Die Folgen zügig steigender Inflation, Schuldenkrisen und explodierenden Lebenshaltungskosten stellen für Entscheider aus den G20-Ländern die größten Bedrohungen in den nächsten zwei Jahren dar. Führungskräfte aus Deutschland fürchten neben Inflation und schweren Preis-Schocks auch zwischenstaatliche Konflikte.
Zu diesen Ergebnissen kommt die Executive Opinion Survey des World Economic Forum (WEF) in strategischer Partnerschaft mit Marsh McLennan und der Zurich Insurance Group.
Umweltrisiken und Cyber-Bedrohungen verlieren an Bedeutung
Anders als im Vorjahr dominieren in diesem Jahr wirtschaftliche, geopolitische und gesellschaftliche Risiken die globale Risikolandschaft. Damit stehen sie in scharfem Kontrast zu den Ergebnissen von 2021, insbesondere bei Technologie- und Umweltrisiken.
Trotz zunehmender Regulierung in den letzten 12 Monaten wurden Umweltprobleme im aktuellen Bericht als deutlich niedrigeres Risiko eingestuft als noch im Vorjahr. Auch technologische Risiken wurden trotz der wachsenden Bedrohung durch staatlich geförderte Cyber-Angriffe in diesem Jahr seltener genannt.
Die Untersuchung zeige, dass die aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Probleme auf dem europäischen Kontinent zu einem Wandel der Risiko-Einschätzung geführt haben, erklärt Marcus Bonn, Chief Risk Officer der Zurich Gruppe Deutschland. Die Klima- und Cyberrisiken seien angesichts der neuen Herausforderungen depriorisiert worden, während die Sorge der Entscheider derzeit vorrangig auf der Energie- und Währungssicherheit sowie auf stabilen geopolitischen Verhältnissen liege. Bonn warnt:
Das Ergebnis darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Klimarisiken weltweit immer mehr Regionen bedrohen und Geschäftstätigkeiten auch weiterhin nur in einem sicheren Cyber-Umfeld prosperieren.
Diese Herausforderungen dürfen Staaten- und Unternehmenslenker nicht aus den Augen verlieren, betont Bonn. Der vom Menschen verursachte Klimawandel lasse sich weder durch Aussitzen erledigen, noch durch halbherziges Engagement heilen.
Deutschland im internationalen Vergleich
Die schnelle beziehungsweise anhaltende Inflation ist für mehr als ein Drittel (37 Prozent) der G20-Befragten das größte Risiko in der diesjährigen Studie, gefolgt von Schuldenkrisen und steigenden Lebenshaltungskosten (jeweils 21 Prozent). Weiterhin wurden geo-ökonomische Auseinandersetzungen von 11 Prozent der G20-Befragten als größtes Risiko identifiziert, gefolgt von weiteren geopolitischen Risiken im Zusammenhang mit Staatszerfall und anhaltender wirtschaftlicher Stagnation von jeweils 5 Proeznt der Befragten.
Die Entscheider aus Deutschland priorisieren die Risiken mit einer leicht anderen Gewichtung. Während hier ebenfalls die Inflation die größten Bedrohungen anführt, werden zudem Preis-Schocks beziehungsweise eine hohe Preis-Volatilität befürchtet. Danach folgen zwischenstaatliche Konflikte beziehungsweise geo-ökonomische Auseinandersetzungen aufgrund von strategischen Ressourcen wie Technologien, Energie oder Bodenschätze. Als fünftgrößtes Risiko wird eine Versorgungskrise mit Rohstoffen angesehen. Die Schuldenkrise liegt bei deutschen Befragten hingegen auf Rang 9.
Im weiteren Sinne zeigen die Ergebnisse auch deutliche regionale Unterschiede zwischen den fortgeschrittenen Volkswirtschaften und den Schwellenländern. Während die wirtschaftlichen Risiken im Zusammenhang mit einer schnellen beziehungsweise anhaltenden Inflation von den Befragten in Europa, Lateinamerika und der Karibik sowie in Ostasien und im Pazifik als größtes Risiko identifiziert wurden, dominierten im Nahen Osten und Afrika sowie Subsahara-Afrika gesellschaftliche Bedenken im Zusammenhang mit der Krise der Lebenshaltungskosten. In Zentralasien und Südasien überwogen zwischenstaatliche Konflikte und Schuldenkrisen die Sorgen. Russland ist in den Daten für 2022 nicht enthalten.
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