Die Beiträge der Privatversicherten sind zwischen 2013 und 2023 um durchschnittlich 2,8 Prozent pro Jahr gestiegen. Die Entwicklung in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) lag im selben Zeitraum mit 3,4 Prozent etwas darüber. Das zeigt eine aktuelle Kurzanalyse des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP).
Ein Beitrag des Verbandes der Privaten Krankenversicherungen e.V.
Für manche mag dieses Ergebnis überraschend wirken, denn in der öffentlichen Debatte werden vor allem die Beitragssteigerungen in der Privaten Krankenversicherung (PKV) thematisiert. Zu einer verzerrten Wahrnehmung tragen indes auch die rechtlichen Vorschriften bei, die der PKV de facto nur alle paar Jahre eine Anpassung erlauben, während die GKV-Beiträge kontinuierlich erhöht werden.
Die Daten aus zehn Jahren zeigen: Privatversicherte haben eine vergleichsweise günstige Beitragsentwicklung. Leider werde der Eindruck oft verfälscht durch ein Wechselbad von mehreren stabilen Jahren und dann plötzlich einer sprunghaften Erhöhung, so Florian Reuther, PKV-Verbandsdirektor. Das liege an überholten gesetzlichen Vorgaben, die einen stetigeren Beitragsverlauf verhindern. Reuther berichtet: "Unsere Reformvorschläge werden auch von Verbraucherschützern unterstützt, aber leider seit Jahren von der SPD in der Regierung blockiert.“
Von vielen unbemerkt steigen die Beiträge in der Gesetzlichen Krankenversicherung automatisch – und zwar aus zwei Gründen: In der GKV zahlen die Versicherten einen festen prozentualen Anteil von ihrem Einkommen. Mit jeder Gehaltserhöhung steigt damit auch der zu zahlende Beitrag automatisch. Zum anderen wird die Beitragsbemessungsgrenze regelmäßig nach oben angepasst. In der Folge stieg der GKV-Höchstbeitrag von 575 Euro im Jahr 2013 auf 808 Euro im Jahr 2023 an. Das ist ein Plus von 40,5 Prozent. Selbst ohne Anpassung des Beitragssatzes, müssen Versicherte in der GKV also regelmäßig mehr zahlen.
Zudem hat die Bundesregierung per Verordnung eine Erhöhung des durchschnittlichen Zusatzbeitrags um 0,3 Prozentpunkte beschlossen. Dies macht es wahrscheinlich, dass die meisten Kassen ihren individuellen Zusatzbeitrag wohl ebenfalls erhöhen werden. Allerdings werden das viele Versicherte zunächst nicht mitbekommen, denn die Koalition hat soeben beschlossen, dass die Krankenkassen ihre Kunden anders als üblich darüber nicht direkt per Brief informieren müssen. Die Entscheidung wird unter anderem von Spiegel-Kolumnist Hermann-Josef Tenhagen scharf kritisiert.
Die Unternehmen der privaten Krankenversicherung informieren hingegen mindestens einen Monat im Voraus transparent über jede notwendige Beitragserhöhung. Im Jahr 2023 wird davon rund ein Drittel der Versicherten betroffen sein.
Anders als in der GKV verwenden die privaten Krankenversicherungen die Beitragseinnahmen nicht nur für die Deckung der laufenden Kosten, sondern bilden auch Rücklagen für die Zukunft. Branchenweit liegt die aktuelle Anpassung bei durchschnittlich 3,7 Prozent und damit nur leicht über dem vom WIP ermittelten langfristigen Wert.
Für die Berechnung hat das WIP die Pro-Kopf-Einnahmen je Versicherten in GKV und PKV verglichen auf Grundlage der Daten von Bundesgesundheitsministerium und PKV-Verband verglichen. Die Veränderungen der GKV-Einnahmen werden zudem ohne Bundeszuschüsse ausgewiesen.
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Der Beitrag für Angestellte oder Selbstständige, die 20 Jahre und länger privat krankenversichert sind, liegt 2023 im Schnitt etwa auf der Höhe von GKV-Versicherten mit mittlerem Einkommen. Ältere PKV-Versicherte zahlen im Durchschnitt nicht mehr als jüngere.
Wettbewerbsverzerrung in der Krankenversicherung beenden
Angestellte in Deutschland müssen im Jahr 2025 deutlich mehr verdienen, um sich zwischen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der Privaten Krankenversicherung (PKV) entscheiden zu können. Die Versicherungspflichtgrenze soll auf 73.800 Euro steigen. Die massive Erhöhung greift in die Wahlfreiheit von Millionen Angestellten ein und verzerrt den gut funktionierenden Wettbewerb zwischen GKV und PKV stärker als bisher.
Beiträge in der privaten Krankenversicherung verstetigen
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Der Mehrumsatz durch Privatversicherte in Arztpraxen und bei anderen Gesundheitsdienstleistern stieg 2021 auf 11,68 Milliarden Euro, rund 150 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Der größte Teil des Mehrumsatzes entfiel auf die ambulant-ärztliche Versorgung.
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