Nach dem Sprung über die Marke von 4.000 US-Dollar je Feinunze bleibt der Goldpreis im Fokus der Finanzmärkte. Während die apoBank bereits am Dienstag zur Diversifikation mit Gold riet, sehen Rohstoffexperten von Ofi Invest und Julius Bär weiterhin gute Chancen für eine Fortsetzung der Rallye – wenn auch mit vorübergehenden Dämpfern.
Mit dem Überschreiten der 4.000-Dollar-Marke hat der Goldpreis Anfang Oktober ein neues Allzeithoch erreicht. Schon gestern betonte Sarah Schalück, Client Portfolio Managerin der apoBank, dass Gold „ein unverzichtbarer Bestandteil der strategischen Portfoliodiversifikation“ bleibe. Nun äußern sich weitere Marktbeobachter – und sehen das Edelmetall trotz des Rekords weiterhin auf einem stabilen Fundament.
Zentralbanken als Preistreiber
Nach Einschätzung von Benjamin Louvet, Head of Commodities bei Ofi Invest Asset Management, spielt die fortgesetzte Nachfrage der Notenbanken eine zentrale Rolle für die Goldpreisentwicklung:
„Physisches Gold macht mittlerweile einen größeren Anteil der Zentralbankreserven aus als US-Staatsanleihen – zum ersten Mal seit 1996. Die Abkopplung vom US-Dollar schreitet weiter voran, da viele Institutionen ihre Anlagen diversifizieren und ihre Goldbestände aufstocken.“
Auch die Investmentnachfrage habe spürbar zugenommen: Seit Juni 2024 seien die Bestände in Gold-ETFs um über 10 Millionen Unzen gestiegen. Dennoch liege das Niveau noch unter den Rekordwerten von 2020 – ein Hinweis darauf, dass der Markt „nicht überhitzt“ sei und weiteres Aufwärtspotenzial habe. Eine kurze technische Korrektur hält Louvet zwar für möglich, sieht aber wenig Anzeichen für eine nachhaltige Schwäche:
„Eine Abschwächung könnte allenfalls einsetzen, wenn die Zentralbanken ihre Käufe reduzieren oder sich das globale Wachstum stärker erholt. Solange die geopolitischen Spannungen hoch bleiben, spricht wenig gegen eine anhaltend feste Nachfrage.“
Julius Bär: Fundamentale Rahmenbedingungen bleiben günstig
Auch Carsten Menke, Head Next Generation Research bei Julius Bär, bestätigt den strukturellen Aufwärtstrend. Mit einem Plus von mehr als 50 Prozent seit Jahresbeginn sei Gold auf dem Weg, die beste Jahresperformance seit 1979 zu erzielen. Die wichtigsten Treiber seien eine sich abkühlende US-Wirtschaft, niedrigere Zinsen und ein schwächerer US-Dollar.
„Der jüngste Preisanstieg wurde zusätzlich durch Bedenken über die Unabhängigkeit der US-Notenbank und den politischen Stillstand in den USA angeheizt“, so Menke. Zwar seien die Auswirkungen bislang begrenzt, doch die Kombination aus niedrigen Realzinsen und geopolitischer Unsicherheit bleibe stützend.
Kurzfristig sei eine Konsolidierung möglich, falls Anleger Gewinne mitnehmen oder Spekulanten ihr Engagement reduzierten. „Ein Fall von ‚zu schnell, zu weit‘ würde aber eher eine Verschnaufpause als eine Trendwende bedeuten“, so Menke. Julius Bär hat seine Kursziele daher auf 4.150 US-Dollar (3 Monate) und 4.500 US-Dollar (12 Monate) angehoben. Auch Silber solle im Kielwasser der Goldrallye profitieren, mit Zielwerten von 50 bzw. 54 US-Dollar je Unze.
Anhaltende Suche nach sicheren Häfen
Trotz des Rekordniveaus sehen die Analysten Gold weiter als stabile Anlageklasse in unsicheren Zeiten. Zentralbankkäufe, geopolitische Risiken und ein schwächerer Dollar bilden laut beiden Experten eine solide Grundlage für den Preis. Während Louvet die Nachfragepolitik der Zentralbanken als Schlüsselfaktor hervorhebt, verweist Menke auf die geldpolitischen Rahmenbedingungen: Da die US-Notenbank einen Lockerungszyklus begonnen habe, sei ein starker Gegenwind für Gold derzeit unwahrscheinlich.
Damit verdichten sich die Einschätzungen der Marktbeobachter zu einem gemeinsamen Fazit: Nach der Rekordjagd dürfte es zwar Phasen der Konsolidierung geben – strukturell aber sprechen viele Faktoren weiterhin für ein hohes Bewertungsniveau des Edelmetalls.
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