-Rückflüsse bringen Spielraum
Zinsanstieg, ZZR-Rückflüsse und demografischer Wandel verändern das Geschäftsmodell der Lebensversicherer grundlegend. Die Branche steht finanziell stabil da – doch das Neugeschäft bleibt unter Druck.
Wiederanlage im Bestand: Versicherer verschenken Milliardenpotenzial
In Zeiten stagnierender Neugeschäftszahlen und hoher Leistungsabfüsse rückt der Versicherungsbestand zunehmend in den Fokus strategischer Überlegungen. Das gilt insbesondere für die Lebensversicherung: Dort schlummern ungenutzte Chancen, die Erträge stabilisieren und die Kundenbindung stärken könnten – wenn Versicherer systematisch auf Wiederanlage setzen würden. Der Text erschien zuerst im expertenReport 05/2025.
#GKVTag – Pflegeversicherung unter Reformdruck: Stabilität durch Solidarität
Drei Jahrzehnte Pflegeversicherung – eine sozialpolitische Erfolgsgeschichte mit strukturellen Rissen. Seit ihrer Einführung garantiert sie die Absicherung pflegebedürftiger Menschen und setzt dabei auf das Zusammenspiel von Solidarität und Eigenverantwortung. Doch mit wachsender Zahl Anspruchsberechtigter, einem Ausgabenvolumen von inzwischen 65 Milliarden Euro und einem Beitragssatz von 3,6 Prozent (zuzüglich Kinderlosenzuschlag) gerät das System an seine finanziellen Grenzen.
„Fünf Tierseuchen gleichzeitig – Tierhalter geraten weiter unter Druck“
Mit einem neuen Höchstwert von 96 Millionen Euro Schadenaufwand blickt die Vereinigte Tierversicherung (VTV) auf das bislang teuerste Jahr ihrer Geschichte zurück. Der Großteil der Schäden entstand durch Tierseuchen – allen voran durch die Blauzungenkrankheit, die allein 30 Millionen Euro kostete. Diese betraf 2024 vor allem Wiederkäuer-Bestände in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Hessen. Die VTV ist Marktführer in der landwirtschaftlichen Tierversicherung und Teil der R+V Gruppe.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.