Künstliche Intelligenz gilt als explizit nachhaltigkeitsfördernde Technologie im Kampf gegen den Klimawandel und für eine bessere Ökologie. Viele Studien belegen einen besonderen Zusammenhang von künstlicher Intelligenz und Nachhaltigkeit.
Ein Beitrag von Christian Hintz, Geschäftsführer Christian Hintz Vermögensverwaltung.
Kampf gegen den Klimawandel und gegen soziale Ungleichheit, Förderung einer lebenswerten Welt und Schutz der Umwelt und natürlichen Ressourcen: Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Spätestens seit der Entscheidung für das Maßnahmenpaket „Fit for 55“ der Europäischen Kommission im Juli ist die Bedeutung und der politische Wille zu einer nachhaltigen Lebensweise überall angekommen.
Auch in der Vermögensverwaltung spürt man den Willen schon länger, sich nachhaltig zu betätigen und durch die Bereitstellung von Kapital klima- und sozialfreundliche Projekte und Unternehmen zu fördern. Geld nachhaltig anzulegen, liegt im Trend. Ende 2020 erreichte das Volumen nach aktuellen Erhebungen des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) mit mehr als 335 Milliarden Euro einen neuen Rekordstand, Tendenz steigend.
Dieser Megatrend ist auch im Technologiesektor zu beobachten und es besteht ein besonderer Zusammenhang von künstlicher Intelligenz und Nachhaltigkeit. Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit schließen sich nicht aus, im Gegenteil. Die künstliche Intelligenz beeinflusst die nachhaltige Entwicklung auf allen Ebenen positiv, sodass Anleger*innen durch ein spezifisches KI-Konzept ihr Portfolio nicht nur um einen herausragenden Zukunftstrend ergänzen, sondern eben auch durch messbare und nachweisbare Nachhaltigkeitswirkungen.
Vielzahl spezifischer Ansatzpunkte für Nachhaltigkeit
So hat eine Studie der Beratungsgesellschaft Deloitte beispielsweise herausgestellt, dass es im Technologiesektor eine Vielzahl spezifischer Ansatzpunkte für Nachhaltigkeit gebe, angefangen mit dem Energiebedarf von Cloud-Diensten über stark globalisierte Lieferketten bis hin zum Einsatz kritischer Rohstoffe bei der Chipproduktion. Konkret heißt es in der Studie:
„Nachhaltiges Wirtschaften ist in Deutschland zu einem verbreiteten Zielbild von Unternehmen geworden. Dies gilt auch und besonders für den Technologiesektor. Tatsächlich bietet dieser eine Vielzahl spezifischer Ansatzpunkte, angefangen mit dem Energiebedarf von Cloud-Diensten über stark globalisierte Lieferketten bis hin zum Einsatz kritischer Rohstoffe bei der Chipproduktion. Inzwischen haben sich zahlreiche Tech-Unternehmen selber Zielvorgaben auferlegt, um ihre Geschäftstätigkeit mit gesellschaftlichen Wertvorstellungen und ökologischen Belangen in Einklang zu bringen.“
Den besonderen Zusammenhang von künstlicher Intelligenz und Nachhaltigkeit hat auch die Beratungsgesellschaft PwC in einer Studie herausgestellt. Künstliche Intelligenz kann in zahlreichen Wirtschaftssektoren und Situationen zum Einsatz kommen, um zur Bewältigung von Umweltauswirkungen und des Klimawandels beizutragen. Dazu gehören beispielsweise KI-gesteuerte saubere Energienetze, Umweltüberwachung und -einhaltung oder auch verbesserter Wetter- und Katastrophenschutz. Nach Schätzungen der Studie könnte die KI-Nutzung für Umweltschutzmaßnahmen im Jahr 2030 bis zu 5,2 Billionen US-Dollar zur Weltwirtschaft beitragen.
Parallel dazu könnte die Anwendung von KI-Hebeln die weltweiten Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um 4 Prozent reduzieren. Das wären insgesamt 2,4 Gigatonnen CO2-Emissionen – diese Menge entspricht der gesamten erwarteten Emissionsmenge von Australien, Kanada und Japan im Jahr 2030. Neben der Produktivitätssteigerung könnte die Nutzung von KI zu 38,2 Millionen neuen Arbeitsplätzen in der gesamten Weltwirtschaft führen. Im Zuge dieses Transformationsprozesses würden dabei neue und hochqualifizierte Berufe entstehen.
KI in der Zukunft für den Schutz von Umwelt und Klima einzusetzen
Die künstliche Intelligenz gilt vielen Expert*innen als einer der Gamechanger im Kampf gegen den Klimawandel und für eine bessere Ökologie. So heißt es zum Beispiel beim Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI):
„Unsere Gesellschaft steht vor der Herausforderung, schnell und effizient Lösungen für große Probleme wie Klimawandel, Verschmutzung der Meere, steigende Meeresspiegel, verheerende Unwetter, Nahrungsknappheit, wachsende Weltbevölkerung, Urbanisierung ohne Rücksicht auf Mensch und Natur und weltweite Krankheitsausbrüche zu finden. Vor dem Hintergrund gilt es, das ‚Werkzeug KI‘ in der Zukunft möglichst effektiv für den Schutz von Umwelt und Klima einzusetzen.“
Ein konkretes Beispiel dafür: Um herauszufinden, wie es um die Weltmeere bestellt ist, treiben zahlreiche autonome Tauchbojen durch die Ozeane und sammeln Daten. In Oldenburg arbeiten Forscher*innen am Einsatz von künstlicher Intelligenz und neuartiger Sensorik, um die Datenmengen besser und schneller auswerten zu können. Kernstück der Müllerfassung ist ein neuartiger Algorithmus, der am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), Forschungsbereich Marine Perception, in Kooperation mit dem Zentrum für Marine Sensorik des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) an der Universität Oldenburg entwickelt wurde.
Das System dient weltweit als Werkzeug, um die Spuren des Plastikmülls bis zu den Quellen sichtbar zu machen. Professor Oliver Zielinski, Leiter des DFKI-Forschungsbereichs und des ICBM-Forschungszentrums, sagt in einem DFKI-Bericht:
Dieses Werkzeug wollen wir Behörden, Bürgern und Organisationen für einen besseren Umweltschutz zur Verfügung stellen.
Prozesse effizienter und energiesparender zu gestalten
Auch der KI Bundesverband e. V. hat in seiner Studie „Wie Künstliche Intelligenz Klimaschutz und Nachhaltigkeit fördern kann“ nachgewiesen, wie groß die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz sei. Diese habe großes Potenzial, Prozesse effizienter und energiesparender zu gestalten und die Entwicklung neuer Technologien, wie der Kernfusion, zu beschleunigen und fundierte Entscheidungen durch akkurate Prognosen zu fördern.
Mit zukunftsweisenden Themen, wie etwa dem autonomen Fahren, sei KI vor allem auch im Mobilitätssektor schon heute präsent und werde ebenso in vielen Bereichen der Landwirtschaft eingesetzt. Der führende Chiphersteller Nvidia beispielsweise schreibt zum Thema Verantwortung und Nachhaltigkeit:
"Für uns steht der Mensch an erster Stelle, von Technologien, die sich positiv auf die Menschheit auswirken, bis hin zum Kampf gegen den Klimawandel.“
Das wirkt sich auch positiv auf eine Kennziffer wie das „ESG Risk Rating“ aus, das bei Nvidia sehr niedrig ist. ESG-Risiko-Ratings messen das Ausmaß, in dem der wirtschaftliche Wert eines Unternehmens durch ESG-Faktoren gefährdet ist, oder, technisch ausgedrückt, das Ausmaß der nicht gemanagten ESG-Faktoren eines Unternehmens. Je niedriger das Risiko, desto höher die nachhaltigkeitsorientierte Werthaltigkeit eines Investments.
Mit solchen Titeln positionieren sich Investor*innen im Bereich der künstlichen Intelligenz deutlich aufseiten einer explizit nachhaltigkeitsfördernden Technologie und ergänzen ihr Portfolio nicht nur um künstliche Intelligenz als einen der herausragenden Zukunftstrends, sondern eben auch durch messbare und nachweisbare Nachhaltigkeitswirkungen.
KI-Investments können die Antwort auf die großen Herausforderungen an den Kapitalmärkten sein und den Wünschen der Anleger*innen entsprechen, an den Entwicklungen der herausragenden Zukunftstechnologie ohne Einschränkungen teilzuhaben und damit einen Beitrag für die weitere Portfoliodiversifikation zu leisten.
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